Jungunternehmer fürchten um Finanzierung

Symbolbild
Symbolbild(c) BilderBox.com (BilderBox.com)
  • Drucken

Acht von zehn jungen Firmenchefs sehen Schwierigkeit, einen Kredit zu bekommen, als größte Hürde für ihr Fortkommen. Alternative wären private Geldgeber. Die sind in Österreich aber selten wie in kaum einem Land.

Wien/Auer. Knapp 30.000 Österreicher haben auch im abgelaufenen Jahr 2011 wieder eine Firma gegründet. Glaubt man den Statistiken, werden sieben von zehn Jungunternehmern ihren Betrieb zumindest bis ins Jahr 2015 retten können. An guten Ideen und motivierten Mitarbeitern mangelt es nicht. Als größte Hürde für ihr Wachstum sehen Gründer die Frage: Woher soll das Geld für die nötigen Investitionen kommen?

Das ist das Ergebnis einer Market-Umfrage unter knapp 1300 Unternehmern bis zu 40 Jahren im Auftrag der Interessenvertretung Junge Wirtschaft (WKO). Neun von zehn Befragten vertrauen demnach auf Bankkredite, fast ebenso viele setzen ihr Erspartes für die Firma ein, und acht von zehn greifen zumindest auf ein paar der 44.000 Förderungen in Österreich zu. Im heurigen Jahr könnte die Finanzierung der Expansionswünsche aber schwierig werden. Zumindest sehen das die Jungunternehmer selbst so.

Obwohl ihre Investitionspläne für 2012 bescheiden sind – fast die Hälfte will mit maximal 30.000 Euro zusätzlich auskommen –, sehen 77 Prozent in der Finanzierung durch Banken eine „große“ oder „sehr große“ Hürde. „Derzeit ist die Situation für junge Unternehmer sehr beunruhigend“, sagt Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft. Schon heute müssten viele Unternehmer knapp vor der Produktreife wieder aufgeben, wenn Fördermittel auslaufen und sich die Banken bei einer erneuten Kreditvergabe zieren.

„Business-Angels“ werden langsam aktiv

Private Investoren, wie „Business-Angels“ oder „Venture Capital“-Geber, die dann in vielen anderen Ländern oft einspringen, gibt es in Österreich kaum (siehe Grafik). Derzeit müsse ein heimisches Unternehmen eher darauf hoffen, von US-Investoren entdeckt und ins Silicon Valley gelockt zu werden, als dass sich ein österreichischer Investor findet, kritisiert Roth.

Zwar haben sich jüngst einige Initiativen gebildet, etwa der „Business Angels“-Fonds SpeedInvest rund um Ex-Banker Daniel Keiper-Knorr und die Internet-Unternehmer Oliver Holle und Markus Wagner. Dennoch nehmen nur 37 Prozent der befragten Jungunternehmer private Investoren überhaupt als tatsächlich abrufbare Geldquelle wahr. Drei Viertel sehen das Fehlen privater Geldgeber als Erschwernis für ihr Geschäft.

„2012 kommt Krise – aber nicht bei uns“

Um die Finanzierungsprobleme der Jungunternehmer zu lindern, fordert Roth die Einführung eines 50.000 Euro hohen Steuerfreibetrags für Beteiligungen sowie die sofortige Einführung der GmbH „light“ mit geringeren Eigenkapitalanforderungen.

Die Jungunternehmer selbst bleiben trotz allem optimistisch: So erwarten zwar 70 Prozent der Befragten für das heurige Jahr ein wirtschaftliches Krisenszenario. Acht von zehn jungen Selbstständigen fühlen sich darauf aber „gut“ bis „sehr gut“ vorbereitet. Nur zwei Prozent gaben an, gar nicht vorbereitet zu sein. Immerhin sieben von zehn Unternehmern gehen davon aus, dass ihre Erträge heuer konstant bleiben oder steigen werden – frei nach dem Motto: „2012 kommt die Krise, aber nicht bei uns“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.