EZB senkt Leitzins auf Rekordtief von 1,0 Prozent

EZB senkt Leitzins wie erwartet auf ein Prozent
EZB senkt Leitzins wie erwartet auf ein Prozent(c) REUTERS (Alex Domanski)
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Die Entscheidung kam nicht unerwartet. EZB-Chef Draghi schloss eine massive Ausweitung der Anleihekäufe durch die Notenbank aus.

Die Zinsen im Euroraum fallen auf das Rekordtief von 1,0 Prozent. Zur Stützung der von Staatsschulden- und Finanzkrise schwer belasteten Wirtschaft verringerte die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt den Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte.

Der EZB-Präsident Mario Draghi hat die beschlossene Zinssenkung mit "substantiellen neuen Abwärtsrisiken" für die Wirtschaft der Eurozone begründet und weitere Notfallhilfen für das angeschlagene Bankensystem angekündigt. Eine massive Ausweitung der Anleihekäufe durch die Notenbank schloss der EZB-Chef unterdessen aus. Der Euroraum steuert nach Einschätzung der EZB auf eine Stagnation im kommenden Jahr zu. Die Konjunkturaussichten hätten sich infolge der Unsicherheiten durch die Staatsschuldenkrise deutlich eingetrübt, sagte Draghi. Selbst eine Rezession schließt die Notenbank nicht länger aus.

Wachstumserwartung zurückgenommen

Für 2012 rechnet die EZB mittlerweile nur noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 Prozent, die Spanne liegt zwischen minus 0,4 Prozent und plus 1,0 Prozent. Im September war die EZB noch von einem Plus von 1,3 Prozent ausgegangen. Die schwächer als erwartete globale Wachstum werde für nachlassenden Preisdruck sorgen, so der EZB-Chef weiter. Er rechnet jedoch damit, dass sich die Konjunktur im kommenden Jahr langsam wieder erholen wird.

Draghi gab bekannt, dass der Sicherheitenrahmen für Offenmarktgeschäfte weiter gelockert wird und Refinanzierungsgeschäfte über einen extrem langen Zeitraum von 36 Monaten durchgeführt werden. Das Kreditangebot im Währungsraum sei durch die Spannungen im Finanzsektor bisher wenig beeinträchtigt.

EZB-Chef fordert fiskalische Nachhaltigkeit

Im Hinblick auf die Schuldenkrise in der Eurozone sagte Draghi, alle Regierungen im Währungsraum müssten fiskalische Nachhaltigkeit unterstützen. Mit Blick auf umstrittenen Anleihekäufe der Notenbank widersprach Draghi dem Eindruck, er habe sich für eine Ausweitung eingesetzt. Er sei in der vergangenen Woche "falsch interpretiert" worden.

Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung von 1,6 Prozent. Nach dem schwachen kommenden Jahr dürfte die Konjunktur nach den Prognosen 2013 wieder anspringen und um 1,3 Prozent (Spanne 0,3 bis 2,3 Prozent) wachsen.

Die Inflation wird nach Draghis Prognose in den kommenden Monaten über dem EZB-Zielwert von knapp unter 2,0 Prozent verharren. Im laufenden Jahr erwartet die Notenbank eine Jahresteuerung von 2,7 Prozent (Spanne 2,6 bis 2,8 Prozent). 

(APA/Ag.)

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