Erste Group erhöht Kapitalbedarf auf 750 Mio. Euro

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ERSTE GROUP: TREICHL(c) APA/GEORG HOCHMUTH (Georg Hochmuth)
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Erste Group meldet einen höheren Betrag für die neue Zielquote von neun Prozent. Die Bank macht einen Quartalsverlust von 1,49 Milliarden Euro.

Der Chef der Erste Group, Andreas Treichl, hat am Freitag den Kapitalbedarf der Erste Group auf bis zu 750 Millionen Euro geschätzt, um die von der europäischen Aufsicht bis Juni 2012 neu vorgegebenen Zielquoten beim harten Kernkapital (neun Prozent) zu erfüllen. Treichl gab diese Prognose bei einer Analystenkonferenz in London ab. Der Kapitalbedarf wird von UBS-Analysten aber mit 800 Millionen Euro etwas höher erwartet- Ob die Erste in der Lage wäre, dieses Kapital ausschließlich aus Erträgen zu decken, ließen die UBS-Experten hingegen offen. Der Kapitalbedarf wurde als "key risk" für die nächsten Quartale eingestuft.

Zuvor hat die Erste Group am Freitag ihre mit Spannung erwartete Zwischenbilanz gelegt. Wegen hoher Abschreibungen auf Ost-Banken, Staatspapiere und Credit Default Swap-Abwertungen hat die Bank im dritten Quartal 2011 einen Verlust von 1,49 Milliarden Euro verbucht. Nach neun Monaten lag der Nettoverlust bei 973 Millionen Euro.

Die Vergleichsdaten für 2010 hat die Erste Group rückwirkend angepasst (korrigiert), weil Credit Default Swaps nicht mehr länger als Garantien bewertet werden konnten, sondern als Derivate und damit zum Marktwert verbucht werden mussten. Damit wurden die vorjährigen Gewinne rückwirkend geringer.

Die rückwirkende CDS-Abwertung führt auch dazu, dass der Bonus für den Erste -Vorstand nachträglich gekürzt wird.

"CDS-Portfolie abgebaut"

Erste-Chef Andreas Treichl berichtete, dass das CDS-Portfolio von 5,2 Milliarden Euro per Ende September "bis gestern auf 0,3 Milliarden Euro abgebaut" worden sei. Der Rest werde in den nächsten Tagen folgen. Nach Erste-Angaben wurden die Positionen am Markt verkauft. Daraus erwuchsen keine zusätzlichen negativen Effekte auf die Ergebnisrechnung.

Treichl nannte mehrere Möglichkeiten, wie die Kapitalquoten seiner Gruppe gestärkt werden könnten: Eine Option wäre es, den Haftungsverbund mit den Sparkassen beizubehalten, die Sparkassen aber dennoch zu dekonsolidieren. Weil damit unterlegungspflichtige risikogewichtete Aktiven zurückgehen würden, wären damit schon 0,4 Prozentpunkte beim Kapital gewonnen, rechnet die Erste. Durch den Verkauf eines milliardenschweren CDS-Pakets in den vergangenen drei Wochen seien ebenfalls schon Risiken reduziert worden.

FMA ermittelt

Weil Erste-Chef Andreas Treichl am 29. September in einem Reuters-Interview erklärt hatte, die Bank halte an ihrer Gewinnprognose für 2011 fest - und knapp zwei Wochen später eine Verlustwarnung über 800 Millionen Euro machen musste, ermittelt seit einigen Tagen die Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen des Verdachts der Marktmanipulation und Verletzung der Ad-hoc-Pflicht. Treichl hat sich am Freitag in seinem Aktionärsbrief zum Neunmonatsergebnis gegen Vorwürfe verteidigt.

Treichl sprach von "Unklarheit", die es in dem Zusammenhang in Österreich gegeben habe. In den Medien sei berichtet worden, "ich hätte für Ende September ein - tatsächlich nicht existierendes - Gewinnziel bestätigt, obwohl jeder, der die Erste Group genauer beobachtet, weiß, dass wir schon seit mehr als drei Jahren keine Gewinnprognosen gemacht haben."

Stattdessen, so der Erste-Chef, veröffentliche die Erste Group einen Ausblick auf das operative Ergebnis. Treichl: "Während mein Hinweis auf ein starkes Betriebsergebnis im ursprünglichen, deutschsprachigen Bericht von Reuters sehr wohl enthalten war, war dies bei darauf folgenden Medienberichten offenbar nicht mehr der Fall. "Das ist meiner Ansicht nach äußerst bedauerlich", schreibt Treichl seinen Aktionären, "allerdings auch nicht verhinderbar".

(APA)

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