Am Flughafen Wien siegt der Proporz

Flughafen Wien
Flughafen Wien(c) dapd (Ronald Zak)
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Analyse. Julian Jäger und Günther Ofner sind die neuen Chefs des Wiener Airports. Die alte Machtordnung der Hauptaktionäre Wien und Niederösterreich bleibt somit erhalten.

Eine Doppelführung aus zwei international versierten Flughafen-Managern wäre ein Wunder gewesen - aber die geschehen bekanntlich nur sehr selten, und schon gar nicht am Flughafen Wien. Dabei stand am Beginn der Suche nach zwei neuen Vorständen sehr wohl die Forderung nach Fachleuten und die Beteuerung der beiden Länder Wien und Niederösterreich, die als Großaktionäre das Geschehen am Airport bestimmen, dass sie auf ihr im Syndikatsvertrag fixiertes Vorschlagsrecht verzichten. Unter den mehr als hundert Bewerbern fanden sich auch etliche interessante Kandidaten.

Dann wurde aber wieder heftig interveniert, intrigiert und antichambriert. Als sich der mächtige Landesfürst Niederösterreichs, Erwin Pröll (ÖVP), tatsächlich für einen internationalen Kapazunder stark machte, herrschte zwischen ihm und seinem Wiener Amtskollegen Michael Häupl (SPÖ) Eiszeit.

Am Dienstag fand das Proporzspiel ein Ende: Der Aufsichtsrat kürte Julian Jäger, den Chef des zum Wiener Airport gehörenden Flughafens Malta, und Günther Ofner, Vorstand der Burgenland-Holding, zu den neuen Flughafen-Chefs. Die beiden, die schon lange als „kleinster gemeinsamer Nenner" kolportiert wurden, treten ihren neuen Job am 5. September an; die Verträge laufen fünf Jahre. Der nach dem Skylink-Debakel geforderte Neuanfang ist damit erfolgt.

Die Kostenexplosion auf über 800 Millionen Euro und massive Zeitüberschreitung beim Terminal, die laut Rechnungshof durch Missmanagement, Fehlplanung und Mängel in der Baukontrolle entstanden waren, führten zur vorzeitigen Ablöse des alten Managements. Herbert Kaufmann schied mit Jahresende 2010 aus, die Verträge von Ernest Gabmann und Gerhard Schmid wurden auf Ende 2011 verkürzt. Aufsichtsratschef Christoph Herbst übernahm interimistisch die Führung, er scheidet Ende August aus und wird Verfassungsrichter.

Jäger und Ofner wird in ihren angestammten Jobs sehr gute Arbeit beschieden. Aber: Jäger war von Anfang an auch Favorit des Wiener Rathauses. Der Oberösterreicher war schon während seines Jusstudiums beim VSStÖ und ist seither in der SPÖ bestens verankert. Der 40-Jährige leitet seit 2007 den Flughafen Malta. Der ist zwar mit 3,1 Millionen Passagieren ein Airport-Zwerg, er wurde aber 2010 von der Flughafenvereinigung ACI zum besten Flughafen Europas gekürt. Jäger, so heißt es, habe auch das Zeug, in Wien strategisch etwas weiterzubringen.

Ofner wurde von Ex-EVN-Chef Burkhard Hofer unterstützt, der im Flughafen-Aufsichtsrat sitzt. Der Einfluss des Landesenergieversorgers in Niederösterreich ist nicht zu unterschätzen. Der 54-jährige Jurist Ofner saß als Vertreter des ÖAAB in der Arbeiterkammer, war Lehrbeauftragter an der Uni Wien und Vorstand beim burgenländischen Energieversorger Bewag, bevor er Chef des Telekomanbieters UTA wurde. Seit 2005 ist der Vorstand der Burgenland-Holding.

Ofner ist auch Aufsichtsrat bei der Begas und der Beratungsgruppe Plaut sowie Vorstand der „Freunde der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Privatstiftung". Deren Stifter ist Karlheinz Muhr, ein Freund von Karl-Heinz Grasser und ein Berater der Investmentbank Lehman im Rahmen des Buwog-Verkaufs.

An der Börse wurde die Entscheidung abgestraft: Die Flughafen-Aktie fiel mit 32,13 Euro auf ein 52-Wochen-Tief.

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