Hypo findet Belege für Millionenüberweisungen nicht

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Die Kärntner Bank findet die Belege für die 3,2 Mio. Euro, die Ex-Hypo-Chef Kulterer für den Waffenindustriellen Glock abgehoben haben soll, nicht. Kulterers Anwalt kündigt unterdessen eine Klage gegen die "CSI Hypo" an.

Wien. Die Enthüllung, dass angeblich der Waffenindustrielle Gaston Glock hinter dem Geldkoffer von Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer steht, sorgt für ein gerichtliches Nachspiel. Kulterers Anwalt, Ferdinand Lanker, kündigte rechtliche Schritte gegen die von Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) eingesetzte „CSI Hypo“ an. Er sieht in der Veröffentlichung des Namens jenes Bankkunden, für den Kulterer in Liechtenstein 3,2 Mio. Euro abgehoben hat, einen Bruch des Bankgeheimnisses und der Verschwiegensheitspflicht.

Lanker wirft der „CSI Hypo“ vor, mit dem Namen Glock an die Öffentlichkeit gegangen zu sein, was diese jedoch bestreitet. Glocks Anwalt war am Montag nicht erreichbar. Eine bereits für Sonntag angekündigte Stellungnahme ist bislang nicht eingetroffen. Aus dem Umfeld von Glock wehrt man sich heftig, in die Hypo-Affäre hineingezogen zu werden. Das BZÖ und die Kärntner Freiheitlichen dementieren vehement, dass ihnen die drei Mio. Euro über Mittelsmänner zugeflossen sein sollen. Trotzdem bleiben Fragen offen: Warum reiste Kulterer 2005 persönlich nach Liechtenstein, um den Geldkoffer in Empfang zu nehmen? „Wenn ein Kunde sein Geld haben will, dann sind wir dazu verpflichtet, dem nachzukommen“, hatte der frühere Banker Anfang Dezember erklärt. Er habe das Geld abgehoben und dem Kunden ausgehändigt. Wer glaube, dass er die Millionen für sich behalten habe, müsse ihn ja für „bescheuert halten“, so Kulterer.

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt gibt sich zu Auskünften über Glock schweigsam. Auf die Frage, ob der Industrielle im Hypo-Verfahren zu den 60 Beschuldigten gehört, heißt es: „Kein Kommentar.“

Kulterer bestreitet Vorwürfe

Laut Christian Rauscher, einem früheren Bereichsleiter der Hypo, sollen diskrete Hypo-Geschäfte und volle Geldkoffer nicht ungewöhnlich gewesen sein. Geheime Koffer seien von Kroatien über Österreich nach Liechtenstein ausgeflogen worden, immer von einem Vorstand begleitet. Diese Darstellung wird von Kulterer und dem früheren Hypo-Vorstand Günter Striedinger bestritten. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Im Argen liegen dürfte bei der Hypo jedenfalls das Berichtswesen: Um auf die Spur der 3,2 Mio. Euro zu kommen, war die Bank auf die Angaben von Kulterer angewiesen. In der Bank sollen die Belege nicht auffindbar sein, wie es heißt. Ein Banksprecher meint dazu: „Kein Kommentar.“

Rätselhaft ist auch eine andere Überweisung, bei der es um 51 Mio. Dollar geht. Die „CSI Hypo“ fand kürzlich heraus, dass über dasselbe Konto, von dem die 3,2 Mio. Euro abgeholt wurden, auch noch 51 Mio. Dollar in die Karibik (an die Bank of Bermuda) geflossen sind. Auch hier sollen Belege verschwunden sein. Die „CSI Hypo“ will wissen, von wem die Millionen stammen und erstattete Anzeige gegen unbekannte Täter wegen Verdachts auf Geldwäsche. Aus dem Umfeld von Glock werden Berichte, dass der Industrielle etwas mit diesen 51 Mio. Dollar zu tun hat, bestritten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2011)

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