Nowotny warnt vor Fehlern der 1930er-Jahre

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Der Fokus auf zu hartes Sparen habe die Nazis in den 1930er-Jahren erst an die Macht gebracht, erklärt der Nationalbankgouverneur. Er ist nicht der erste, der im Zuge der Krise auf die 1930er-Jahre verweist.

Wien/Red. Im Streit unter Ökonomen, ob Ausgabenkürzungen in den kriselnden Euroländern kontraproduktiv seien, meldet sich nun auch Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny mit einem drastischen Vergleich zu Wort. Man dürfe keinesfalls „engstirnig nur sparen“, sagte er laut den Nachrichtenagenturen Dow Jones sowie Bloomberg Montagabend in Wien. Der Fokus auf zu harte Sparprogramme sei es nämlich auch gewesen, der die Nazis in den 1930er-Jahren erst an die Macht gebracht hätte.

Nowotny ist nicht der erste Ökonom, der im Zuge der aktuellen Krise auf die 1930er-Jahre verweist. Vergangene Woche schrieben die US-Volkswirte Nouriel Roubini und Niall Ferguson in der „Financial Times“, dass die Austeritätspolitik von Reichskanzler Heinrich Brüning die Deutschen in die Arme der Nationalsozialisten getrieben habe.

Freilich verweisen auch viele Ökonomen darauf, dass derartige Vergleiche unangebracht sind. So bestehe keineswegs die Gefahr, dass die EU neuerlich in einen Kriegszustand verfalle. Abgesehen davon sei das damalige Sparprogramm mit dem heutigen nicht zu vergleichen. Von derart drastischen Budgetkürzungen wie in den 1930er-Jahren ist in ganz Europa nichts zu sehen, zudem sind die Geldschleusen der Notenbank weit geöffnet, anders als damals. Auch wenn die Bevölkerung heute unter Sparzwängen leide: Ein Vergleich mit dem Leid der Generation der 1930er-Jahre sei an den Haaren herbeigezogen, argumentieren Kritiker.
Noch ist unklar, inwiefern schon beschlossene Sparpakete in der Eurozone wieder aufgeschnürt werden. Griechenland will Auflagen neu verhandeln. Die anderen Länder unter dem Rettungsschirm – Portugal, Irland und Spanien – werden möglicherweise Ähnliches fordern.

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