Inflation: "Ein Preis, den wir für Europa zahlen müssen"

The map of Europe features on the face of a two Euro coin in this photo illustration taken in Rome
The map of Europe features on the face of a two Euro coin in this photo illustration taken in RomeREUTERS
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Das neue Führungsduo der Deutschen Bank rechnet mit einer Inflation in Europa. Das sei der Preis für die "essenzielle" Euro-Rettung.

Die Europäer müssen sich wegen der Euro-Rettung nach Überzeugung des neuen Führungsduos der Deutschen Bank auf Inflation einstellen. "Das ist ein Preis, den wir für Europa werden zahlen müssen", sagte Anshu Jain der "Welt am Sonntag". Langfristig werde sich dies aber lohnen. Jains Kollege Jürgen Fitschen sagte in dem Interview mit der Doppelspitze der Bank: "Es ist essenziell, dass der Euro gerettet wird." Jain sagte, die Rettung Europas sei sicherlich mit hohen Kosten verbunden. "Und ich habe eine große Sympathie für die Kritiker der Rettungspolitik." Denn die Konsequenz werde "schlussendlich Inflation sein".

Unbegrenzte Anleihekäufe

Die Europäische Zentralbank (EZB) will Euro-Krisenländern mit dem unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen unter die Arme greifen. Mit dem Programm, das an strenge Bedingungen geknüpft ist, könnte die Zinslast für angeschlagene Euro-Schwergewichte wie Spanien und Italien gedrückt werden. Faktisch würden die Anleihenkäufe durch die Notenpresse finanziert. Kritiker befürchten dadurch eine übermäßige Geldversorgung, die längerfristig die Inflation anheizen könnte. Eine ausufernde Teuerung würde vor allem Sparer treffen, die über nur geringe Sachvermögen verfügen. Im Gegenzug würden Schulden, also auch die Schuldenlast der Staaten, durch eine höhere Inflation schneller entwertet. Erst am Donnerstag hatte die US-Notenbank Fed angekündigt, so lange Milliarden in die US-Wirtschaft pumpen, bis sich der Jobmarkt erholt hat. Auch deswegen sehen Ökonomen eine wachsende Inflationsgefahr.

Inflationsrate bei 2,6 Prozent

Die Inflationsrate in der Eurozone lag im August bei 2,6 Prozent. Damit verstärkte sich der Preisauftrieb. Der Anstieg war vor allem auf höhere Energiepreise zurückzuführen. Die Teuerung im Euroraum entfernt sich damit vom Zielwert der EZB, die eine Rate von knapp zwei Prozent anstrebt. Im Deutschland kletterte die Jahresteuerung im August von 1,7 Prozent im Vormonat auf 2,1 Prozent.

Deutsche Bank-Co-Chef Fitschen stellte sich ausdrücklich hinter die angekündigten Anleihekäufe der EZB und damit gegen die Vorbehalte der Deutschen Bundesbank. "Es ist gut, dass die Europäische Zentralbank handelt", sagte er der Zeitung. Auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts sei ein gutes Signal gewesen.

Positiveres Image für Deutsche Bank

Jain und Fitschen stehen seit Juni als Nachfolger des langjährigen Vorstandschefs Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank. Erst am Dienstag hatten sie ihre Strategie erläutert. Die neue Führung will Deutschlands größte Bank mit einem milliardenschweren Sparprogramm fit für die Zukunft machen. Außerdem will das Duo der Bank ein positiveres Image verschaffen. Ein Wandel der Unternehmenskultur sei "unerlässlich".

Auch bei den - gerade in Krisenzeiten umstrittenen - Bonuszahlungen für das Topmanagement will die Bank auf die Bremse: Vorgesehen sei eine Einmalzahlung nach fünf Jahren anstelle gestaffelter Auszahlungen über drei Jahre hinweg. Fitschen hatte gesagt: "Kollegen, die nur zur Deutschen Bank wollen, um reich zu werden, gehören nicht dazu."

(APA/dpa)

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