Hypo Tirol: 120 Millionen Euro Verlust in Italien

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Symbolbild(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Nach der Hypo Alpe Adria gibt es jetzt auch bei der Tiroler Hypo gravierende Probleme. In Italien wurden Millionen in den Sand gesetzt. Bank spricht von einem „kriminellen Vorgehen“ und schaltet die Justiz ein.

Wien/Höll. Bei den Hypobanken reißen die Probleme nicht ab. Die Kärntner Hypo Alpe Adria musste vom Staat vor der Pleite gerettet werden. Jetzt überrascht die Hypo Tirol, die zu 100 Prozent dem Land gehört, mit einem Rekordverlust in Italien. In einer Ad-hoc-Meldung teilte sie am Freitag mit, dass heuer bei der italienischen Tochter zusätzliche Kreditvorsorgen von bis zu 120 Mio. Euro anfallen. Im Zuge von Umstrukturierungen sei das Kreditportfolio „eingehend geprüft und analysiert“ worden, erklärte Bankchef Markus Jochum. „In mühevoller kriminalistischer Kleinstarbeit“ seien in den letzten Monaten 30.000 Seiten an Kreditakten in Italien unter die Lupe genommen worden. Hunderte Fälle mussten rekonstruiert werden.
Das Institut behält sich nun rechtliche Schritte vor. „Alle Verantwortlichen werden vollumfassend zur Rechenschaft gezogen“, so Jochum. Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft und bei der Finanzmarktaufsicht seien in Vorbereitung. Das Ausmaß wie auch das Zusammenkommen der Kreditgeschäfte lasse auf ein „kriminelles Vorgehen sowie auf eine bewusste Täuschung der Bank schließen“, heißt es in einer Aussendung.
Die Kreditanträge seien mangelhaft dokumentiert worden, es gab Mängel bei der Bewertung von Sicherheiten sowie fehlende Sorgfalt bei der Risikoeinschätzung. Die Hypo hat die Vorstände der Italien-Tochter sowie die dafür verantwortlich leitenden Mitarbeiter des Amtes enthoben beziehungsweise freigestellt. Die Betroffenen bestreiten alle Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Im Krisenfall springt der Steuerzahler ein

Die Hypo Tirol gehört zu den führenden Banken in Westösterreich. Wegen der Probleme in Italien wird sie heuer einen Verlust von zumindest 110 Mio. Euro ausweisen. Das Institut kämpft seit Jahren mit Problemen. 2009 hat sie nach einer 72,5 Mio. Euro teuren Abschreibung nur knapp positiv bilanziert. Vor Steuern blieb damals ein minimaler Gewinn von zwei Mio. Euro übrig.
Auch 2010 lief es nicht viel besser. Damals wurde ein Vorsteuerergebnis von 2,1 Mio. Euro verbucht. Seit Jahren beobachtet die Bankenaufsicht die Entwicklung im Hyposektor mit Argusaugen. Mehrmals wurden die Bundesländer aufgefordert, die Hypos zu privatisieren.
Denn sie gelten als Spielwiese der jeweiligen Landeshauptleute. Diese schicken ihre Vertrauensleute in die Aufsichtsräte der Banken. Es sei kein Zufall, dass bei den Hypos immer wieder Probleme entdeckt werden, so die Aufsicht. Im Krisenfall muss der Steuerzahler einspringen. Ähnlich wie in Kärnten haften fast alle Bundesländer mit Milliarden für ihre Banken.
Bereits in den Jahren 2009/2010 wurde die Hypo Tirol von der Notenbank (OeNB) und der Finanzmarktaufsicht (FMA) auf den Kopf gestellt. Diese warfen dem Institut „mangelndes Risikobewusstsein“ vor. Daraufhin wurde die Führungsmannschaft ausgetauscht. Zuerst nahm Hypo-Chef Hannes Gruber den Hut, später wurden die anderen beiden Vorstände abgelöst.
Die Schwierigkeiten hängen mit der Auslandsexpansion zusammen. Die Tiroler wollten im großen Stil neue Märkte erobern. Es wurden Filialen in Italien und in Deutschland eröffnet. Wegen Ungereimtheiten bei der Finanzierung eines Solarkraftwerks in Bayern ermittelt die Staatsanwaltschaft, wobei sich hier die Hypo als Opfer eines Betrugsfalls sieht. Der neue Generaldirektor Jochum soll die Bank umbauen. Er kündigte eine „konsequente Ausrichtung“ auf den „Kernmarkt Tirol“ an. Dies ist auch mit einem Jobabbau verbunden. Laut früheren Angaben soll die Zahl der Mitarbeiter von 730 auf 670 schrumpfen.
Der zuständige Eigentümervertreter Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sagte am Freitag, die Probleme in Italien seien ein „Rückschlag in der Neuausrichtung der Hypo“. Er, so Platter, habe im Vorjahr mit dem Austausch der Führungsetage einen klaren Schnitt gesetzt. „Dass in diesem Zusammenhang immer noch Altlasten auftauchen, ist sehr ärgerlich.“
Die Entwicklung bei der Landesbank wird in Tirol zum Politikum. Die Opposition will wissen, ob das Land der Hypo Millionen zuschießen muss. Doch die Eigentümervertreter versichern, dass „unmittelbar“ keine Landes- oder Bundeshilfe notwendig sei.

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