A-Tec-Pleite: Ein bisschen Geld für die Gläubiger

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Ende Juni fließt eine zehnprozentige Tranche der Quote. Sie dürfte um die 35 Prozent betragen. Das ist deutlich weniger als beim ursprünglich geplanten Gesamtverkauf des Konzerns festgelegt wurde.

Wien. Es war die größte Pleite seit dem Zusammenbruch der Handelskette Konsum: Eineinhalb Jahre nach der Insolvenz des Mischkonzerns A-Tec erhalten die Gläubiger erstmals Geld. „Ich gehe davon aus, dass Ende Juni eine Teilquote von zehn Prozent ausgeschüttet wird“, sagt der Insolvenzexperte des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV), Hans-Georg Kantner, zur „Presse“. Das entspricht bei anerkannten Forderungen von 560 Mio. Euro einem Betrag von rund 56 Mio. Euro.

In Summe rechnet Kantner, der Chef des A-Tec-Gläubigerausschusses war, realistisch mit einer Quote von 30 bis 35 Prozent, was knapp 170 Mio. Euro entspräche. Das ist deutlich weniger als jene Quote von 47 Prozent, wie sie ursprünglich im Fall eines Gesamtverkaufs des A-Tec-Konzerns ausgemacht worden war. Sogar 40 Prozent hält Kantner jetzt für zu optimistisch. Der Rest des Geldes wird erst Ende des Jahres fließen, weil es noch offene Punkte wie Gewährleistungen gibt und die Verkaufserlöse zum Teil mehrere Monate eingefroren bleiben. Im A-Tec-Verfahren gibt es 120 Gläubiger, wobei die tausenden Zeichner der drei Anleihen von drei Kuratoren repräsentiert werden.

Die Quote von 30 Prozent ist durch den Verkauf der drei verbleibenden A-Tec-Gesellschaften gut gedeckt: Der Elektromotoren-Hersteller ATB ging um 52 Mio. Euro an die chinesische Wolong. Den Werkzeugmaschinen-Produzenten Emco kaufte um 32 Mio. Euro die Kuhn Holding. Aus der Veräußerung der Emco-Schwester Dörries Scharmann an Starrag-Heckert blieben 25 Mio. Euro für die Masse. Und für die Kupferhütte Brixlegg legte die Schweizer Umcor 85 Mio. Euro auf den Tisch. Das macht 193 Mio. Euro.

Zukunft von Voitsberg ungewiss

Noch nicht verkauft ist das Braunkohlekraftwerk Voitsberg, von dem ein Erlös von mehr als zehn Mio. Euro erwartet worden ist. Mangels Interessenten ist vom Abriss die Rede. Die A-Tec-Holding (die Aktie ist vom Handel ausgesetzt) ist eine vermögenslose Hülle.

Kantner ist dennoch mit der Abwicklung des Verfahrens zufrieden. Er verteidigt das Konzept des Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung. Das bedeutet, dass A-Tec-Gründer und Mehrheitseigentümer Mirko Kovats eingebunden war. Die Gläubigerbanken hatten von Anfang an für einen Rückzug von Kovats aus der Konzernspitze plädiert. Erst zum Schluss habe sich Kovats kontraproduktiv verhalten, meint Kantner, als er bei der Auswahl der Käufer mitmischen wollte. Da hatte Treuhänder Matthias Schmidt schon die Kontrolle. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen den Industriellen wegen Untreue, betrügerischer Krida und Bilanzfälschung. Das bei Razzien in 120 Kisten sichergestellte Material werde nun ausgewertet, sagt Sprecherin Michaela Schnell.

Die A-Tec, die 12.000 Mitarbeiter hatte und drei Mrd. Euro Umsatz machte, schlitterte im Oktober 2010 in die Insolvenz. Der Grund war die extreme Expansion in zum Teil finanzschwache Firmen, die in der Wirtschaftskrise ab 2008 strauchelten. Zwei Kraftwerksprojekte in Australien brachten die Anlagenbausparte AE&E zu Fall. Letztlich konnte die A-Tec eine Anleihe nicht refinanzieren.

Auf einen Blick

Die Gläubiger der insolventen A-Tec erhalten Ende Juni erstmals Geld: Die Tranche macht zehn Prozent oder 56 Mio. Euro aus. In Summe geht KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner von einer Quote von 30 bis 35 Prozent aus. Sie ist durch den Verkauf der A-Tec-Gesellschaften ATB, Emco und Brixlegg gedeckt. Das ist weniger als anfangs ausgemacht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2012)

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