Weltbank warnt: Eurozone rutscht in Rezession

Weltbank warnt Eurozone rutscht
Weltbank warnt Eurozone rutscht(c) AP (Michael Probst)
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Die Wirtschaft der 17 Euro-Länder wird nach Weltbank-Prognose heuer um 0,3 Prozent schrumpfen. Auch ein globaler Abschwung droht.

Die Weltbank hat ihre globale Konjunkturprognose wegen der Euro-Krise kräftig gestutzt und warnt sogar vor einem Absturz der gesamten Weltwirtschaft. Die Organisation rechnet 2012 und 2013 Jahr weltweit mit einem deutlich geringeren Wirtschaftswachstum als bisher von ihr erwartet. Europa scheine in die Rezession gerutscht zu sein und das Wachstum in einigen wichtigen Schwellenländern habe sich abgeschwächt, erklärte die Weltbank am Dienstag in Washington. Mit 2012 habe ein "schwieriges Jahr" begonnen. "Die Weltwirtschaft ist in eine gefährliche Phase eingetreten", warnt der Report.

Als wichtigster Grund für die schlechteren Aussichten wird die Schuldenkrise in den Ländern der Eurozone angegeben. Die Wirtschaft dieser 17 Länder wird nach Prognose der Weltbank 2012 um 0,3 Prozent schrumpfen und auch 2013 nur leicht um 1,1 Prozent wachsen. Im Juni 2011 war noch ein Wachstum von 1,8 Prozent für das heurige Jahr vorhergesagt worden.

Krise droht sich zu verschärfen

Die Institution erwartet ein weltweites Wachstum von 2,5 Prozent in diesem und 3,1 Prozent im kommenden Jahr. Das erwartete globale Wachstum wurde damit um mehr als einen Prozentpunkt für dieses Jahr gestutzt. Chefautor Andrew Burns ist pessimistisch: "Das Wachstum in den Industrieländern wie auch aufstrebenden Staaten könnte noch weit stärker abstürzen als während der Krise 2008/09".

Dabei werde das Wachstum in weniger entwickelten Staaten stärker ausfallen, als in den großen Industriestaaten. Allerdings senkte die Weltbank auch für diese Staatengruppe die Wachstumserwartungen ab. "Der Abschwung in Europa und ein schwächeres Wachstum in den Entwicklungsländern erhöhen das Risiko, dass sich die beiden Entwicklungen gegenseitig verstärken und im Ergebnis ein noch schwächeres Ergebnis steht", warnte die Weltbank.

Wachstumslok Schwellenländer stockt

Schwellen- und Entwicklungsländer wie China und Indien - sonst Wachstumslokomotiven der Weltwirtschaft - müssen satte Abstriche hinnehmen: Für diese Staaten erwartet die Weltbank für 2012 im Schnitt nur noch ein Plus 5,4 Prozent und nächstes Jahr 6 Prozent. Im Juni wurde noch mit jeweils 6,2 und 6,3 Prozent gerechnet.

Dabei ist es laut Weltbank nicht sicher, dass die nach unten korrigierten Wachstumszahlen erreicht werden. Der Absturz in Europa und die Schwäche in Schwellen- und Entwicklungsländern könnten sich gegenseitig verstärken - und zu einem noch heftigeren globalen Abschwung führen, heißt es in dem Bericht.

Gefahr globaler Krise bleibt bestehen

Zwar seien die unmittelbaren Gefahren durch die Maßnahmen in der Eurozone - etwa durch den Rettungsschirm EFSF und die Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) - zunächst gebannt. "Das Risiko eines weit umfangreicheren Einfrierens der Kapitalmärkte und eine globale Krise vom Ausmaß der Lehman-Krise bleibt aber bestehen."

Sollte weiteren Ländern Zugang zu Kapital verwehrt werden, sei nicht auszuschließen, dass eine weit schwerere Finanzkrise Banken und Finanzinstitutionen auf beiden Seiten des Atlantiks erfasst. Die Gefahr: Weil Industrie- und Schwellenländer zahlreiche Gegenmittel schon in der vorangegangenen Krise ausgeschöpft hätten, dürfte die Welt sich von einem neuerlichen Absturz nicht so schnell erholen wie zuvor. Die Finanzen sowohl reicher wie armer Staaten sind gebeutelt, und in den Industrienationen könnten die Zentralbanken nicht mehr so kräftig gegensteuern wie 2008/09.

(Ag./Red.)

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