Schleichende Eurokrise befällt Finnland und Belgien

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Erstmals sind neben den Südeuropäern auch zwei nordeuropäische Staaten von einer abnehmenden Kreditfähigkeit betroffen.

Die momentane Ruhe an den Finanzmärkten könnte täuschen, zumals die europäische Schuldenkrise sich auszuweiten droht. Eine neue Studie des Centrums für Europäische Politik (CEP) kommt zu dieser Erkenntnis. Denn erstmals sind neben südeuropäischen Länder mit Finnland und Belgien auch zwei nordeuropäische Staaten von abnehmender Kreditfähigkeit betroffen. Gerade Finnland stand bisher scheinbar unantastbar wie ein Fels in der Brandung.

Wenn es sich bei den beiden Staaten jetzt um keine absoluten Marktschwergewichte handle, so sei es doch besorgniserregend, dass nun auch Länder in Nordeuropa zu Problemländern werden, sagte CEP-Vorstand Lüder Gerken. In beiden Ländern gebe es seit Jahren einen kontinuierlichen Abwärtstrend, stellen die Ökonomen fest-

Zu hohe Konsumquote

Zwar sei die Schuldentragfähigkeit in den beiden Ländern noch nicht unmittelbar bedroht, da Finnland und Belgien unter dem Strich über Auslandsvermögen verfügen, doch die Konsumquote sei sowohl in Belgien als auch in Finnland deutlich zu hoch, berichtet "Die Welt". Bereits 2012 ist Belgien zu einem Kapitalimporteur geworden. Gleichzeitig aber seien die Inlandsinvestitionen zurückgegangen.

Finnland attestieren die Fachleute gleichfalls eine deutlich zu hohe Konsumquote. Das Land ist seit dem Jahr 2011 Kapitalimporteur. Da zudem die Investitionstätigkeit seit Jahren gering ist, erodiert die Kreditfähigkeit des Landes. Ein negativer Trend, "der dringend gestoppt und ins Gegenteil verkehrt werden muss", mahnen die Ökonomen.

Wie aus den neuesten Zahlen der finnischen Nationalbank hervorgeht, ging das BIP im vergangenen Jahr um 1,0 Prozent zurück, nachdem die Wirtschaftslesitung des Landes bereits 2012 um 0,8 Prozent zurückgegangen war.  

Südländern kommen nicht aus dem Tief

Mindestens so besorgniserregend ist im vom CEP berechneten "Default-Index 2014", der die Kreditfähigkeit der EU-Mitglieder misst, dass sich Italiens Lage immer mehr im negativen Bereich verfestigt. Auch Griechenland kommt nach Ansicht der CEP kaum aus dem Schlamassel heraus.  Die Ökonomen sehen kaum Chancen, dass es den Griechen möglich sein wird, ihre Auslandskredite jemals zurückzuzahlen. Auch Frankreich entwickelt sich immer mehr zu einem Sorgenkind, zumal das Land sich in der Kategorie der Länder mit unbestimmter Entwicklung der kreditfähigkeit befindet. 

Positiv beurteilen die Wirtschaftsexperten dagegen die Entwicklung in Irland und Spanien. Der Freiburger Think Tank berücksichtigt in seinem Default-Index nicht nur die Verschuldung des privaten und des öffentlichen Sektors, sondern auch die Investitionstätigkeit in dem jeweiligen Land. Schließlich sei die Solidität der gesamten Volkswirtschaft ausschlaggebend, heißt es in der Studie.
Denn die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf den Weltmärkten beeinflusse die Kreditfähigkeit eines Landes. Die kapazitätssteigernden Investitionen dienen den Forschern als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft.

Österreich rangiert in diesem Ranking in der niedrigsten Risikokategorie "Länder mit zunehmender Kreditfähigkeit" gemeinsam mit 18 anderen Staaten.

>> Artikel in "Die Welt"

>> cepDefault-Index 2014

(red.)


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