Eine Pleite Zypern könnte die Fortschritte der vergangenen Jahre zunichte machen, sagt EZB-Direktor Jörg Asmussen.
EZB-Direktor Jörg Asmussen hat die Regierungen der Eurozone davor gewarnt, Zypern die beim Euro-Rettungsschirm ESM beantragten Milliarden-Hilfen zur Stabilisierung seines Staatshaushalts zu verweigern. Das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag in Brüssel: "Eine ungeordnete Entwicklung in Zypern könnte die im vergangenen Jahr gemachten Fortschritte bei der Stabilisierung der Eurozone unterminieren." Das Land sei klein, könne aber dennoch systemrelevant für die gesamte Eurozone sein.
Die zypriotische Regierung hatte beim ESM Hilfen von gut 17 Mrd. Euro beantragt, vornehmlich, um seine Banken zu stabilisieren. In der Eurozone wird kritisiert, die Regierung unternehme zu wenig, um die EU-Geldwäschestandards einzuhalten.
"Lage noch immer fragil"
Asmussen sagte am Rande eines EU-Finanzministertreffens, normalerweise würde man annehmen, dass die Folgen einer Pleite Zyperns begrenzt wären. "Aber man sollte auch erkennen, dass die Lage nicht normal ist", warnte er: "Die Lage (in der Eurozone) ist noch immer fragil." So könnte eine ungeordnete Entwicklung in Zypern Griechenland in Mitleidenschaft ziehen, was wiederum für Staatsanleihen anderer Länder negative Folgen haben könnte.
"Vor diesem Hintergrund erwarte ich, dass eine Entscheidung über den Hilfsantrag Ende März fallen könnte", sagte Asmussen. Dabei müsse auch die Geldwäscheproblematik geklärt werden.
Zypern zuversichtlich
Auch sieben Monate nach dem Antrag auf internationale Hilfe könne sein Land alle Zahlungen erfüllen, erklärte Zyperns Finanzminister Vassos Shiarly vor wenigen Tagen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir bis März so fortfahren können, auch wenn es schwierig wird." Shiarly rechnet trotz der Geldwäsche-Vorwürfe mit der Zustimmung der Euro-Partner zu einem Hilfsprogramm. "Ich sehe keinen Grund, warum einige Mitgliedstaaten nicht positiv entscheiden sollten." Zypern habe alle internationalen Vereinbarungen im Kampf gegen Geldwäsche unterzeichnet und entsprechende Gesetze erlassen. "Zyperns Rechtssystem und die Umsetzung gehen sogar weit darüber hinaus."