Die Stronach-BZÖ-Connection

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Frank Stronach hat recht konkrete Vorstellungen über sein politisches Engagement in Österreich. Er will eine wirtschaftsliberale Bewegung.

Er hat es wirklich nicht leicht. Wieder einmal ist Frank Stronach in den vergangenen Tagen von Universität zu Universität getingelt, zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate. Ob Innsbruck, Graz oder Wien: Zu den Vorträgen des Austrokanadiers und Selfmade-Milliardärs kommen regelmäßig Scharen. Allein an der Uni Innsbruck haben über 1000 Zuhörer den Worten des Magna-Gründers gelauscht.

Das freut den 79-Jährigen natürlich, zumal er die jungen Menschen zu einer „geistigen Revolution“ aufrufen möchte. In seiner geliebten Heimat, so wird er nicht müde zu betonen, müsse demokratie- und wirtschaftspolitisch einiges verändert werden.

Das Problem ist halt: Die Studenten hören ihm stets andächtig zu, wenn Stronach „Engagiert euch!“ in den Saal ruft. Nur: Es passiert nichts. Die Revolutionäre in spe sind offenbar von eher gemütlicher Natur.

Stronach wird also die „geistige Revolution“ wohl selbst bewerkstelligen müssen. Die ersten Schritte hat er bereits absolviert. Er hat das „Frank Stronach Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit“ gegründet. Seit einigen Tagen gibt es auch schon einen Online-Auftritt (www.stronachinstitut.at). Der Beirat des Instituts formiert sich auch schon – ihm gehören neben einigen Universitätsprofessoren die Generalsekretärin des wirtschaftsliberalen Hayek-Instituts, Barbara Kolm,der Chef der Grazer Capital Bank, Christian Jauk, sowie Publizist Christian Ortner an. Und so nebenbei sammelt das Institut Ideen und Anregungen aus der Bevölkerung: Angeblich haben schon über 1000 Personen Entsprechendes deponiert.

Aber der entscheidende Schritt steht noch bevor: die Gründung einer Partei – oder einer Bewegung,wie Stronachs Umfeld zu formulieren beliebt.

Bei seinen Vorträgen wird Stronach regelmäßig gefragt, ob und wann er eine Partei zu gründen gedenke. Und solche Fragen beantwortet der alte Herr stets reichlich diffus. Doch in Wahrheit hat er sich darüber schon ziemlich konkrete Gedanken gemacht.

Jedenfalls ist er zur Erkenntnis gelangt, dass eine Neugründung wohl eher problematisch wäre. Die Erfahrung hat die Industriellenvereinigung bereits im vergangenen Jahr machen dürfen: Damals engagierte sich die Interessenvertretung für eine neue Partei, die sich vor allem mit der von der ÖVP sträflich vernachlässigten Wirtschaftspolitik befassen sollte. Das Projekt scheiterte an geeigneten Spitzenkandidaten.

Die Erfahrung darf Stronach auch gerade machen: In seinem Umfeld wird zwar immer wieder der frühere steirische ÖVP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl genannt. Oder auch der politisch engagierte Franz Schnabl, einst Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache, heute Sicherheitschef bei Magna. Doch abgesehen davon, dass beide noch zu dem politischen Abenteuer überredet werden müssten – das Unterfangen wäre generell ein ziemlich riskantes.

Stronach hat sich daher schon längst mit PlanB angefreundet. Und der lautet: Der Austrokanadier dockt bei einer bereits etablierten Partei an. Und da bietet sich das BZÖ nachgerade wunderbar an. Nicht nur, weil die kleine Partei Stronachs finanzielle Zuwendungen gut gebrauchen könnte. Auch bei der inhaltlichen Positionierung gibt es durchaus gemeinsame Nenner.

Ein Vergleich der Stronach-Homepage mit jener des BZÖ macht sicher: Beide propagieren eine in der Verfassung verankerte Schuldenbremse; beide kritisieren das komplizierte Steuersystem und fordern eine Flat Tax; beide verlangen eine Verwaltungsreform. Und sowohl Stronach als auch BZÖ-Chef Josef Bucher halten die Währungsunion für einen Fehler.

So viel Einklang ist natürlich ausbaufähig. Und folgerichtig hat es bereits auch schon ein diskretes Treffen zwischen Bucher und Stronach gegeben. Eingefädelt vom BZÖ-Abgeordneten Peter Westenthaler.

Westenthaler war ja vor Jahren in Stronachs Magna-Konzern beschäftigt, außerdem machte ihn Stronach seinerzeit zum Vorstand der österreichischen Fußball-Bundesliga. Der gute Draht zwischen den beiden ist geblieben.

Womit ein potenzielles Hindernis in der gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen Stronach und dem BZÖ gleich einmal aus dem Weg geräumt wäre: Die Industriellenvereinigung hatte im vergangenen Jahr bei ihrer Suche nach einer geeigneten Partei-Galionsfigur auch ein Auge auf Josef Bucher geworfen. Offenbar gilt er im Lande als einziger Politiker, dem das Vertreten wirtschaftsliberaler Standpunkte zugetraut wird. Doch die Interessenvertretung hat damals ein massives Problem mit Buchers „Anhang“: vor allem mit Westenthaler und dem erzkonservativen Ewald Stadler. Stronach hingegen scheint da keine Berührungsängste zu haben.

Jedenfalls ist das Ganze schon so weit gediehen, dass Stronach dem BZÖ bereits mitgeteilt hat, wie er sich eine künftige Zusammenarbeit vorstellt. Ähnlich wie beim Fußball nämlich.

Der ehemalige Präsident des Fußballklubs Austria Wien will Politiker der von ihm finanziell unterstützten Partei unter Vertrag nehmen. Und er will sich damit das alleinige Entscheidungsrecht sichern.

Ob die BZÖ-Politiker da mitkönnen? Das ist nicht in Erfahrung zu bringen, weil Bucher zum Thema Stronach nichts sagen will. Auffallend ist jedoch, dass BZÖ-Politiker bei den jüngsten Stronach-Vorträgen ihre Aufwartung machten: In Graz war Gerald Grosz, Chef der BZÖ-Steiermark, zugegen. In Wien gaben sich Bucher und Westenthaler die Ehre.

Die offensichtlichen gegenseitigen Sympathien will auch Frank Stronach der „Presse“ gegenüber nicht kommentieren. Vermutlich, weil es dazu noch zu früh ist – und er lieber selbst entscheidet, wann etwas in der Zeitung steht. Er hat es wirklich nicht leicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2012)

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