Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hält ein drittes Paket für unumgänglich. Kanzlerin Angela Merkel äußerte sich zurückhaltender.
Wien/AG/Red. Knapp fünf Wochen vor der deutschen Wahl hat Finanzminister Wolfgang Schäuble als erster Regierungspolitiker plötzlich offen eingeräumt, dass Griechenland auch nach 2014 Finanzhilfen seiner der EU-Partner benötigt. "Es wird in Griechenland noch einmal ein Programm geben müssen", sagte Schäuble am Dienstag bei einer CDU-Wahlkampfveranstaltung in Ahrensburg bei Hamburg. Bisher hatte die deutsche Bundesregierung bewusst offen gelassen, wie sich Griechenland nach dem Auslaufen des zweiten Hilfsprogramms Ende 2014 finanzieren soll. Aus dem griechischen Finanzministerium verlautete, dass bis 2016 aber sehr viel weniger Kredite nötig seien als in den bisherigen Programmen.
Schäuble hatte aber schon vergangenes Jahr darauf hingewiesen, dass ein weiteres Hilfspaket für Griechenland nötig werden könne. Dem (ebenfalls aktuell diskutierten) zweiten Schuldenschnitt für Athen erteilte Schäuble hingegen eine weitere Absage.
Kein Schuldenschnitt
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich unterdessen sehr viel zurückhaltender als Schäuble: „Wir haben in der Eurozone immer gesagt, dass wir die Lage Griechenlands Ende 2014 oder Anfang 2015 neu zu bewerten haben. Es ist vernünftig, diesem Zeitplan zu folgen", sagte sie den Ruhr-Nachrichten. Die deutschen Medien (allen voran der „Spiegel") interpretieren die Aussagen der Regierung so: Schon kurz nach der Wahl in Deutschland soll es zu einem weiteren Hilfspaket kommen. Zumindest die Oppositionsparteien sind auch davon überzeugt, dass ein neuer Schuldenschnitt notwendig ist. Die SPD war bis vor dem Wahlkampf auch dieser Meinung, jetzt lehnt sie einen weiteren Schnitt aber ab.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2013)