Banken suchen Käufer für Paylife

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Die Kreditkartenfirma Paylife soll einen neuen Eigentümer bekommen. Bewerber können sich bei Bank Austria und Erste Bank melden. Paylife soll bis zu 400 Mio. Euro wert sein.

Wien. Im österreichischen Kreditkartengeschäft zeichnen sich größere Änderungen ab. Die Banken unternehmen einen neuen Anlauf, um den Kartenanbieter Paylife zu verkaufen. Laut „Presse“-Informationen sollen dazu bis Ende April wichtige Weichenstellungen vorgenommen werden. In einem ersten Schritt soll Paylife zweigeteilt werden. So wird das kleinere Abwicklungsgeschäft mit Bankomaten abgespaltet. An dieser Gesellschaft mit dem Namen „Adf“ werden die Finanzinstitute weiterhin Eigentümer bleiben.

Viel wichtiger sind jedoch der Kreditkartenbereich und die Terminals für bargeldloses Zahlen in Geschäften und Supermärkten. Diese Sparte, die hohe Wachstumsraten aufweist, wird veräußert. Der Aufsichtsrat hat sich darauf geeinigt, dass Bank Austria und Erste Bank mit der Käufersuche beauftragt werden.

Dem Vernehmen nach haben bereits einige Beteiligungsgesellschaften und ausländische Finanzdienstleister Interesse bekundet. Die Banken erhoffen sich einen Verkaufserlös im dreistelligen Millionenbereich. Hinter vorgehaltener Hand ist von 250 bis 400 Mio. die Rede.

Druck der EU-Wettbewerbshüter

Der Verkauf war bereits 2007 von der Europäischen Union angeordnet worden, doch das Verfahren wurde wegen der Finanzkrise auf Eis gelegt. Die Wettbewerbshüter in Brüssel halten es für rechtswidrig, dass in Österreich die Banken mit Paylife und Card Complete zwei große Kreditkartengesellschaften kontrollieren.

An Paylife sind alle Finanzkonzerne beteiligt. Größter Eigentümer ist die Bank Austria mit 24 Prozent, auf Platz zwei liegt die Bawag-PSK-Gruppe mit 20,7 Prozent, dahinter folgen Erste Bank und Raiffeisen (siehe Grafik).

Etwas anders sieht die Struktur bei Card Complete aus. Hier hält die Bank Austria 50,1 Prozent der Anteile, der Raiffeisen Zentralbank gehören 24,9 Prozent. Nach langwierigen Verhandlungen haben sich die meisten Finanzinstitute entschlossen, bei Paylife auszusteigen. Bei Card Complete soll sich dagegen nichts ändern.

Trotzdem läuft der anstehende Verkauf von Paylife nicht reibungslos ab. Bank Austria, Bawag-PSK, Erste Bank und Volksbanken sind entschlossen, ihre Beteiligung auf den Markt zu werfen.

Raiffeisen dagegen hat noch keine Entscheidung getroffen. „Wir prüfen alle Optionen“, sagt ein Sprecher der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Das Verhalten der Giebelkreuzer ärgert die Konkurrenz. Denn es wäre vermutlich einfacher, Bewerber für Paylife zu finden, wenn die Firma komplett verkauft werden kann.

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Was macht Raiffeisen?

Hinter dem Taktieren von Raiffeisen dürfte es jedoch um Machtfragen gehen. Denn Card Complete wird mehrheitlich von der UniCredit-Tochter Bank Austria kontrolliert. Jetzt könnte mit Paylife der nächste Kreditkartenanbieter in ausländische Hände geraten. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Raiffeisen ein Angebot für Paylife abgibt.

Das Geschäft mit Kreditkarten und anderen bargeldlosen Zahlungsformen boomt. Im Vergleich zu anderen Ländern ist Österreich hier rückständig. Derzeit werden im Handel und in der Gastronomie erst weniger als 40 Prozent der Transaktionen bargeldlos abgewickelt. Im Vorjahr kletterte die Zahl der ausgegebenen Paylife-Karten (wie Visa, MasterCard) um 13,7 Prozent auf 1,1 Millionen Stück. Über diese wurden 3,06 Mrd. Euro umgesetzt. Bei Maestro-Bankomatkarten stiegen die Umsätze 2011 um 5,2 Prozent auf 16,7 Mrd. Euro. Gewinnzahlen werden von Paylife nicht veröffentlicht.

Außerhalb von Österreich ist die Firma noch in acht Ländern tätig. Sie konzentriert sich beim Geschäftsausbau nicht nur auf Osteuropa (Slowenien, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Polen), sondern auch auf Deutschland, Schweiz und Italien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2012)

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