Schierhackl: "Asfinag wird Schulden zurückzahlen"

(c) Mirjam Reither
  • Drucken

Der Schuldenberg von zwölf Milliarden. Euro ist laut Asfinag-Vorstand Klaus Schierhackl kein Problem für den Autobahnbetreiber. Die Autobahnmaut fließe nämlich immer und die große Zeit des Ausbaus sei vorbei.

Die Presse: Die Asfinag wird per Jahresende Schulden von ungefähr zwölf Mrd. Euro haben. Möglicherweise müssen sie durch die Vorgaben aus Brüssel ab 2014 komplett in die Staatsverschuldung eingerechnet werden. Sind Sie für ein Ende des „Schulden-Versteckens“?

Klaus Schierhackl: Ich gehe nicht davon aus, dass die Asfinag-Schulden 2014 den Staatsschulden zugerechnet werden. Das wäre auch nicht logisch. Bei der Asfinag ist ja sicher gestellt, dass sie die Schulden selbst zurückzahlen kann und dafür keine Steuermittel notwendig sind. Und das ist das entscheidende Kriterium für Eurostat. Auf den Autobahnen wird es immer Verkehr geben, die Mauteinnahmen werden daher auch immer fließen.

Derzeit wird aber noch mehr ausgegeben als an Maut eingenommen. Ab wann soll der Schuldenberg nicht mehr anwachsen?

Man sollte bei der Asfinag nicht immer von einem Schuldenberg reden. Wir haben über 2000 Kilometer Autobahnen. Solche Investitionen müssen natürlich auch mit Fremdkapital finanziert werden. Das ist weltweit so üblich. Für uns ist die fiktive Schuldentilgungsdauer entscheidend – also das Verhältnis zwischen Verschuldung und verfügbarem Cash Flow. Das muss ausgewogen sein. Derzeit haben wir eine fiktive Schuldentilgungsdauer von 25 Jahren. Das ist für langfristige Infrastruktur ein durchaus guter Wert. Solange wir unter einer Verschuldung von 14 Mrd. Euro bleiben, sind wir noch innerhalb der Zielvorgabe einer fiktiven Schuldentilgungsdauer von 30 Jahren.

Wann wird die Asfinag die 14 Mrd. Euro erreichen?

Mit dem derzeit geplanten Bauvolumen wird es um das Jahr 2018 herum soweit sein. Ab dann soll die Verschuldung jedoch wieder leicht sinken. Wir haben bei der Asfinag ja die gute Situation, dass wir die Projekte teilen und damit nach hinten verschieben oder redimensionieren können. Das haben wir im Rahmen der Evaluierung im Vorjahr bereits gemacht. Wir haben kein großes Einzelprojekt, das wir weiterbauen müssen, wenn es einmal angestoßen worden ist. Wir werden also auf jeden Fall die Schuldentilgungsdauer von 30 Jahren nicht überschreiten. Alles andere wäre verantwortungslos.

Ab dem Ende dieses Jahrzehnts soll die Bautätigkeit also zurückgehen. Sind dann alle Autobahnen und Schnellstraßen gebaut?

Es gibt natürlich auch Strecken, die nach 2019 noch vorgesehen sind. Das sind aber vielfach Strecken, bei denen umstritten ist, ob sie überhaupt noch gebraucht werden. Ich persönlich glaube, dass nicht mehr viel gebaut werden wird. Der Widerstand der Menschen gegen neue Straßen wird zunehmend größer – beispielsweise bei der S37 (der Verbindung vom steirischen Murtal nach Klagenfurt, Anmerkung). Die große Zeit des Autobahnbaus ist jedenfalls schon vorbei.

Wann ist die Asfinag dann schuldenfrei?

Wir könnten spätestens 30 Jahre nach dem Ende des Ausbaus schuldenfrei sein. Wie sich die Asfinag in den kommenden 30 bis 40 Jahren entwickelt, ist aber jetzt noch nicht zu sagen.

Entscheidend für die Asfinag sind ja nicht nur die Ausgaben, sondern auch die Mauteinnahmen. Diese gingen während der Krise stark zurück. Inzwischen haben sie sich erholt. Was machen Sie bei einer neuen Rezession?

Mit 500 Mio. Euro kommt ein Drittel der Mauteinnahmen aus der Pkw-Vignette. Sie sind de facto unabhängig von der konjunkturellen Situation. Bei der restlichen Milliarde, die durch die Lkw-Maut zusammenkommt, hatten wir während der Krise etwa 15 Prozent Rückgang. Das war im Verhältnis zu vielen anderen Branchen ein sehr moderates Minus. Auf den Autobahnen sind ja viele Produkte des täglichen Lebens unterwegs, die auch während einer wirtschaftlichen Krise transportiert werden. Sollte es einen wirklich drastischen Rückgang geben, könnten wir das Bauprogramm weiter verkleinern. Derzeit haben wir aber Maut-Zuwächse zum Vorjahr von vier bis fünf Prozent.

Die Lkw-Maut wurde 2004 eingeführt. 2014 läuft der ursprüngliche Vertrag aus. Er kann bis maximal 2019 verlängert werden. Was werden Sie machen?

Das System läuft sehr gut und wir sind damit außerordentlich zufrieden. Wir gehen also davon aus, dass wir es bis Ende 2018 nutzen werden.

Und was soll danach kommen?

Wir sind bei der Technologie völlig offen. Entscheidend ist für uns nur, dass das System stabil funktioniert. Gegen Ende dieses Jahrzehnts wird sicher das Thema Galileo groß diskutiert werden (ein europäisches Satellitennavigationssystem, das auch für Mauten verwendet werden kann, Anmerkung).

Wäre es dann nicht auch ein Leichtes, ein Road-Pricing für Pkw einzuführen?

Das ist ein Irrglaube. Lkw machen nur 15 Prozent der gesamten Fahrleistung auf den Straßen aus. Bei einem generellen Road-Pricing hätte man also viel mehr Fahrzeuge, die vom System verarbeitet werden müssten. Zusätzlich müssen ja auch die Fahrzeuge – egal ob in- oder ausländisch – entsprechend ausgerüstet werden. Das ist alles bei privaten Kunden viel schwieriger als bei den gewerblich genutzten Lkw. Ich bin also sehr sicher, dass in absehbarer Zeit kein Road-Pricing kommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild
Österreich

Asfinag zahlt erstmals seit 2008 Dividende

Konjunkturelle Aufschwung im vergangenen Winter und Frühjahr macht sich auch beim heimischen Autobahnbetreibers Asfinag bemerkbar. Der Gewinn des Autobahnbetreibers soll um 21 Prozent auf 399 Mio. Euro steigen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.