Hypo Alpe Adria: Hoher Verlust auch im Vorjahr

Hypo Alpe Adria erlitt
Hypo Alpe Adria erlitt(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Verkauf bis 2014 angepeilt. Derzeit haftet die öffentliche Hand noch immer mit 22 Mrd. Euro für Hypo-Verbindlichkeiten. Zu konkreten Geschäftszahlen für 2010 wollte Vorstandsvorsitzender Kranebitter keine Stellung nehmen.

Wien/Ju. Die 2009 notverstaatlichte Hypo Alpe Adria hat auch 2010 wieder hohe Verluste geschrieben, soll aber bis zum nächsten Jahr in die Gewinnzone geführt werden. Das sagte der Vorstandsvorsitzende der Bank, Gottwald Kranebitter, am Freitag im Wiener Klub der Wirtschaftspublizisten. In Südosteuropa gehe es im Einklang mit der dortigen Wirtschaftsentwicklung schon wieder bergauf. Das Österreich-Geschäft bereite aber noch Probleme, so Kranebitter. Allerdings sei der österreichische Teil der Bank in der Vergangenheit auch mit fragwürdigen Auslandsgeschäften, unter anderem in Deutschland, belastet worden.

Gelingen soll die Sanierung mit einer kräftigen Redimensionierung der Bank (auf annähernd die Hälfte) und mit einer stärkeren Fokussierung auf das Primäreinlagengeschäft. Dort gebe es schon erste Erfolge: Im Vorjahr sei das Volumen der Spareinlagen um 300 Mio. Euro gewachsen.

Auf Spareinlagen „vergessen“

In den zehn Jahren vor der Notverstaatlichung sei das Einsammeln von Spareinlagen – ein Kerngeschäft jeder Bank – stark vernachlässigt worden, weil sich die Bank sehr leicht durch mit Landesgarantien abgesicherte Anleihen refinanzieren konnte. Derzeit haftet die öffentliche Hand noch immer mit 22 Mrd. Euro für Hypo-Verbindlichkeiten. Für 20 Milliarden davon steht das Land Kärnten gerade – was fast dem Zehnfachen des Landesbudgets entspricht. Die mit Haftung versehenen Anleihen müssen bis 2017 zurückgezahlt werden, was laut Kranebitter durchaus machbar sei. Und wenn nicht? „Dann werden sie schlagend“, meinte der Hypo-Sanierer trocken.

Ziel sei es jedenfalls, die Bank schon bald so weit saniert zu haben, dass sie verkauft werden kann. Angestrebt werde ein Verkauf im Ganzen, sodass das Südosteuropa-Netzwerk mit dem Holding-Sitz in Klagenfurt erhalten werden könne. Ein Abverkauf einzelner Banken in Südosteuropa käme nur infrage, wenn dabei ein deutlich besserer Preis als beim Totalverkauf erzielt werden könne.

Den Zeitrahmen für den Verkauf gibt die EU vor: Bis 2014 sollte das geschehen sein. Kranebitter will aber das Ziel verfolgen, die Bank schon vorher verkaufsfähig zu machen – und so zu verkaufen, dass die Republik den größten Teil des eingesetzten Geldes wieder zurückbekomme.

Wahrscheinlich wird die Bank beim Verkauf noch immer Hypo Alpe Adria heißen, obwohl dieser Name „massiv beschädigt“ sei. Eine Umbenennung hätte 50 Mio. Euro gekostet – und ist deshalb verworfen worden.

Zu konkreten Geschäftszahlen für 2010 wollte Kranebitter noch nicht Stellung nehmen. Die Abschreibungen und Vorsorgen haben im Vorjahr aber wieder deutlich mehr als eine Mrd. Euro ausgemacht. Spekulationen, dass der „hohe Verlust“ 2010 wieder an die Milliardengrenze herangekommen sei (2009 waren es 1,58 Mrd. Euro gewesen), wollte der Hypo-Chef nicht kommentieren.

Kroatien „enteignet“ Hotels

Auf dem kroatischen Markt könnte der Hypo (und anderen österreichischen Banken) übrigens neues Ungemach drohen: Wie berichtet plant die kroatische Regierung, die Grünflächen rund um Hotels und Campingplätze zu enteignen und an die Gemeinden „rückzuführen“. Eine Reihe von österreichischen Investoren hat in kroatische Hotels investiert – und die Grundstücke mit Hypotheken belastet. Die Verärgerung darüber ist in Österreich relativ groß. Ein prominenter SP-Politiker dazu zur „Presse“: „Ich verstehe das nicht. Wollen sich die Kroaten bei den EU-Beitrittswerbern vielleicht wieder hinten anstellen?“

Auf einen Blick

Die Hypo Alpe Adria soll 2012 wieder Gewinne sehen und (stark abgespeckt) 2014 verkauft sein. Bis dahin sieht der Vorstandsvorsitzende Gottwald Kranebitter aber noch eine „Monster“-Sanierungsaufgabe vor sich. Eine Änderung des massiv beschädigten Markennamens wurde aus Kostengründen verworfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2011)

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