Australien: Die Kohle-Autobahn neben dem Riff

Umweltschützer befürchten durch den Ausbau des Kohlehafens Abbot Point mehr Schiffsverkehr beim Great Barrier Riff.
Umweltschützer befürchten durch den Ausbau des Kohlehafens Abbot Point mehr Schiffsverkehr beim Great Barrier Riff.(c) AFP
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Australien hat den Ausbau des Kohlehafens Abbot Point in der Nähe des Great Barrier Riffs zu einer der weltweit größten Anlagen genehmigt. Umweltschützer protestieren dagegen.

Wien. Der australische Umweltminister Greg Hunt hat am Dienstag endgültig grünes Licht gegeben. Für den umstrittenen Ausbau des Kohlehafens Abbot Point, der nach Befürchtungen von Umweltschützern das berühmte Great Barrier Riff gefährdet. Mehr als doppelt so viele Schiffe sollen bald in dem Hafen im Norden des australischen Bundesstaats Queensland verkehren. Statt wie momentan rund 50 Millionen Tonnen pro Jahr sollen nach offiziellen Angaben in Zukunft bis zu 120 Millionen Tonnen jährlich von dort aus in alle Welt exportiert werden.

Im Zuge des Umbaus sollen 1,1 Mio. Kubikmeter Schlamm auf dem Meeresgrund ausgehoben und an Land deponiert werden. Der ursprüngliche Plan von 2013 sah vor, dass drei Mio. Kubikmeter Schlamm vom Meeresgrund abgetragen und in der Nähe des Riffs versenkt werden. Dieser wurde nach Protesten von Umweltschützern allerdings geändert.

20 Kilometer vom Riff entfernt

Zum neuen Plan sagte die Sprecherin des Umweltministeriums: „Der Hafen befindet sich 20 Kilometer von dem weltberühmten Korallenriff entfernt. Das Projekt wird das australische Wahrzeichen nicht beschädigen.“ Umweltschützer kritisieren jedoch, dass die Vervielfachung des Verkehrs im Hafen die Wahrscheinlichkeit von Unfällen und der Beschädigung des Riffs drastisch erhöht: „Die Entscheidung der Regierung ist nicht nur unverantwortlich hinsichtlich des Riffs, sondern auch unlogisch und unnötig“, heißt es bei Greenpeace. Auch der WWF sieht den Lebensraum der dortigen Meeresbewohner bedroht: In der Nähe des Hafens gibt es Meeresschildkröten, Mantas, Delfine und Seekühe. Und Buckelwale durchkreuzen auf ihren Wanderwegen die Region.

An der Umsetzung des Ausbaus dürfte das jedoch nichts ändern. Zwar muss die Regierung in Queensland noch zustimmen. Diese hat den Plan jedoch entwickelt, auf Bundesebene vorgeschlagen und wartet nur auf die Zusicherung des indischen Bergwerkunternehmens Adani Enterprises. Der Grund für den Ausbau von Abbot Point ist nämlich klar: Mitte Oktober hat die australische Regierung den Indern den Bau der Carmichael-Kohlemine genehmigt.

Australien setzt auf Kohle

Die Mine in Landesinneren von Queensland soll die größte in Australien und eine der größten auf der Welt werden. Sobald die Mine im Vollbetrieb läuft, sollen von dort aus nach offiziellen Angaben bis zu 60 Mio. Tonnen Kohle jährlich exportiert werden. Um die dort abgebaute Kohle zu verschiffen, muss der Hafen von Abbot Point ausgebaut werden.

Australien ist nach Indonesien der zweitgrößte Kohleexporteur der Welt. Die Kohleindustrie macht mit einem Umsatz von rund 60 Mrd. Australischen Dollar (39,7 Mrd. Euro) 4,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukt des Landes aus. Kohle ist nach Eisenerz der zweitwichtigste Exportrohstoff Australiens. Während andere Industrieländer ihre Kohleförderung wegen des Klimawandels zunehmend zurückfahren, wird sie in Australien ausgebaut. Nach Angaben der Regierung steigen die Exporte in diesem Jahr auf insgesamt 200 Mio. Tonnen. Das ist doppelt so viel wie Russland exportiert.

Befürworter der australischen Kohleindustrie argumentieren, eine Reduzierung des Kohleabbaus würde nur dazu führen, dass sich Länder wie Indien anderen Exporteuren wie Indonesien zuwenden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2015)

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