Nach Holocaust-Aussagen: WU suspendiert Professor

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Die Universität leitet ein Disziplinarverfahren ein und erstattet Strafanzeige gegen Franz Hörmann. Er soll in einem Interview die Existenz von Gaskammern relativiert haben.

Nach zweifelhaften Aussagen zum Nationalsozialismus hat die Wiener Wirtschaftsuniversität den umstrittenen Wirtschaftsprofessor Franz Hörmann mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Das gab die WU am Mittwoch bekannt. Grund seien seine "offentlich getätigten zweifelhaften Aussagen über den Holocaust". Des weiteren wurden ein Disziplinarverfahren eingeleitet sowie Strafanzeige erstattet, hieß es in einer Aussendung. Hörmann selbst zeigte sich gelassen. Er begrüße die Möglichkeit, das "Missverständnis" zu bereinigen - und hofft gar, eine Änderung des Verbotsgesetzes zu bewirken.

Auslöser der Vorgänge war ein - unveröffentlichtes - Interview, das drei WU-Studenten für die Uni-Zeitung "Standpunkte" mit Hörmann geführt hatten. Darin soll sich Hörmann, der Mitte Jänner beim "Occupy"-Aktionstag am Wiener Stephansplatz als Gastredner getreten war, relativierend zum Holocaust und zur Existenz von Gaskammern geäußert haben. Die Frage des Genozids zur Zeit des Nationalsozialsimus sei "nicht endgültig geklärt, weil es keine objektive und ideologiefreie Diskussion über diese Frage gab". Er könne nicht sagen, ob es Gaskammern gab: Er habe "keine Meinung zu Gaskammern."

Die WU unterstrich, "dass es MitarbeiterInnen von Universitäten zusteht, in ihren wissenschaftliche Arbeiten ebenso wie in ihren Wortmeldungen kontroversielle Standpunkte zu vertreten". Hörmann, der außerordentlicher Professor am Institut für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen ist, sei zuvor öfters "mit kontroverser Meinung und umstrittenen Thesen zum Geld- und Finanzwesen" aufgefallen. Doch seine jüngsten Äußerungen zum Nationalsozialismus seien für die Universität "untragbar", würden den ordnungsgemäßen Lehrbetrieb gefährden und das Ansehen der WU schädigen. Als nächsten Schritt entscheidet der Aussendung zufolge eine Kommission im Wissenschaftsministerium über die endgültige Suspendierung.

"Verbotsgesetz fördert Missverständnisse"

Hörmann selbst hielt in einer ersten Reaktion fest, dass er sich von der WU "in keiner Weise" wissenschaftlich oder inhaltlich beschränkt fühle. Er spricht von einem "Missverständnis sprachlicher Art", und "es ist wichtig, dass dem nachgegangen wird". Das Verbotsgesetz in seiner derzeitigen Form fördere solche "Missverständnisse", meint er: Es "können wirklich sehr leicht bestimmte sprachliche Formulierungen, die in einer anderen Erwartungshaltung gehört werden" zum Nachteil des Sprechers umgedeutet werden. Hier sei eine Überarbeitung des Gesetzes "eigentlich überfällig", meint Hörmann und will dafür gerne "als Paradefall" dienen. Ins rechte Eck will er sich keinesfalls stellen lassen: "Eigentlich bin ich einer, der Lenins Idee umsetzen will."

Was die inkriminierten Aussagen betrifft, kontert der Wissenschafter den Vorwürfen, in dem er sich auf seinen originären "Wissensbegriff" beruft. Da er weder Historiker noch Zeitzeuge sei, könne er aus rein logischen Gründen nicht behaupten, selbst von der Existenz der NS-Massenvernichtungslager zu wissen. Dem Wissen anderer zuzustimmen sei dagegen ebenso möglich, wie daran zu "glauben", so Hörmanns Argumentation.

(APA)

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