Immobilien: Benko greift nach Kaufhof-Gruppe

(c) Clemens Fabry
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Der Tiroler Immobilien-Tycoon will mit seinem griechischen Partner George Economou in Deutschland den bisher größten Deal der Signa Holding landen: Rene Benko will die deutsche Warenhauskette Kaufhof übernehmen.

Frankfurt/Wien/Eid/red. Wenn Rene Benko aktiv wird, steht ein großer Coup bevor. Denn der 34-jährige Tiroler, der mit seiner Signa Holding binnen zehn Jahren ein vier Mrd. Euro schweres Immobilien-Imperium geschaffen hat, kleckert nicht. Er klotzt. Jetzt plant der jüngste Immobilien-Tycoon Österreichs seinen bisher größten Deal: Er will die deutsche Warenhauskette Kaufhof übernehmen. Dafür müsse er dem Handelskonzern Metro zumindest 2,4 Mrd. Euro bieten – allein, um einen Blick in die Bücher werfen zu können.
Benko bestätigt der „Presse“ die Kaufabsicht: „Aufgrund der laufenden Verhandlungen kann ich aber kein Statement abgeben“, ließ er wissen. Auch Metro bestätigte Gespräche, mit Signa und auch mit dem Karstadt-Eigentümer Nicholas Berggruen. „Es handelt sich um erste sondierende Gespräche“, sagte Metro-Sprecher Kilian Rötzer. Von konkreten Verhandlungen oder einem Verkaufsabschluss sei Metro aber noch „weit entfernt“. Der von Signa ins Spiel gebrachte Preis zeige, dass die Gruppe es „ernst meine“.

Wertvolle Standorte

Dass die Verhandlungen erst am Anfang sind, wird von Insidern bezweifelt. Mittwochabend stand der Verkauf der 134 Kaufhof-Warenhäuser nämlich auf der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung. Metro-Boss Eckhard Cordes berichtete über den Stand der Gespräche. Eine Entscheidung soll vor Weihnachten fallen, heißt es. Was Kaufhof so interessant und wertvoll macht: Jeder zweite Standort befindet sich im eigenen Besitz.
Benko stemmt den Kauf freilich nicht allein: Mit an Bord ist sein Partner, der griechische Reeder George Economou. Griechenlands reichster Reeder, dessen Privatvermögen auf 1,7 Mrd. Dollar geschätzt wird, peilt eine breitere Streuung seiner Investments an, berichtet das „Handelsblatt“. Im Selfmademan Benko hat er den idealen Türöffner auf dem Immobiliensektor gefunden. Mit dem Tuchlauben-Projekt in der Wiener Innenstadt ist der Tiroler hierzulande auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Zwischen Bognergasse und Tuchlauben entsteht in und um die ehemalige Bawag-Zentrale eine Luxusgeschäftsmeile. Gleich benachbart hat Benko auch die ehemalige Länderbankzentrale am Hof gekauft, wo das Luxushotel Park Hyatt einzieht. Weil auch das Haus mit dem „Meinl am Graben“ zum Signa-Reich gehört, wird vom Benko-Viertel gesprochen.
Liegenschaften besitzt die Signa aber auch in der Kärntner Straße und der Mariahilfer Straße. Dazu kommt das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. Aber auch in Deutschland ist Benko kein Unbekannter: Dort besitzt die Signa ein Immobilien-Portfolio von rund einer Milliarde, mit dem Gebäude der Deutschen Börse in Frankfurt, den ehemaligen Karstadt-Häusern Oberpollinger und Sporthaus in München sowie eine wertvolle Liegenschaft in Hamburg.
Seit Metro-Boss Cordes Kaufhof zur Disposition stellte, wurde – noch vor der Rettung der insolventen Karstadt-Gruppe durch Berggruen im Vorjahr – über einen Zusammenschluss der Handelsketten und die Vision einer „Deutschen Warenhaus AG“ spekuliert.

Vision einer Warenhaus AG

Deshalb wird nun auch eine Allianz zwischen Benko/Economou und Berggruen nicht ausgeschlossen. Der Spross des Picasso-Sammlers und Mäzens Heinz Berggruen und der Reeder, der eine 2000 Gemälde umfassende Sammlung klassischer Moderne besitzt, hätten allein über die Malerei genügend Anknüpfungspunkte. Öffentliche Auftritte sucht man bei Economou vergebens, während Benko sein spektakuläres Büro im Wiener Palais Harrach gerne für Feste öffnet. Da geben sich auch die prominenten Mitglieder des Signa-Beirats ein Stelldichein: Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Ex-Bank-Austria-Chef Karl Samstag, Casinos-Chef Karl Stoss und Susanne Riess-Passer.
Economou nützte die in Griechenland seit Onassis bestehende Steuerfreiheit für Reedereien. Seine erste Firma, Alpha Shipping, schlitterte aber laut „Handelsblatt“ 1999 in die Pleite, als eine Finanzierung platzte. Schon sechs Jahre später war Economou mit der Containerschiff-Firma Dry Ships aber wieder groß im Geschäft.

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