Pimco: Euro-Anleihen sind „Giftmüll“

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Symbolbild(c) Reuters (TONY GENTILE)
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Die Anleger parken ihr Geld erstmals zu Negativzinsen in Dänemark. Jetzt warnt auch der weltgrößte Anleiheninvestor Pimco vor dem Kauf von Staatsanleihen der Euroländer. Die Euro-Anleihen seien „Giftmüll“.

Wien/Jil. Europa ist gespalten: Zwischen Großbritannien und Festland, zwischen Hart- und Weichwährungsländern in der Eurozone und zwischen Eurostaaten und Ländern mit eigener Währung.

Mit Jahresbeginn 2012 übernimmt Dänemark die rotierende EU-Präsidentschaft. Ein Land, dessen Bürger den Euro in zwei Volksabstimmungen abgelehnt haben. Dieses kleine Dänemark hat am Donnerstag Anleihen mit einer Laufzeit von drei-, sechs- und neunmonatiger Laufzeit platziert. Und zwar (zum ersten Mal überhaupt) zu negativen Zinsen. Heißt: Die Rendite für Investoren lag bei zwei der drei Emissionen bei unter null Prozent – ein Verlustgeschäft, das Investoren offenbar bereit sind einzugehen, solange ihr Geld außerhalb der Eurozone geparkt ist. Zum Vergleich: Italien musste bei seiner Auktion Zinsen von fast sieben Prozent akzeptieren. Kaum weniger als vor dem Abgang von Silvio Berlusconi.

Fiskalunion nur „Ehevertrag“

Auch der weltgrößte Anleiheninvestor Pimco warnt. Staatsanleihen von Ländern in der Währungsunion seien als „Giftmüll“ zu betrachten, sagte der Pimco-Analyst Tony Crescenzi am Freitag. „Es ist fast wie 2008. Damals wollten die Investoren und die Banken in den USA auch nicht mit Subprime-Krediten und anderen giftigen Assets dastehen“, sagte Crescenzi. Pimco (Pacific Investment Management Co.'s) ist eine Tochter der deutschen Allianz mit Sitz in Newport Beach in Kalifornien.

Crescenzi ist skeptisch, was die Umsetzung der sogenannten Fiskalunion in der Eurozone betrifft. „Europa versucht innerhalb eines Jahres, eine Union, eine Ehe einzugehen“, sagte er. Bis jetzt hätte man aber nur einen Ehevertrag abgeschlossen. „Es ist immer noch unklar, ob sie jemals vor den Altar treten werden, um die Union zu fixieren.“ Der Pimco-Analyst bezweifelt, dass die EZB jemals zu Anleihenkäufen im großen Stil greifen wird, wie die US-Fed es getan hat – und wie es immer wieder von Frankreich gefordert wird.

Die Bilanz der EZB ist durch eingeschränkte Aufkäufe europäischer Staatstitel bereits auf 2,7 Billionen Euro aufgebläht. Der Euro fiel vergangene Woche auf ein Zehn-Jahres-Tief gegenüber dem Yen und erreichte gegenüber dem Dollar fast ein Ein-Jahres-Tief.
Pimco selbst hat kein gutes Jahr hinter sich. Die Einschätzungen lagen manchmal weit daneben.

Pimco-Chef Bill Gross bezeichnete das abgelaufene Jahr kürzlich als „Mistjahr“ und entschuldigte sich bei den Investoren in einem Brief mit der Überschrift „Mea Culpa“. Gross hatte die Probleme in Europa unterschätzt und im ersten Halbjahr US-Treasuries abgestoßen. So verpasste er eine Ralley, die durch die Kapitalflucht wegen der Eurokrise ausgelöst wurde. Ende November hielt der von Gross verwaltete „Total Return Fund“ zwar wieder 23 Prozent des Fondskapitals in US-Anleihen – aber trotzdem hatte der Fonds 2011 im Vergleich zur Konkurrenz das schlechteste Jahr bisher.

Allianz widerspricht Tochterfirma

Die deutsche Allianz-Versicherung sendet indes eine andere Botschaft aus als ihre Tochter Pimco. Der designierte Allianz-Finanzvorstand Maximilian Zimmerer sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, er halte die Zinsen auf italienische Anleihen für „hoch attraktiv“ und sehe „kein Ausfallrisiko“.

Das Statement könnte aber auch als Zweckoptimismus interpretiert werden: Die Allianz hält 25 Mrd. an italienischen Anleihen. Laut Zimmerer sind das mehr als zwei Prozent aller Kapitalanlagen der Allianz-Lebensversicherung.

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