FDP-Generalsekretär Döring fordert von Griechenland Dank für die Solidarität der Deutschen. Die Geduld sei in ganz Europa "sehr strapaziert".
FDP-Generalsekretär Patrick Döring hat die Griechen zu mehr Dankbarkeit gegenüber Deutschland aufgefordert. Die meisten Griechen würden zwar "erkennen, was wir leisten", sagte Döring der "Bild am Sonntag". Einige Politiker aber schimpften lieber auf Europa, anstatt eigene Fehler zu benennen. "Es bedrückt mich, dass Griechenland das einzige europäische Land in Schwierigkeiten ist", in dem es keine breite Allianz für die Durchsetzung notwendiger Reformen gebe. "Es ist nicht zu spät für ein Wort des Dankes und Anerkennung für die Solidarität der Deutschen und aller Europäer", sagte Döring.
Einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone hält Döring für gefährlich: "Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Größe der Beträge und die Abhängigkeit von den Finanzmärkten den Menschen Sorge macht. Aber ich komme als Ökonom zu dem Ergebnis, dass eine Pleite und ein Euro-Austritt Griechenlands weitaus schlimmere Konsequenzen für uns hätte als jedes Hilfspaket", sagte er der Zeitung.
Entscheidend sei, dass die Griechen umsetzen, was sie versprochen haben. "Die Geduld der Partner, in Deutschland und in ganz Europa, ist da inzwischen sehr strapaziert", sagte Döring weiter. "Deshalb gilt: Nur wenn mehr getan wird, wird auch mehr geholfen."
CSU diskutiert weiter über Griechenaustritt
Indes geht in der deutschen CSU - ungeachtet des Machtworts des deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) - die Diskussion über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone weiter. Bayerns Finanzminister Markus Söder plädierte am Samstag für einen "Plan B". "Plan B heißt, Griechenland einen geordneten Ausstieg zu ermöglichen. Was auf keinen Fall geht, dass wir einen dritten oder vierten Rettungsschirm auflegen." Im Laufe dieses Jahres werde sich zeigen, ob die bisherige Griechenland-Hilfe ausreiche. "Ich persönlich habe Zweifel, dass das funktioniert." Deswegen müsse dann im Laufe des Jahres über eine Alternativlösung nachgedacht werden. Am Vorabend hatte die US-Ratingagentur Moody's die Bonität Griechenlands auf den niedrigsten Wert herabgestuft.
Offizielle CSU-Linie ist Söders Position aber nach wie vor nicht. Parteichef Horst Seehofer wollte nicht über ein mögliches Scheitern des zweiten Griechenland-Rettungsschirms spekulieren: "Ich glaube, dass kein Arzt in Deutschland Erfolg hätte, wenn er seine Therapie beginnt mit der Frage, ob diese scheitert." Seehofer nannte zwei Bedingungen als "rote Linien". Das deutsche Haftungsvolumen von 211 Milliarden Euro dürfe nicht erweitert werden und es dürfe Deutschland nicht selbst in Schulden stürzen, um anderen Ländern zu helfen.
Innenminister als Vorreiter
Seehofer schloss aber ebenfalls nicht aus, dass der derzeitige Umfang der Hilfen möglicherweise nicht ausreicht und Griechenland weitere Unterstützung fordert. "Wenn die Bundesregierung damit an uns herantritt, sehe ich das sehr skeptisch und darüber müssen dann unsere Parteigremien diskutieren." Seehofer nannte neben dem Vorstand auch die Einberufung eines CSU-Sonderparteitags. Momentan sei das aber noch nicht erforderlich
Als erster prominenter CSU-Politiker hatte der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone in die Diskussion gebracht. Nach dem Rüffel Merkels will Friedrich das aber inzwischen nicht mehr vorbringen. "Das Thema ist so komplex und muss so differenziert diskutiert werden, dass ich nicht den Eindruck habe, dass das in dieser plakativen Form angemessen ist", sagte Friedrich.
VW-Chef warnt vor deutschem Größenwahn
Aber es gibt auch deutschlandkritische Stimmen in Deutschland. VW-Chef Martin Winterkorn hat vor Überheblichkeit von deutscher Seite in der Eurokrise gewarnt. Deutschland sei Vorbild und viele andere Länder wollten davon lernen, doch berge dies "auch Gefahren", sagte Winterkorn der "Welt am Sonntag" und fügte hinzu: "Im Ausland wird uns gelegentlich ein gewisser Hang zum Größenwahn unterstellt." Andere Länder blickten voller Anerkennung, aber auch "mit einem gewissen Unbehagen" auf die Deutschen.
In seinem Konzern blieben auch angesichts blendender Verkaufszahlen alle mit beiden Füßen fest auf dem Boden, sagte Winterkorn der "Welt am Sonntag" und fügte hinzu: "In Deutschland sollte es auch so bleiben. Jetzt nur nicht übermütig werden."