Umfrage: Österreicher wollen mehr erneuerbare Energien

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Energiesparen ist für die Österreicher Trumpf - im Prinzip: Denn kosten sollte es nach Möglichkeit nichts. Die Kernkraft wird weiterhin deutlich abgelehnt.

Das Ergebnis ist recht eindeutig: Eine klare Mehrheit der Österreicher, nämlich jeweils mehr als 60 Prozent, befürwortet einen Ausbau von Windkraft, Wasserkraft, aber auch Photovoltaik und Geothermie (Erdwärme). Dies ergab eine Umfrage des Instituts Gallup im Auftrag des Branchenverbandes "Österreichs Energie".

„Thermische Erzeugung ist weit abgeschlagen mit 14 Prozent“, sagte Barbara Schmidt, Generalsekretärin des Verbandes, bei der Präsentation der Umfrageergebnisse. Man müsse daher verstärkt kommunizieren, dass es auch um saubere und effiziente Gaskraftwerke gehe und nicht um Kohlekraft wie in Deutschland. Man werde Gaskraftwerke mittelfristig auf jeden Fall brauchen, je mehr volatile Erzeugung aus Erneuerbaren es gebe.

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Jeder Zweite der rund 1000 Befragten spricht sich dafür aus, dass der künftige Mehrbedarf an Strom durch mehr Erzeugung in Österreich gedeckt wird. 34 Prozent wollen den Verbrauchszuwachs durchs Stromsparen abfangen, nur sechs Prozent sind für mehr Stromimporte. Wobei das Ergebnis beim Thema Stromsparen etwas relativiert wird: Zugespitzt gilt nämlich offenbar die Devise "sparen sollen die anderen, und kosten soll es nichts". Nur knapp ein Viertel wäre nach eigenen Angaben bereit, in den nächsten fünf Jahren insgesamt 500 Euro für Energiesparmaßnahmen im eigenen Haushalt auszugeben. 17 Prozent würden sich das Energiesparen bis zu 1000 Euro kosten lassen, acht Prozent bis zu 3000 Euro.

Reduzieren soll die Industrie

Sparen soll vor allem die Industrie, so der Tenor der Umfrage: „46 Prozent der Befragten sehen es als wichtigste Aufgabe an, die Emissionen der Industrie und des produzierenden Gewerbes zu reduzieren.“ Nur 30 Prozent wollen eine Reduktion der Emissionen im Verkehr, mit 13 Prozent folgt die Stromproduktion und nur 8 Prozent der Befragten sehen eine Senkung der Emissionen bei Heizung und Warmwasser als notwendig an. „Das gibt uns zu denken und ist auch ein Arbeitsauftrag für uns“, sagte Schmidt. In der Industrie werde nämlich schon aus Wettbewerbsgründen sehr viel in Effizienzmaßnahmen und in die Reduktion der Emissionen investiert, wogegen es bei den Haushalten noch viel mehr Potenzial gebe.

Nur 14 Prozent finden Strom zu teuer

Das vielleicht überraschendste Ergebnis der Umfrage: Den Strompreis finden die meisten günstig oder angemessen. Nur 14 Prozent finden ihn  zu teuer. Eine Verteuerung ist laut dem Branchenverband auch nicht zu erwarten: „In nächster Zeit sehen wir überhaupt keine Strompreiserhöhungen“, sagte Schmidt, ganz im Gegenteil: „Es haben ja sogar einige Lieferanten angekündigt die Preise zu senken.“

Wenig überraschend hingegen die Einstellung der Österreicher zur Kernkraft, die notorisch kritisch ist: Eine große Mehrheit, nämlich 87 Prozent, lehnt Atomenergie ab. Ein genauso hoher Prozentsatz der Befragten  befürwortet auch die Klagen gegen die Subventionen für das geplante britische Atomkraftwerk Hinkley Point - ebenso der Branchenverband: „Wir unterstützen, dass die Bundesregierung hier offiziell geklagt hat“, sagte Schmidt. Man sei prinzipiell gegen Subventionen für die Energieerzeugung, und es solle auch bei den Erneuerbaren eine Heranführung an den Markt geben, verlangen die Stromerzeuger.

Deutschland will Österreich abkoppeln

Auch wenn Strom prinzipiell keine Grenzen kennt - Deutschland trägt sich mit Plänen, Österreich vom deutschen Strommarkt abzukoppeln. Hier gebe es trotz österreichischer Proteste "noch keine Entwarnung", sagte Schmidt, die deutschen Pläne seien noch nicht vom Tisch. Weil es Engpässe bei der Stromübertragung vom Norden in den Süden Deutschlands gebe, fließe der Strom über Polen und Tschechien nach Süden, wogegen diese beiden Länder bereits protestiert hätten. Deutschland wolle darauf mit einer Teilung des Strommarktes reagieren.

Einen technischen Engpass zwischen Österreich und Deutschland gebe es nicht, sagte Schmidt. Eine solche Marktteilung wäre mit dem Binnenmarkt-Ziel der EU auch nicht vereinbar und würde Strom für österreichische Kunden um 300 Mio. Euro verteuern. „Österreich ist geschlossen für die einheitliche Preiszone mit Deutschland, Sie werden niemanden finden, der dagegen ist.“ Als weitere Folge würde sich die Anzahl der Stromanbieter in Österreich reduzieren. Aber auch für Deutschland würden die Nachteile überwiegen. „Auch sie sind angewiesen auf unsere Pumpspeicherkraftwerke, sie sind ja auch darauf angewiesen, den Strom loszuwerden.“

(APA/Red.)

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