Internes Papier: AUA rechnet Flieger-Ausfall durch

Planspiel passiert wenn sechs
Planspiel passiert wenn sechs(c) AP (Ronald Zak)
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Der Bordbetriebsrat macht ein internes AUA-Arbeitspapier öffentlich. Das Szenario: Was passiert, wenn sechs Flieger nicht besetzt werden können?

Der Betriebsrat des AUA-Bordpersonals verschärfte am Mittwoch die Gangart. Die Belegschaftsvertreter verschickten ein internes Arbeitspapier der Austrian Airlines, aus dem hervor geht, dass bei einem Abgang von weiteren 70 Piloten fünf bis sechs Flugzeuge nicht mehr besetzt werden können. Der Vorstand hat bisher beteuert, die Pilotenabgänge verkraften zu können. Der Betriebsrat sieht in der Aussendung die "öffentlichen Beschwichtigungen des AUA Vorstandes durch ein internes Arbeitspapier Lügen gestraft".

AUA-Sprecher Peter Thier hingegen bezeichnet das Papier als "Hypothesenpapier".

Wenn 113 Piloten gehen, drohen Ausfälle

Das interne Papier ist ein Protokoll der AUA-Arbeitsgruppe "Transition Handling" vom 4. Mai 2012. Darin ortet die AUA bereits bei 113 Piloten-Abgängen einen erheblichen "Crew-Unterbestand". 43 Piloten haben wegen des angedrohten Betriebsübergangs auf Tyrolean bereits gekündigt. Die Arbeitsgruppe nimmt in dem Papier 70 weitere Kündigungen an. In diesem Fall könnten fünf bis sechs Flieger nicht mehr betrieben werden. Die AUA hat insgesamt rund 80 Flugzeuge.

Teilweise könne man Ausfälle intern abfangen, indem man austretende Piloten weiterbeschäftigt, die Urlaubswochen verlagert, die Bürotage der Management-Piloten minimiert, die freien Tage reduziert und 36 Tyrolean-Kopiloten auf größere AUA-Maschinen des Typs Airbus A320 umschult. Als weitere Maßnahme führt das AUA-Papier in den Sommermonaten eine Produktionsverlagerung auf Tyrolean an. Das alleine hätte Umsatzeinbußen von 400.000 Euro zur Folge.

Auslagerung auf Lufthansa und Swiss

Alternativ wird über die Auslagerung nachgedacht: Konzernmutter Lufthansa und Schwesterfluggesellschaft Swiss sollen "bis maximal Oktober" mit eigenen Flugzeugen und eigenen Besatzungen auf den Flügen nach Frankfurt, Berlin und Zürich einspringen. Lufthansa oder Swiss könnten auch die Langstreckenflüge nach Washington und Toronto übernehmen. Weiters könnte die AUA auch Airlines außerhalb der Lufthansa-Gruppe anmieten. Laut dem Papier werden Blue One, Adria Airways, BMI, Welcome Air und LOT geprüft.

Croatia, SAS und TAP hatten am 4. Mai mangels Kapazitäten bereits abgewunken. Für den Fall des Falles könnte die AUA auch Leasing-Piloten anheuern - allerdings keine externen Piloten, das sei "vorstandsseitig abgelehnt" worden.

Betriebsrat: "Skandalöses Dokument"

Für den Betriebsrat Bord ist das Dokument in mehrfacher Hinsicht "skandalös". Minhard: "Der Vorstand spricht öffentlich anders, als er intern denkt und handelt." Dazu komme, dass die Befürchtungen über die Folgen des zwangsweisen Betriebsübergangs durch dieses Papier bestätigt worden seien. Thier hingegen nannte das Dokument ein "Hypothesenpapier, das beweist, dass wir uns auf eine Vielzahl an möglichen Szenarien vorbereiten". Der Vorstand wolle alle - oder zumindest so viele wie möglich - überzeugen an Bord zu bleiben. Das sollte auch der Betriebsrat tun, so Thier. Dazu, ob nach der ersten Kündigungswelle, bei der 43 AUA-Piloten gingen, noch weitere gekündigt hätten, wollte sich Thier nicht äußern.

Laut Management muss sich das AUA-Bordpersonal bis 2. Juni für oder gegen die Fluglinie entscheiden. Im Streit um billigere Löhne für Piloten und Flugbegleiter will der Vorstand den AUA-Flugbetrieb in den der Regionaltochter Tyrolean verfrachten. Der Betriebsrat will bis zuletzt verhandeln, um den Betriebsübergang am 1. Juli doch noch abzuwenden.

(APA)

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