Unilever: "Die Armut kehrt nach Europa zurück"

Unilever Armut kehrt nach
Unilever Armut kehrt nachwww.bilderbox.com
  • Drucken

Der drittgrößte Konsumgüterkonzern will nach dem Vorbild von Schwellenländern kleinere Packungen verkaufen. "Warum können wir Lebensmittel nicht wie Apple-Produkte verkaufen", fragt der Europa-Chef.

Der Konsumgüterkonzern Unilever will in Europa mit Strategien aus den Schwellenländern punkten. Nach einem "Premium und Öko"-Kurs nimmt das Unternehmen nun Konsumenten mit geringem Einkommen ins Visier. Offenbar rechnet Unilever mit einer lang anhaltenden Wirtschaftskrise. "Die Armut kehrt nach Europa zurück", sagt Europa-Chef Jan Zijderveld laut Bericht der Financial Times Deutschland. "Wenn ein Spanier nur noch durchschnittlich 17 Euro pro Einkauf ausgibt, dann kann ich ihm kein Waschmittel für die Hälfte seines Budgets verkaufen."

Deshalb will der drittgrößte Konsumgüterhersteller (nach Umsatz; Nummer eins ist Nestlé vor Procter & Gamble) der Welt nun Lehren aus dem Asien-Geschäft anwenden. "In Indonesien verkaufen wir Einzelpackungen Shampoo für zwei bis drei Cent und verdienen trotzdem ordentliches Geld", sagt Zijderveld. "Wir wissen, wie das geht, aber in Europa haben wir es in den Jahren vor der Krise verlernt." In Spanien und Griechenland werden bereits Kleinpackungen von Waschmitteln oder Lebensmitteln verkauft.

Bisherige Strategie: Öko und Premium

Bisher hatten Konsumgüterunternehmen versucht, Wachstum in den reifen westlichen Märkten etwa durch teurere Ökoprodukte oder Premiummarken zu erreichen - um sich von den günstigen Handelsmarken der Discounter abzuheben.

Marken von Unilever

Unilever ist für Marken wie Axe, Cif, Cornetto, Dove, Eskimo, Magnum, Mentadent, Omo, Pfanni, Rexona und Thea bekannt.

Der Niederländer Zijderveld führt seit Anfang 2011 Unilevers Geschäfte in Westeuropa. Bisher geht seine Strategie auf: Nachdem die Umsätze des Konzerns in der Region zuvor stagnierten oder rückläufig waren, stand 2011 wieder ein kleines Plus von 0,7 Prozent in der Bilanz. Westeuropa stand im vergangenen Jahr mit insgesamt 12,3 Milliarden Euro Umsatz für gut ein Viertel der Konzernerlöse - und ist mit einer Gewinnmarge von 17 Prozent die profitabelste der drei Unilever-Regionen. Im ersten Halbjahr 2012 legten die Erlöse um 1,1 Prozent zu.

"Europäische Märkte wie Olympische Spiele"

"Ich bin stolz auf dieses Ein-Prozent-Wachstum", zeigt sich Zijderveld zuversichtlich. "Die Märkte in Europa sind so etwas wie die Olympischen Spiele der Konsumgüterbranche: der Härtetest. Wer es hier schafft, der schafft es überall." Er übt auch Kritik am Handel und ortet Nachholbedarf. "Warum können wir Lebensmittel nicht wie Apple-Geräte verkaufen", fragt der Europa-Chef. Präsentation und Service müssten besser werden.

(APA/Reuters/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.