Shell liebäugelt mit Erneuerbaren

Royal Dutch Shell Plc´s Oil Lubricants Plant
Royal Dutch Shell Plc´s Oil Lubricants Plant(c) Bloomberg (Andrey Rudakov)
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Royal Shell kündigt eigene Energiewende an. Ohne sich festzulegen.

Den Haag. Der niederländisch-britische Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell leitet die Energiewende ein. Shell will künftig viel mehr als bisher in erneuerbare Energiequellen investieren, namentlich in Wind- und Sonnenenergie sowie in Biogas. „Angesichts der wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Energiequellen wollen wir künftig im großen Stil in CO2-arme und erneuerbare Energiequellen investieren“, heißt es in dem soeben veröffentlichten Shell-Geschäftsbericht 2015 im Kapitel „Strategie und Ausblick“.

Priorität Gas

In den Geschäftsberichten der vergangenen Jahre fehlte ein solcher Passus zur Gänze. Und unter den früheren Shell-Vorstandschefs, dem Schweizer Peter Voser und dem Niederländer Jeroen van der Veer, wurde auch immer betont, dass die fossilen Energieträger wie Öl und Gas für die „nächsten 50 Jahre unentbehrlich sind“ und weiterhin das Kerngeschäft sein werden.

Der heutige Shell-Chef, Ben van Beurden, setzt nun offenbar andere Prioritäten. Diese sehen vorerst so aus, dass er mit dem Kauf des Branchenkonkurrenten British Gas (BG) die konzerneigenen Öl- und Gasvorräte um rund 25 Prozent aufgebessert hat und den laufenden Wandel hin zum Gaskonzern beschleunigt.

Denn die Shell-Gruppe ist jetzt der mit Abstand größte Produzent von Flüssiggas LNG (Liquid Natural Gas) in der Welt. Und LNG ist ebenfalls umweltfreundlicher als Öl.

Keine Festlegungen

Allerdings will sich Shell-Chef Ben van Beurden allem Anschein nach noch nicht exakt festlegen, wie viel er in die erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Biogas investieren will.

Derzeit sind sie im gesamten Investitionsprogramm von Shell nur marginal. Lediglich in Sachen Biogas ist Shell bereits sehr aktiv über sein Gemeinschaftsunternehmen Raizen in Brasilien. Die Aktivitäten auf dem Sektor Sonnenenergie wurden unter Leitung von Jeroen van der Veer und Peter Voser verkauft. Die Windenergie spielt bisher ebenfalls keine große Rolle im Energiemix der Shell-Gruppe. Hier besteht also Investitionsbedarf.

Der niedrige Ölpreis drückte im vergangenen Jahr nicht nur die Gewinne von Shell, sondern verursachte auch hohe Abschreibungen. So trennte sich Shell von der teuren Ölproduktion aus Ölsand in Kanada. Das hatte Abschreibungen in Höhe von zwei Milliarden Dollar (1,79 Milliarden Euro) zur Folge. Gestoppt wurde ferner die Suche nach Öl und Gas vor der Küste Alaskas. Auch das kostete Shell im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Dollar. Shell war der einzige Ölkonzern der Welt, der von der US-Regierung die Lizenz erhalten hatte, vor der Küste Alaskas nach Öl und Gas zu bohren.

Ölvorräte sinken

Aufgrund des Stopps der Ölgewinnung aus Ölsand in Kanada sanken die konzerneigenen Ölvorräte im Vorjahr um 420 Millionen Barrel je 159 Liter. Insgesamt gingen die Shell-Öl- und Gasvorräte um 800 Millionen Barrel auf jetzt 5,3 Milliarden Barrel zurück. Shell förderte im vergangenen Jahr durchschnittlich rund drei Millionen Barrel Öl und Gas pro Tag. (Htz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2016)

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