Euro klettert nach Nowotny-Aussage über 1,38 US-Dollar

European Central Bank Governing Council member Nowotny listens to questions at a retail investor conference in Vienna
European Central Bank Governing Council member Nowotny listens to questions at a retail investor conference in ViennaREUTERS
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EZB-Präsident Mario Draghi hatte eine weitere Leitzins-Senkung bis zuletzt offen gehalten. Doch nun hat OeNB-Chef Ewald Nowotny in einem Interview die Erwartungen gedämpft.

Der Eurokurs ist am Dienstag zeitweise über die Marke von 1,38 US-Dollar geklettert. Warum? "Ein EZB-Ratsmitglied hatte die Erwartungen für eine weitere Leitzinssenkung gedämpft", schrieb die dpa. Gemeint ist der Chef der Österreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny. Er und die anderen Zentrabanker treffen sich kommende Woche zur monatlichen Zinssitzung. Bis zuletzt hatte EZB-Chef Mario Draghi sich die Option für weitere Senkungen der Leitzinsen offen gehalten. Der Leitzins werde entweder weiterhin bei den niedrigen 0,5 Prozent verharren oder sogar sinken, wurde Draghi nicht müde zu betonen. Doch Nowotny hat Spekulationen nun wohl endgültig den Wind aus den Segeln genommen.

"Leitzins-Senkung keine realistische Erwartung"

"Mit dem gegenwärtigen Leitzinsniveau können alle Länder in der Eurozone leben", sagte der OeNB-Chef in einem Interview mit der Nachrichtenagentur MNI. Zinssenkungen in der Eurozone seien derzeit keine "realistische Erwartung", so Nowotny. Es gebe außerdem klare Anzeichen, dass die Konjunktur anzieht. Mehr Spielraum sieht Nowotny bei der Liquiditätsversorgung.

Hoher Euro-Kurs

Experten erwarten nun, dass EZB-Chef Draghi die Pressekonferenz nach dem monatlichen Zinsbeschluss des EZB-Rats nutzen könnte, um - zumindest verbal - gegen die Euro-Stärke vorzugehen. Der Eurokurs ist derzeit für viele exportorientierte Unternehmen zu hoch, weil sich dadurch ihre Produkte am Weltmarkt verteuern. Grund für den starken Euro ist vor allem der schwache Dollar, der unter der Billiggeld-Politik der US-Notenbank Fed leidet.Draghi hatte auch die Option einer "Dicken Bertha" ins Gespräch gebracht. Mit diesem Spitznamen hatte der Italiener vor zwei Jahren in Anlehnung an ein Geschütz aus dem Ersten Weltkrieg die beiden je drei Jahre laufenden Operationen bezeichnet, mit denen die EZB damals die Geschäftsbanken mit gut einer Billion Euro versorgt hatte. Inzwischen haben viele Institute damit begonnen, dieses Geld zurückzuzahlen. Dadurch sank die überschüssige Liquidität im Bankensystem der Eurozone auf zuletzt nur noch gut 200 Milliarden Euro. Dieses vergleichsweise niedrige Niveau kann zusammen mit steigenden Marktzinsen wie eine Erhöhung der Leitzinsen wirken. Wegen der schwachen Konjunktur in der Eurozone will die Notenbank letzteres nämlich verhindern.

(APA/Reuters/Red.)

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