Öl: Illusion vor Opec-Treffen

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AUSTRIA-OPEC-COMMODITIES-ENERGY-OIL-FILES(c) APA/AFP/ALEXANDER KLEIN (ALEXANDER KLEIN)
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Ein Bericht über eine geplante Kürzung der Förderung hat gestern den Preis getrieben. Die Ölländer werden sich nicht dazu durchringen.

Wien. Ein Bericht des Branchendienstes Energy Intelligence hat gestern dazu geführt, dass der auf einem Mehrjahrestief notierende Ölpreis nach oben schnellte und im Fall der für Europa relevanten Nordseesorte Brent zwischenzeitlich um über zwei Prozent zulegte. Heute, Freitag, könnte es mit der Illusion schon wieder zu Ende sein. Denn dass der – im Bericht lancierte – Vorschlag Saudiarabiens, die Ölproduktion zu kürzen, von den Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) bei ihrem heutigen Treffen in Wien mitgetragen wird, „ist wohl nicht wahrscheinlich“, so Eugen Weinberg, Ölanalyst bei der Commerzbank, zur „Presse“: Und auch die Nicht-Opec-Staaten wie Russland würden an diesem Vorhaben wohl nicht teilnehmen.

Seit über 15 Jahren hat es keine Kooperation bzw. Koordination zwischen Opec- und Nicht-Opec-Staaten mehr gegeben. Saudiarabien, größter Ölproduzent in der Opec, hat nun angeblich die Idee in den Raum gestellt, die globale Tagesproduktion zur Stabilisierung des Ölmarktes um eine Million Barrel zu kürzen. Eine solche Intervention käme einer Rückkehr zur alten Opec-Strategie gleich, die Preise mit Förderkürzungen wieder nach oben zu treiben. Im Vorjahr hat sich die Opec allerdings von dieser Strategie abgewandt und den Preis mit kontinuierlich hoher Förderung von täglich 30 Millionen Barrel abstürzen lassen, um so ihre Marktanteile gegen die Schieferölproduzenten in den USA zu verteidigen. Nebenbei schlägt Saudiarabien aber auch seinem Gegner Iran, der nach der bevorstehenden Aufhebung der Sanktionen auf den Ölmarkt zurückkommen will, ein finanzielles Schnippchen. Auch der zweitgrößte Förderer, Russland, oder etwa Venezuela leiden sehr darunter, dass sie aktuell um die Hälfte weniger mit dem Ölexport verdienen als noch vor eineinhalb Jahren.

Indonesien wird Opec-Mitglied

Hält die Opec heute also an ihren Fördermengen fest, wird die globale Überproduktion vorerst bei täglich knapp zwei Millionen Barrel bleiben. Und auch am Ölpreis wird sich folglich kaum etwas ändern, wie Analysten meinen.

Stattdessen soll es heute in Wien dazu kommen, dass Indonesien wieder in die Opec aufgenommen wird. Es wäre das 13. Mitgliedsland. Das Land ist bereits von 1962 bis 2009 in der Opec aktiv gewesen.

Die Opec liefert derzeit rund ein Drittel des weltweiten Rohöls. Außerdem besitzt das Kartell drei Viertel der bekannten Reserven. Es wurde 1960 in Bagdad von Saudiarabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Den Ton im Kartell gibt nach wie vor Saudiarabien an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2015)

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