Flughafen-Hauptversammlung: Managerboni erst ab 2012

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Viele kritische Fragen bei der Hauptversammlung: Der teure Terminal Skylink wird das Ergebnis des Airports wegen hoher Abschreibungen ab 2012 schwer belasten. Dann dürfte auch die Dividende gekürzt werden.

Wien/Eid. War es die mächtige Konkurrenz der royalen Hochzeit, das schöne Frühlingswetter oder die Resignation, dass das Finanzdebakel rund um den Terminal Skylink beim Flughafen Wien nicht mehr rückgängig gemacht werden kann? Oder blieben viele Aktionäre der Flughafen-Hauptversammlung am Freitag wegen hoher Abschreibungen und drohenden Dividendenkürzungen fern?

Aus den schütter besetzten Reihen kamen zwar viele, zum Teil äußerst kritische Fragen. Die Entlastung wurde dem „alten“ Vorstand und Aufsichtsrat, der die Kosten- und Zeitüberschreitung beim Skylink zu verantworten hat, aber nicht verwehrt.

Möglicherweise stimmte sogar den mit den Zuständen am Flughafen hart ins Gericht gehenden Kleinanleger-Präsidenten Wilhelm Rasinger der Umstand milde, dass das ehemalige Managertrio auf die Boni warten muss. Zusätzlich zum Fixgehalt von 254.000 Euro stehen Herbert Kaufmann, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid für 2010 Boni von je rund 165.000 Euro zu. Die Hälfte davon ist an die nunmehr für Mitte 2012 vorgesehene Inbetriebnahme des Skylink gekoppelt. „Diese Skylink-Prämie wird für 2009, 2010, 2011 und 2012 erst ausbezahlt, wenn alle Ziele erreicht sind“, kündigte Interims-Aufsichtsratschef Karl Samstag an. Auch über die andere Bonushälfte für 2010 habe man noch nicht entschieden. Eine Nachricht, die nicht nur Rasinger gern hörte. Schließlich lösten Berichte über die Boni große Empörung aus.

Konsulentenvertrag in Schwebe

Zu diesen Aufräumarbeiten im „Intrigantenstadel, der kräftig ausgemistet gehört“, wie Rasinger meinte, gehört auch die Untersuchung der sogenannten „Schmutzkübelkampagne“. Eine solche soll Kaufmann beim umstrittenen PR-Berater Peter Hochegger bestellt haben, um unliebsame Geschäftsleute zu diffamieren. Die interne Revision habe bisher keine Unterlagen dazu gefunden, sagte Interims-Flughafen-Chef Christoph Herbst. „Nur wenn wir geklärt haben, dass die Vorwürfe nicht stimmen, erhält Kaufmann einen Konsulentenvertrag“, betonte Herbst.

Kaufmann, der Ende 2010 abgesetzt wurde, konnte nichts zur Aufklärung beitragen – er war bei der Hauptversammlung nicht anwesend.

Der Skylink, dessen Kosten unter den zuletzt veranschlagten 830Mio. Euro liegen sollen, weil doch kein Totalübernehmer zur Fertigstellung engagiert wird, bildete das zentrale Thema der Aktionärsversammlung. Für Rasinger ist die Ursache für das Desaster kein strafrechtliches Vergehen: „Dilettantismus, Dummheit und Selbstüberschätzung sind hierzulande ja kein Straftatbestand.“ Es gehe vielmehr um ein „System“, das von „Seilschaften“ geprägt sei, die die Politik missbrauchten.

Das Bauwerk hat bisher „nur“ die Verschuldung hochgetrieben – das Gearing (Nettoverschuldung gemessen am Eigenkapital) lag Ende 2010 bei 81 Prozent. Ab 2012 werden die Abschreibungen, die Herbst mit 50 Mio. Euro pro Jahr bezifferte, das Ergebnis und wahrscheinlich auch die Dividendenzahlungen empfindlich belasten. Zum Vergleich: 2010 erwirtschaftete die Flughafen Wien AG einen Überschuss von 45,24 Mio. Euro.

Privatisierung kaum möglich

Die hohen Verbindlichkeiten sind übrigens auch der Stolperstein für eine Vollprivatisierung des Flughafens. Sie wurde zuletzt von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) ins Spiel gebracht. Die Länder Wien und Niederösterreich dominieren mit einem Anteil von je 20 Prozent das Geschehen am Airport.

Ein Darlehen der Europäischen Investitionsbank (EIB) über 400 Mio. Euro, ein Schuldscheindarlehen über 203,5 Mio. Euro und die Staatsgarantie von 300 Mio. Euro wurden unter einer „Change-of-Control-Klausel“ abgeschlossen. Das heißt, dass sie bei einem Kontrollwechsel in der Aktionärsstruktur sofort zurückgezahlt werden müssen.

Auf einen Blick

Der Flughafen Wien hat vier neue Aufsichtsräte: Gabriele Domschitz, Bettina Glatz-Kremsner, Ewald Kirschner und Wolfgang Ruttenstorfer. Sie lösen Johannes Coreth, Alfred Reiter, Karl Samstag und Karl Skyba ab. Einen neuen Präsidenten gibt es nicht, diese Position wird für Christoph Herbst freigehalten, der bis Jahresende interimistisch Flughafen-Chef ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2011)

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