Der letzte Konsum steht vor dem Aus

(c) APA (ARCHIV DER STADT LINZ)
  • Drucken

16 Jahre nach dem Niedergang des Konsum-Imperiums steht die letzte Genossenschaft vor dem Konkurs. Sanierung des Konsum Salzkammergut dürfte scheitern. Es müssten 20 Prozent der Forderungen befriedigt werden.

Linz/Wien/Cim. Die Rettung der letzten Konsum-Filialen dürfte aller Voraussicht nach scheitern. Die Konsum-Genossenschaft Salzkammergut ist im Mai in die Insolvenz geschlittert. Für die Sanierung müssten aus dem Verkauf des Vermögens 20 Prozent der Forderungen befriedigt werden. Das werde nicht gelingen, erwartet Masseverwalter Peter Posch. Er geht von offenen Forderungen von 4,5 bis fünf Mio. Euro aus. Welche davon anerkannt werden, wird sich am morgigen Donnerstag weisen.

Dann geht das Insolvenzverfahren am Landesgericht Wels in die erste Runde. Für eine Sanierung müssten aus der Verwertung des Konsum-Vermögens nach obiger Rechnung 900.000 bis eine Million Euro lukriert werden. Der Masseverwalter erwartet aber, dass nur etwa die Hälfte zusammenkommt.

Genossenschafter müssten zahlen

Schließlich habe die Genossenschaft ihre Geschäftslokale nach und nach verkauft und zurückgemietet. Also können nur die Einrichtung und das Warenlager an die Pfeiffer GmbH, an die acht der elf verbleibenden Filialen gehen, verkauft werden. Pfeiffer (dazu gehören auch Unimarkt und Nah& Frisch) hat Anfang Juli diese acht der elf Standorte – neun davon sind in Oberösterreich, zwei in Salzburg – übernommen und sucht nun selbstständige Kaufleute, die sie nach einer Zustimmung der Kartellbehörden weiterführen.

Auch die etwa 120 verbleibenden Konsum-Mitarbeiter sollen dort weiterbeschäftigt werden. Zwei Standorte konnten nicht an Pfeiffer verkauft werden, weil Konkurrent Adeg, der auch an der Übernahme Interesse hatte, dort Vermieter ist. Was mit den verbleibenden Filialen passieren wird, sei noch nicht fix, sagt Konsum-Salzkammergut-Geschäftsführer Andreas Löffelmann.

Auch der Konsum-Fleischwaren- und Backbetrieb ist von der Insolvenz betroffen. Noch versorgt dieser die Geschäfte mit frischer Ware, aber er soll geschlossen werden. Das würde 35 Mitarbeiter treffen. Kann Konsum die im Sanierungsplan vorgesehene Quote nicht erfüllen, kommt es zum Konkurs. In diesem Fall wird die Haftung der rund 2900 Genossenschafter schlagend. Sie müssten in Höhe ihrer Einlage Geld beisteuern. Das wären 143 Euro pro Kopf.

Zu den Genossenschaftern zählen viele langjährige Kunden, auch zahlreiche Pensionisten. Er dürfe, so Posch, auf diese Haftung nicht verzichten. Wenn keine andere Lösung gefunden wird müsse er die Beiträge eintreiben. Einige der Genossenschafter sind schon verstorben. Daher erwartet der Masseverwalter nicht die volle Summe, sondern nur weitere 350.000 Euro.
1995, als der Konsum Österreich die größte Pleite der zweiten Republik hinlegte, wurde ein Ausgleich durchgedrückt. Wäre es zu einem Konkurs gekommen, hätte jedes der 700.000 Mitglieder mit 6000 Schilling (436 Euro) gehaftet. Letztendlich mussten die Mitglieder aber keinen Cent bezahlen. Auch bei der Insolvenz des Konsum Ausseerland 2001 mussten die Genossenschafter nicht zahlen.

Vom Fall des Imperiums verschont

Die Pleite des Konsum-Imperiums vor 16Jahren betraf die Genossenschaft im Salzkammergut nicht, weil die selbstständig geblieben war. Ab 1999 kooperierte sie mit Adeg, das brachte Einsparungen und sicherte die Versorgung mit dem Rewe-Sortiment.

Aber mit dem Vordringen der großen Supermarktketten, ihrer modernen Filialen und Rabattschlachten ins innere Salzkammergut kam der Konsum in Bedrängnis: Die Umsätze sind von 2007 bis 2010 um etwa ein Viertel auf 15,7 Mio. Euro gesunken, die Zahl der Mitglieder ging erheblich zurück, die Genossenschaft häufte Millionenschulden an.

Also wurde die Zahl der Filialen von 16 auf elf reduziert, Mitarbeiter abgebaut, Liegenschaften und Geschäfte verkauft und zurückgemietet. Die Sanierung gelang nicht. Heuer im Mai konnte Konsum nicht mehr zahlen, Adeg stellte die Lieferung ein. Das löste das Insolvenzverfahren aus. Nun beliefert der Großhändler Pfeiffer die Filialen und soll sie schrittweise übernehmen – wenn er Kaufleute findet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.