Uniqa: Teure Baustelle im Raiffeisen-Reich

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Die zu Raiffeisen gehörende Uniqa verbuchte 2011 einen Rekordverlust. Nun schießen die Aktionäre Geld zur Eigenkapitalstärkung zu. Auch Zukäufe sind geplant.

Wien/Höll. Kein Abschiedsgeschenk macht die Uniqa Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, der demnächst als Vorsitzender des Aufsichtsrats ausscheiden wird. Denn die Raiffeisen-Beteiligung erzielte im Vorjahr das schlechteste Ergebnis der Firmengeschichte. Laut den am Freitag veröffentlichten Zahlen lag der Vorsteuerverlust bei 326 Mio. Euro. Schuld daran sind Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen und Kosten für den Konzernumbau.

Das Eigenkapital sank dadurch von 1,52 Mrd. Euro auf 1,09 Mrd. Euro. Damit liegt die Uniqa zwar immer noch deutlich über den gesetzlichen Bestimmungen, die Aktionäre müssen aber auf die Dividende verzichten. Keine andere Firma in der österreichischen Raiffeisengruppe hat 2011 einen so hohen Verlust verbucht, wie die nach der Wiener Städtischen zweitgrößte heimische Versicherung (Marktanteil: 22 Prozent).

Grafik: Die Presse

Verkaufsgerüchte dementiert

Zuletzt gab es daher bereits öfters Gerüchte, dass die Uniqa verkauft werden soll. Von Raiffeisen wurden diese jedoch regelmäßig dementiert. Verantwortlich dafür wird künftig RZB-Chef Walter Rothensteiner sein, der Konrad auch im Kontrollgremium der Uniqa nachfolgt.

Zur Stärkung des Eigenkapitals und zum Ausbau des Geschäfts in Osteuropa wird die Uniqa nun im Sommer eine Kapitalerhöhung von 500 Mio. Euro durchführen. Das kommt überraschend. Uniqa-Chef Andreas Brandstetter hatte zuvor erklärt, er werde sich im nächsten Jahr Geld von der Börse holen. Die jetzige Kapitalerhöhung sei als „Zwischenschritt“ für die 2013/2014 geplante Finanzspritze zu sehen. Dann will der Konzern mit dem Verkauf neuer Aktien noch einmal einen dreistelligen Millionenbetrag einnehmen.

Die jetzt benötigten 500 Mio. Euro sollen die bisherigen Aktionäre (Raiffeisen und Austria Versicherungsverein) zuschießen. Details dazu werden im Sommer veröffentlicht. Der börsenotierte Streubesitz liegt aktuell bei 9,5 Prozent. Falls die Streubesitzaktionäre nicht mitziehen, sinkt deren Anteil auf 6,5 Prozent. Bei der für 2013/ 2014 vorgesehenen Kapitalerhöhung soll sich der Streubesitz aber erhöhen.

Die Uniqa ist seit Längerem eine Baustelle: Im Vorjahr zog sich Generaldirektor Konstantin Klien frühzeitig in den Ruhestand zurück. Sein Nachfolger Brandstetter krempelt die Firma um. Derzeit werden europaweit 600 von 9000 Verwaltungsjobs gestrichen.

Nachholbedarf in Osteuropa

In den nächsten Monaten soll die Konzernstruktur vereinfacht werden. Nicht zum Kerngeschäft gehörende Töchter werden verkauft. Für die Hotelbeteiligungen gibt es beispielsweise 42 Interessenten. „Die Uniqa Österreich muss deutlich profitabler werden“, so Brandstetter. Bis 2015 soll das Konzernergebnis auf 400 Mio. Euro steigen.

Brandstetter will auch im Ausland nachholen, was seine Vorgänger versäumt haben. Im Vergleich zur Vienna Insurance Group (VIG, Wiener Städtische) ist die Uniqa in Osteuropa schwach vertreten. Die VIG gehört im Osten nach Zukäufen zu den führenden Versicherungskonzernen, die Uniqa dagegen liegt auf Platz sieben. Bis 2015 will Brandstetter auf Rang fünf vorrücken. Dazu sieht er sich nach Akquisitionen um.

Die VIG hielt sich auch mit Investments in den Euro-Krisenländern zurück und verlor im Gegensatz zur Uniqa kaum Geld in Griechenland. Gegen Ende 2011 war die VIG mit 84 Mio. Euro in den riskanten Euroländern (wie Italien, Spanien, Portugal und Irland) engagiert, bei der Uniqa war es eine Mrd. Euro.

Laut Christoph Schultes, Analyst der Erste Bank, liegt die Eigenkapitalquote der Uniqa derzeit unter dem Branchenschnitt. Die Eigenkapitaldecke sei nicht zuletzt aufgrund der Verluste des Vorjahres „doch deutlich dünner geworden“. Schultes stuft die Uniqa-Aktien auf „Reduce“ („Reduzieren“) ein.

Grafik: Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2012)

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