Stefan Ottrubay: Der Herr der Wälder

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Esterházy-Neffe Stefan Ottrubay verwaltet eines der größten Vermögen Österreichs. Er kann sich eine Vermögenssteuer vorstellen – aber nur unter Bedingungen und plädiert für eine grundlegende Reform des Systems.

Stefan Ottrubay verwaltet eines der größten Vermögen Österreichs. Als Neffe Melinda Esterházys gehört er zu jener Familie, die über 44.000 Hektar Grundbesitz (dazu gehören auch große Teile des Neusiedler Sees), wovon etwa die Hälfte bewirtschaftet wird, verfügt. Stefan Ottrubay verwaltet das Vermögen als Generaldirektor der Stiftungen und der Betriebe Esterházy.
Ein großes Erbe, auch mit unangenehmen Nebenwirkungen. Geht es um eine Reichensteuer, stand auch Stefan Ottrubay schon als Repräsentant des Feindbildes „Reicher“, nebst Alfred Mensdorff-Pouilly und Richard Lugner, im Rahmen einer Kampagne der Sozialistischen Jugend Burgenland am Pranger. „Ein Appell an die einfachen Gefühle, auch das gehört zum politischen Prozess“, gibt sich Ottrubay gelassen.
Über eine Reichensteuer spricht Stefan Ottrubay nicht gerne: „Das ist der falsche Begriff.“ Vielmehr sollte es in der Debatte um die Effizienz des Steuersystems, die Progressionskurve und Verteilungsfragen gehen. „Ich kann mir eine Vermögenssteuer in Zukunft sehr gut vorstellen“, sagt Ottrubay. Er plädiert für eine grundlegende Reform des Systems: „Wenn wir im Dezember unseren Mitarbeitern Leistungs-Tantiemen auszahlen, dann gelangen von 100 Euro genau 46 Euro in die Weihnachtstüte des Mitarbeiters. Das ist leistungshemmend“, klagt Ottrubay. Will der Staat mehr Geld, so müsse er ein deutliches Zeichen setzen, dass er mit seinen Mitteln besser umgeht. Besonders im regionalen Bereich oder bei Investitionsmitteln sieht Ottrubay viele Reserven. Vorschläge, zugleich den Höchststeuersatz auf Einkommen zu heben und Vermögen stärker zu besteuern, sehe er „mit Erstaunen“.
„Es ist viel Populismus dabei, aber in einer so schwierigen Zeit setzt ein Verteilungskampf ein.“ Dabei müsse man bedenken, dass jedes Drehen an einer Steuerschraube zu Ausweichmanövern führt. Sprich: Wohlhabende könnten das Land verlassen. Für das Stiftungsvermögen sei das kein Thema, aber für nachkommende Generationen sei die Frage „Wo kann ich zu welchen Bedingungen leben?“ relevant.
Freilich habe ein Wohlhabender die Verpflichtung, einen gesellschaftlichen Betrag zu leisten: „Als Unternehmer leistet er ohnehin viel, daher muss man zwischen aktiven und ruhenden Vermögen unterscheiden.“ Schließlich brauche man private Vermögen für Investitionen. Und die Verwaltung eines großen Vermögens, das sei auch eine große Verantwortung.

„Vermögen positiv besetzen.“
Er wünscht sich, dass Vermögen, wie im angelsächsischen Raum, in Österreich positiv besetzt wäre. Vermögende haben eine moralische Pflicht, sich sozial zu engagieren: „Aber wenn es eine Hetze auf ,die Reichen' gibt, werden diese denken: Warum soll ich mich einsetzen?“ Das Engagement der Esterházys beschreibt er als „schwergewichtig“ im kulturellen und sozialen Bereich.  ?

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