Flick: Österreicher mit deutschen Wurzeln

Der reichste Österreicher stammte aus Deutschland und hatte seinen Wohnsitz am Wörthersee.

Der 1927 in Berlin geborene Industrielle Friedrich Karl Flick (FKF), der aus steuerlichen Gründen Österreich geworden war, hatte mit zuletzt weit mehr als 6 Mrd. Euro die Liste der Superreichen in der Alpenrepublik angeführt. Flick war auch Besitzer des größten privaten Forstbetriebs Österreichs. Sein Hauptwohnsitz war in den letzten Jahren eine zur Familien-Festung gebaute Luxus-Villa am Ufer des Wörthersees. In Wien gehörte der Milliardär zur "Hauptstadt-Schickeria".

Flick, der neben der deutschen auch die österreichische Staatsbürgerschaft besaß, war in dritter Ehe seit 1990 mit der 30 Jahre jüngeren Österreicherin Ingrid Ragger, verheiratet. Die Kärntnerin machte ihn als 72-Jährigen noch einmal zum Vater von den Zwillingen Katharina Victoria und Friedrich Karl (1999).

Fast zehn Jahre, nachdem Flick das Stahlindustrieimperium seiner Familie an die Deutsche Bank verkauft hat, zog er sich endgültig ins Privatleben zurück und verlegte Mitte der 90er Jahre auch seine Vermögensverwaltung von Düsseldorf nach Wien. Er sparte sich damit viel an Steuern, dem deutschen Fiskus entgingen durch die österreichischen Flick-Stiftungen Hunderte an Steuermillionen. Österreich genoss es, einen prominenten Milliardär ins Land gelockt zu haben.

Seit 1958 war Flick österreichischer Staatsbürger. Für sein Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Österreich und zum Finanzplatz Wien erhielt er im Jahr 1997 sogar das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich.

Unter den großen deutschen Unternehmern war Flick eine der schillerndsten Industriellen der Nachkriegszeit. 1957 trat der promovierte Kaufmann in den Konzern seines Vaters Friedrich Flick ein. Dieser hatte mit Stahlfirmen, dem Papierhersteller Feldmühle, Dynamit Nobel AG und mit einem Paket von Daimler-Benz-Aktien eines der mächtigsten Industrie-Imperien Deutschlands aufgebaut.

Nach dem Tod seines Vaters und internen Familien-Streitigkeiten wurde Flick 1975 zum alleinigen Chef des Konzerns in Düsseldorf. Drei Jahre zuvor war Eberhard von Brauchitsch, 1970 als persönlich haftender Gesellschafter bei Flick ausgeschieden, wieder in das Unternehmen zurückgekehrt.

An der Seite von Karl Friedrich Flick auch "FKF" genannt kümmerte sich von Brauchitsch um die Kontakte zur Politik in der damaligen deutschen Hauptstadt Bonn. Dies führte den Konzern direkt in die Parteispenden-Affäre (1981), dem größten Wirtschaftsskandal in der deutschen Nachkriegszeit. Zwischen 1969 und 1980 hatten die Manager mehr als 25 Mio. DM oder 12,78 Mio. Euro an die Parteien gespendet.

Der Name Flick wurde zum Synonym für die Verflechtung von Wirtschaft und Politik. In den Strudel der Affäre gerieten die ehemaligen Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und Hans Fridrichs, die 1987 wegen Steuerhinterziehung zu Geldstrafen verurteilt wurden. Von Brauchitsch erhielt sogar eine zweijährige Freiheitsstrafe auf Bewährung.

Das Flick-Imperium (43.000 Beschäftigte) erzielte 1984 weltweit noch einen Umsatz von 22 Mrd. DM. Mit dem Verkauf des gesamten Konzerns an die Deutsche Bank im Jahr 1985, der ihm rund 5,4 Mrd. DM oder rund 2,7 Mr. Euro einbrachte, zog sich Flick endgültig ins Privatleben zurück. Das Nachrichtenmagazin "trend" hat Flick zuletzt mit einem Vermögen von 6,8 Mrd. Euro zum reichsten Österreicher gereiht.

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