Streik bei der Post abgewendet

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Streit um Mitarbeitergespräche: Post-Vorstand und Personalverterter einigten sich darauf, eine neue Betriebsvereinbarung auszuarbeiten.

In der Nacht auf Dienstag haben sich Unternehmensführung und Personalvertretung der Post auf rasche Gespräche zu allen Streitpunkten geeinigt, die zuletzt zu Streikdrohungen der Gewerkschaft geführt hatten. Einige Arbeitsgruppen wurden eingesetzt, ihre personelle Besetzung gleich beschlossen, sodass die Arbeit rasch beginnen kann. Ergebnisse soll es in den meisten Fällen vor Jahresende geben.

Das Unternehmen setzt alles daran, die Einkommen auf aktuellem Niveau zu erhalten und verspricht, keine Aufgaben großflächig auszulagern. Die Mitarbeiter sollen dafür bei ihren Aufgaben flexibler werden. Künftig soll es jährlich mit allen "Leistungsgespräche" geben.

Der Streit im Unternehmen hatte sich daran entzündet, dass die Post leistungsbezogene Mitarbeitergespräche geführt hat - aus Sicht der Gewerkschaft vorrangig mit jenen, die knapp vor einer De-facto-Unkündbarkeit standen. Diese Gespräche wurden ausgesetzt, so die Vereinbarung. Für Postgewerkschaftschef Helmut Köstinger eines der vordringlichsten Ziele in der Auseinandersetzung. Bis Jahresende soll es eine neue Betriebsvereinbarung geben, die festschreibt, wie mit Mitarbeitergesprächen umzugehen ist.

Einkommensverlust bei Zustellern

Durch die Anschaffung neuer Maschinen zur Sortierung von Werbematerial fällt künftig einiges an Arbeit - und damit an Einkommen - für die Zusteller weg. Köstinger geht von bis zu 20 Prozent Einkommensverlusten bei Briefträgern aus. Um dies zu verhindern, soll "Arbeit umgeschichtet" werden: "Wir nehmen andere Arbeit herein, sodass Zusteller voll ausgelastet sind", sagte Köstinger am Dienstag zur APA.

Bisher wurde die Zustellung von Werbematerial als Prämie zusätzlich vergütet, auch wenn das im Rahmen der Arbeitszeit erfolgte. Nun soll alles in die Wochendienstleistung eingerechnet werden, so Köstinger. Es werde eine "saubere Abgrenzung der Tätigkeiten" geben, "die alten Prämienmodelle passen nicht mehr". Auch für Filialnetzmitarbeiter sollen Einkommensverluste "abgefedert" werden. Allerdings gebe es auch "Belastungsgrenzen" für die Mitarbeiter, die nicht überschritten werden dürften.

Pölzl: "Arbeit neu verteilen"

„Leistungskultur und Wertschätzung der Mitarbeiter sind kein Widerspruch. Für gute Leistung soll es auch weiterhin faire Entlohnung geben. Dort wo aber Leistungen wegfallen, muss die Arbeit neu verteilt werden", nennt das Generaldirektor Georg Pölzl in einer heutigen Aussendung.

Die Gewerkschaft bietet ihrerseits mehr Flexibilität der Mitarbeiter bei ihrer Aufgabendefinition an. In der Vereinbarung von 2002 seien die Tätigkeiten von Briefzustellern und im Filialnetz "stark eingegrenzt" worden, sagte Köstinger heute, diese Vereinbarungen seien "nicht mehr zeitgemäß". Köstinger will aber nicht unbedingt zusätzliche Tätigkeiten, sondern "alle Tätigkeiten in die Arbeitsplatzberechnung einrechnen".

Personalreserven werden aufgestockt

Die Unternehmensführung hat in den Verhandlungen, die bis vier Uhr früh dauerten, auch zugesagt, dass wie 2008 versprochen an allen Dienststellen eine Personalreserve von neun Prozent aufgebaut wird. Pro Bundesland soll es "Springerpools" zur Abdeckung kurzfristiger Ausfälle geben. Schon in wenigen Tagen soll erhoben werden, wie viele Personen fehlen. Flächendeckende Auslagerungen, etwa zur Tochterfirma Feibra, soll es nicht geben.

Die Personalvertretung wird künftig enger eingebunden, wenn beamtete Mitarbeiter in die Frühpension geschickt werden sollen. Mitreden wird die Gewerkschaft auch beim Leitbild der Post. Schließlich sind sich beide Seiten einig, dass künftig jedem Fall nachgegangen wird, wenn sich Mitarbeiter schlecht behandelt fühlen.

Der Streikbeschluss bleibt formal aufrecht. "Wir ziehen ihn erst zurück, wenn ein Ergebnis vorliegt", so Köstinger.

(Ag.)

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