Studie: 43 Prozent der KMUs schreiben Verluste

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Ertragslage der österreichischen Klein- und Mittelbetriebe ist wenig berauschend. Ein weiteres Problem ist die hohe Lohnnebenkostenbelastung. Die Bank Austria ortet bei vielen Firmen "Plan- und Ziellosigkeit".

Wien/Höll. Die Ertragslage der Klein- und Mittelbetriebe ist wenig berauschend: 43 Prozent der Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern machen Verluste. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der KMU Forschung Austria, die am Mittwoch mit der Bank Austria vorgestellt wurde. Einpersonenfirmen und Kleinstbetriebe rutschen häufiger in die roten Zahlen als Mittelständer. Doch auch 34 Prozent der Unternehmen, die zwischen zehn und 250 Leute beschäftigen, sind nicht profitabel.

Laut Angaben des Kreditschutzverbands von 1870 sind davon die Bau- und Kfz-Branche, aber auch Finanzdienstleister betroffen. „Zwar sind seit der Krise die Umsätze wieder gestiegen, doch hier konnte die Ertragssituation nicht mithalten“, sagt KSV-Geschäftsführer Roland Führer. Im Zuge der Krise sei es zu Preisanpassungen nach unten gekommen. Viele Firmen tun sich jetzt schwer, die Preise zu erhöhen.

Ein weiteres Problem ist die hohe Lohnnebenkostenbelastung, bei der Österreich in der Europäischen Union im Spitzenfeld liegt Die KMU Forschung Austria fordert seit Längerem steuerliche Anreize. In Deutschland können beispielsweise Privatpersonen die Kosten für einen Handwerker bis zu einem gewissen Betrag steuerlich absetzen. Mit dieser Maßnahme wird auch die Schwarzarbeit eingedämmt.

Im Gegensatz zu anderen Ländern sind Österreichs Firmen bei der Kapitalaufnahme vor allem auf Kredite von Banken angewiesen. Diese werden sich künftig wegen der neuen Eigenkapitalvorschriften, im Fachjargon „Basel III“ genannt, verteuern.

Firmen fürchten sich vor Basel III

Erste-Bank-Chef Andreas Treichl warnte in diesem Zusammenhang vor einer Kreditklemme. Er forderte Österreichs Politiker auf, sich gegen Basel III zur Wehr zu setzen. Denn Banken müssen etwa griechische Staatsanleihen, die als Ramsch eingestuft werden, mit null Eigenkapital unterlegen. Für Darlehen an Firmen mit guter Bonität müssen Finanzinstitute zwischen drei und acht Prozent Eigenkapital vorhalten. Der genaue Wert hängt vom internen Rating und von den Sicherheiten ab.

Laut der von der KMU Forschung präsentierten Studie rechnen 31 Prozent der befragten Unternehmen wegen Basel III mit Problemen bei der Kreditgewährung. „Höhere Eigenkapitalquoten werden in Zukunft die Kredite wahrscheinlich leicht verteuern. Doch die Auswirkungen sind überschaubar“, meint dagegen Bank-Austria-Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Wesentlich schwerwiegender seien etwa Risken, die durch die jüngst angekündigten Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank entstehen. Bruckbauer geht davon aus, dass sich der 3-Monats-Euribor (ein wichtiger europäischer Referenzzinssatz) von derzeit 1,44Prozent in einem Jahr auf 2,3Prozent verteuern wird.

Die Bank Austria rät daher Firmen, sich auf das Kreditgespräch gut vorzubereiten. Bei vielen Betrieben herrsche „Ziel- und Planlosigkeit“, klagt Bankvorstand Rainer Hauser. 52 Prozent der Betriebe mit zehn bis 250 Mitarbeiter verfügen über keinen schriftlichen Unternehmensplan. Es werde zwar „mit der Größe besser“, aber selbst von Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten sei jede Dritte planlos.

Auf einen Blick

Von den 300.000 Klein- und Mittelbetrieben schreiben laut einer Studie 43Prozent Verluste. Betroffen sind vor allem die Bau- und Kfz-Branche, aber auch Finanzdienstleister. Sorgen bereitet den Unternehmen neue Eigenkapitalvorschriften, weil dadurch Kredite teurer werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2011)

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