Opec sieht das Ende vom Öl

(c) REUTERS (Sergei Karpukhin)
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Hält der Pariser Klimavertrag, bricht die Ölnachfrage ab 2029 ein, so die Opec. Bisher liefern Staaten aber nur Stückwerk für das Klima.

Wien. Nur wenige Tage nachdem das Pariser Weltlimaschutzabkommen offiziell in Kraft getreten ist, warnt das Ölkartell Opec seine Mitglieder vor möglichen Folgen. Hält sich die Weltgemeinschaft an den Vertrag, könnte die Nachfrage nach Erdöl in 13 Jahren ihren Höhepunkt erreichen und danach sinken, heißt es im aktuellen Ölmarktbericht der Opec. Die Organisation ist nicht die erste, die das langsame Ende des fossilen Brennstoffs anspricht. Aber das Urteil wiegt doch etwas schwerer, wenn jene 14 Länder ein offizielles Datum für den Nachfrageeinbruch veröffentlichen, die gemeinsam ein Drittel alles weltweit verbrauchten Öls fördern und stark davon abhängen.

Verschärfen die Industrienationen nun ihre Klimapolitik, könnte das den „Energieverbrauch verringern und den Energiemix substanziell verändern“, heißt es in dem Bericht. Genau dazu haben sich die Staaten bekanntlich im vergangenen Dezember in Paris verpflichtet. Das Klimaschutzabkommen sieht vor, alles zu unternehmen, um die Durchschnittstemperatur der Erde nicht um mehr als zwei Grad über jene des vorindustriellen Zeitalters steigen zu lassen. Seit diesem Montag diskutieren Regierungsvertreter beim Klimagipfel in Marrakesch darüber, wie dieses Ziel genau erreicht werden soll. Bisher gibt es nur freiwillige Verpflichtungen einzelner Länder. Diese gehen aber nicht weit genug, um das offiziell angestrebte Ziel zu erreichen. Der Vertrag von Paris sieht daher vor, dass die Staaten ihre klimapolitischen Maßnahmen alle fünf Jahre „nachschärfen“.

Firmen fordern Energiewende

Allzu groß ist die Hoffnung, dass die Regierungen rechtzeitig und weitreichend genug handeln, aber nicht. Deutschland rang bis zuletzt mit dem lang erwarteten „Klimaschutzplan 2050“, der als Fahrplan in eine emissionsfreie Zukunft dienen soll. Im nun vorgestellten Entwurf fehlten dann so wichtige Brocken wie der Ausstieg aus der Kohleverstromung vollkommen.

In Österreich läuft die Arbeit an der Energie- und Klimastrategie nur schleppend an. Klare Zielvorgaben für Energie- und Treibhausgaseinsparungen fehlen bisher. Das Versäumnis ist so groß, dass heute, Mittwoch, 161 namhafte Unternehmen – von Allianz bis Rewe – öffentlich klarere Schritte von der Regierung in Richtung Energiewende fordern wollen. Vieles, was bisher schon passiert ist, ist noch Stückwerk: Ein paar Fördermilliarden für E-Autos, ein salopp angekündigtes Ende der Ölheizungen. Die Umsetzung ist hingegen nicht gesichert. So kann Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) zwar Ölheizungen für tot erklären. Wirklich „abdrehen“ können sie aber nur die Länder.

Die Opec hofft offenbar darauf, dass sich die Welt nicht an ihre eigenen Vorgaben halten wird. Denn die Voraussage, dass die Nachfrage schon ab 2029 sinkt, läuft im Bericht nur unter „Szenario B“. Im Basisszenario erwartet das Ölkartell einen Anstieg des Energieverbrauchs um 40 Prozent bis 2040. Auch die Nachfrage nach Erdöl werde demnach ungebremst weitersteigen. Die Dominanz der fossilen Brennstoffe bliebe bestehen. Von einem Komplettumstieg auf erneuerbare Energie ist in der Prognose der Opec nichts zu sehen (siehe Grafik).

Entschieden wird das Spiel in jedem Fall auf der Straße. Die Opec hofft, in 20 Jahren jeden zweiten Tropfen Erdöl für den Verkehr zu verkaufen. Genau dort lauere auch die größte Gefahr, so das Ölkartell. Setzen sich E-Autos durch, sieht es mit dem Ölabsatz schlecht aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2016)

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