Kreditvergabe lahmt trotz Geldspritzen der EZB

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EZB(c) AP (Michael Probst)
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Laut EZB ist die geringe Kreditvergabe nicht die Ursache sondern die Folge der wirtschaftlichen Schwäche des Euroraums.

Trotz der Geldspritzen der EZB kommt die Kreditvergabe in der Euro-Zone nicht in Schwung. Die Banken vergaben im März nur 0,6 Prozent mehr Darlehen an Firmen und Privathaushalte als im Vorjahr, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag mitteilte. Im Februar erreichte das Plus noch 0,8 Prozent. "Die Kreditvergabe lahmt noch immer. Doch dies ist eher eine Folge als eine Ursache der wirtschaftlichen Schwäche des Euroraums", meint Ökonom Heinrich Bayer von der Postbank in Deutschland.

Der eigentliche Grund für die schwache Zunahme ist nach Meinung vieler Experten die geringe Nachfrage nach Krediten.

"Zurückhaltung bei Investitionen"

"Viele Haushalte, aber auch Firmen dürften sich mit Investitionen angesichts der gedämpften Wachstumsaussichten zurückhalten", sagt Peter Vanden Houte von Global Economics ING. Die laue Kreditvergabe sei ein deutliches Indiz dafür, dass die Euro-Zone noch in der Rezession stecke und eine lockere Geldpolitik keinen selbst tragenden Aufschwung auslösen könne. Die EZB hatte mit zwei Geldspritzen, sogenannten Langfristtendern, um die Jahreswende mehr als eine Billion Euro in das Finanzsystem gepumpt und damit eine Kreditklemme abzuwenden versucht.

Sie bewirkte damit nach Einschätzung des Commerzbank-Experten Michael Schubert immerhin, dass die Banken zu Jahresbeginn ihre Kreditrichtlinien nicht mehr so stark verschärften wie zuvor. "Dies war wesentlich auf den positiven Einfluss der zwei Langfristtender der EZB zurückzuführen", so Schubert. Da die Notenbanker um EZB-Chef Mario Draghi die Kreditnachfrage nicht maßgeblich beeinflussen könnten, dürften laut Commerzbank neue Tender aus Sicht der EZB wenig sinnvoll sein. Dieses Thema könnte dennoch am Donnerstag bei der auswärtigen Sitzung der EZB in Barcelona weit oben auf der Agenda stehen, zumal die Probleme im spanischen Bankensektor immer dramatischere Ausmaße annehmen.

Keine Inflationsrisiken durch Geldmenge

Eingehend beschäftigen dürfte die Notenbanker auf ihrem Ratstreffen am Mittelmeer auch das Wachstum der für die Zinspolitik der EZB wichtigen Geldmenge M3. Sie lag im März bei 3,2 Prozent und damit weit höher als im Vormonat mit 2,8 Prozent. "Die aktuelle Zuwachsrate ist die höchste seit Mitte 2009. Allerdings ist sie im langjährigen Vergleich immer noch sehr niedrig. Inflationsrisiken gehen bislang jedenfalls von der Entwicklung der Geldmenge nicht aus", meint Postbank-Mann Bayer. Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (Jänner bis März) erhöhte sich M3 nur um 2,8 Prozent. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit.

(APA)

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