Hypo Alpe Adria: Zehn Milliarden Euro faule Kredite

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THEMENBILD: HYPO ALPE ADRIA BANK(c) APA/GERT EGGENBERGER (Gert Eggenberger)
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Bei der Hypo Alpe Adria ist die Zahl der faulen Kredite auf einen neuen Rekordstand gestiegen. 800 Stellen werden gestrichen.

Wien/Höll. Der österreichische Steuerzahler wird sich noch länger mit der maroden Hypo Alpe Adria herumschlagen müssen. Die Zahl der Problemkredite ist mittlerweile auf zehn Milliarden Euro gestiegen, sagte Bankchef Gottwald Kranebitter am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Das bedeutet, dass mehr als ein Viertel aller Darlehen als „faul“ einzustufen sind. Das gesamte Kreditvolumen bezifferte Kranebitter mit 36 Mrd. Euro. Bei anderen österreichischen Banken liegt der Anteil der Problemkredite bei durchschnittlich fünf Prozent.

Als der Staat die Hypo Ende 2009 übernommen hatte, lagen die sogenannten „Non-Performing Loans“ – das sind Kredite, die schon wertberichtigt wurden oder ausfallsgefährdet sind – bei 7,4 Milliarden Euro. Doch mittlerweile hat sich die Lage in vielen Ländern Südosteuropas verschlimmert. Trotzdem geht Kranebitter aus heutiger Sicht davon aus, dass der Steuerzahler nicht noch einmal einspringen muss.

Bislang steckte der Bund 1,5 Mrd. Euro in die Rettung des Kärntner Instituts. Ex-Finanzminister Hannes Androsch vermutet, dass die Hypo Österreich weitere vier Mrd. Euro kosten wird. Androsch ist Vize-Aufsichtsratschef der Fimbag, die für die staatlichen Bankenhilfsgelder zuständig sind. Das Finanzministerium weist seine Berechnungen zurück.

Neuer Sanierungsplan für die EU

Von den zehn Mrd. Euro hat die Hypo bislang rund 3,5 Mrd. wertberichtigt. Den Rest will Kranebitter mit verschiedenen Maßnahmen abbauen. So werden mit den Kunden beispielsweise neue Rückzahlungsmodalitäten vereinbart oder Sicherheiten fällig gestellt. Dadurch soll das Volumen an faulen Krediten jährlich um 1,5 bis 2,5 Mrd. Euro sinken.

Vor Kurzem reichte die Hypo bei den EU-Behörden in Brüssel einen überarbeiteten Sanierungsplan ein. Demnach sollen heuer die Töchter in Österreich, Italien und Südosteuropa für den Verkauf hergerichtet werden.

Eigentlich sucht Kranebitter schon seit vergangenem Sommer Interessenten für die Bankentöchter in Österreich und Italien. Doch das Verfahren wurde auf Eis gelegt. Denn alle infrage kommenden österreichischen Großbanken wie Erste Bank, Bank Austria und Raiffeisen Zentralbank winkten ab. Jetzt hofft Kranebitter, dass sich die Situation ab Mitte 2012 langsam bessert. Denn derzeit sind alle Großbanken damit beschäftigt, die von der Europäischen Bankenaufsicht vorgeschriebenen Kapitalquoten zu erfüllen. „Das genaue Verkaufsdatum hängt freilich von der Erholung der Märkte ab“, sagt der Hypo-Chef.

Noch heuer einen neuen Eigentümer für die Südosteuropa-Tochter präsentieren zu können sei „unrealistisch“, da müsse man eher in einem Zeithorizont von zwei Jahren denken.

Haftungen in Milliardenhöhe

Um die Interessentensuche zu erleichtern, werden bei den zum Verkauf stehenden Töchtern die faulen Kredite herausgenommen und in eine sogenannte „Abbaubank“ transferiert. Dem Vernehmen nach steht die im Finanzministerium ansässige Finanzprokuratur als Eigentümervertreter diesem Plan kritisch gegenüber. Sie befürchtet, dass der Staat im schlimmsten Fall auf Schrottdarlehen in Milliardenhöhe sitzenbleibt. Hinzu kommen öffentliche Haftungen von 18,5 Mrd. Euro. Davon entfallen weniger als eine Mrd. Euro auf den Bund und der Rest auf das Land Kärnten. Kranebitter zeigt sich allerdings zuversichtlich, dass die Haftungen fristgerecht bis 2017 abgebaut werden können.

Derzeit ist die Hypo gerade dabei, 100 Mio. Euro einzusparen. Dazu werden 800 Jobs gestrichen, was zehn Prozent der Beschäftigten entspricht. Dieser und andere Schritte sollen dazu beitragen, dass die Bank heuer erstmals seit vielen Jahren wieder einen nachhaltigen Gewinn erzielen wird. 2011 wurde laut Kranebitter ein Ergebnis „nahe der Nulllinie“ erwirtschaftet. Details dazu will er im März präsentieren.

Im Zuge der Aufarbeitung der Vergangenheit hat die Hypo bislang 1000 Geschäftsfälle überprüft. Letztendlich habe sich aber nur bei 20 bis 30 „großen Fällen“ herausgestellt, dass es einen Verdacht auf kriminelle Handlungen gibt. Die entsprechenden Gerichtsverfahren dürften noch Jahre in Anspruch nehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2012)

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