EU: Griechen sollen Löhne um 15 Prozent senken

Griechen sollen Loehne Prozent
Griechen sollen Loehne Prozent(c) EPA (Orestis Panagioutou)
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Die EU sieht Wachstumschancen vor allem im Energiebereich und in der Abfallwirtschaft. Um wettbewerbsfähig zu werden, müssen die Löhne sinken.

Die EU-Kommission sieht Griechenlands Wachstumschancen in den Bereichen Tourismus, Energie, Transport und Abfallwirtschaft. Um Wachstum zu schaffen, müssten allerdings enorme Hürden in der korrupten Wirtschaft und bürokratischen Verwaltung des Pleitestaates abgebaut werden, geht aus einem von der EU am Mittwoch veröffentlichten Papier hervor. "Die Opfer des griechischen Volkes werden in naher Zukunft belohnt", versprach Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso.

Griechenland hat nach EU-Einschätzung gute Voraussetzungen für den Ausbau erneuerbarer Energien aus Sonne, Wind und Wasserkraft. Zum anderen könne es sich zu einem Knotenpunkt der Gasversorgung in der Region entwickeln. Dazu müssten allerdings die staatlichen, unproduktiven Energiebetriebe privatisiert und zerschlagen werden. Die Netz-Infrastruktur müsste massiv ausgebaut werden.

Auch in Tourismus steckt noch Potential

Tausende Jobs könnten der EU zufolge außerdem entstehen, wenn das Land seine Abfallwirtschaft auf Vordermann bringen und EU-Standards in diesem Sektor umsetzen würde. Der Tourismus ist mit einem Anteil von 5,6 Prozent am Bruttoinlandsprodukt bereits eine wichtige Branche, könnte aber noch viel stärker ausgebaut werden. Die Saison beschränke sich bisher weitgehend auf die Sommermonate und könnte ausgedehnt werden. Auch fehlt es den Touristen oft an Gelegenheiten, im Urlaub Geld auszugeben.

Erneut prangert die EU die Missstände in Griechenland an: Es mangele an der Fähigkeit, beschlossene Gesetze auch umzusetzen, Steuern einzutreiben, für mehr Wettbewerb zu sorgen oder öffentliche Aufträge ordentlich auszuschreiben. Genehmigungsfristen für neue Unternehmen oder für Ausfuhren seien zu lang.

Löhne müssen um 15 Prozent sinken

Die durch das Sparprogramm verschärfte Rezession hinterlässt tiefe Spuren. In der privaten Wirtschaft gingen im vergangenen Jahr bereits 150.000 Jobs verloren. Nach einer Umfrage könnten in diesem Jahr 60.000 Firmen pleite gehen und damit weitere 240.000 Stellen verschwinden. Und wer seine Arbeit behält, muss sich auf weiteren Einkommensrückgang einstellen. Die Nominallöhne müssten in den kommenden drei Jahren um 15 Prozent sinken, damit die griechische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig werde, hieß es in dem Bericht.

Zur Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen stünden bereits vier Milliarden Euro an EU-Mitteln bereit. Dieses Geld müsse nur seinen Weg zu den Firmen finden. Auch die Milliarden aus den EU-Strukturfonds kommen nur stockend in der Wirtschaft an. Zur Vergabe der damit verbundenen öffentlichen Aufträge brauchen die Behörden fast ein Jahr und damit doppelt so lang wie durchschnittlich in der EU.

380 Milliarden Euro für Griechenland

Die Griechen haben eine Herkules-Aufgabe vor sich, werden dabei jedoch in beispiellosem Umfang von den internationalen Partnern unterstützt. Insgesamt beläuft sich die Hilfe für Griechenland auf 380 Milliarden Euro, wenn man die beiden Rettungspakete, den Schuldenerlass privater Gläubiger und die EU-Strukturfondsmittel zusammenzählt. Das sind 177 Prozent der griechischen Wirtschaftsleistung oder 33.600 Euro pro Bürger in Griechenland.

(Ag.)

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