Israel verpasst Obst ein Anti-Ageing-Programm

Agrar-Forschung. Wegen hoher Kerosinpreise muss auf den -langsameren - Schiffstransport umgestellt werden.

TEL AVIV. Israels Landwirtschaft lebt zu einem guten Teil von Obst- und Gemüse-Exporten. Damit die Produkte frisch auf die Märkte gelangen, wird der Großteil per Flugzeug transportiert. In Zeiten stark gestiegener Kerosinpreise wird das aber zunehmend unwirtschaftlich. Um das Geschäft trotzdem nicht zu verlieren, soll der Transport nun auf Schiffe verlagert werden. Die Schwierigkeit dabei: Der Seeweg dauert um zumindest eine Woche länger.

Ein Riesenproblem ist das etwa für grüne Paprika. Grün sind die Schoten nämlich nur im unreifen Zustand, wenn sie ausreifen, werden sie je nach Sorte gelb, rosa, rot. Dann sind sie aber unverkäuflich. Folglich muss das Reifen trotz des längeren Transports verhindert werden. Und, ganz wichtig: Das muss ohne Zusatz von Chemie geschehen. Gerade Europäer, die wichtigsten Kunden, sind geradezu allergisch auf Rückstände.

An Lösungen an diesem existenzbedrohenden Problem arbeiten zur Zeit rund 70 Forscher am "Volcani Center", der staatlichen israelischen Agrar-Forschungs-Organisation. An der Abteilung für "Post-Harvest Science" - einem der drei weltweiten Spitzeninstitute - stehen dafür 45 Kühlräume zur Verfügung, in denen die gesamte Transportkette simuliert wird. Also von der Reinigung der Frischware über die Kühllagerung während des Transports bis zum Erwärmen im Supermarkt. Durch die Variation von Lager-Parametern und Behandlungsschritten nach der Ernte soll das ultimative "Anti-Ageing"-Programm für Obst und Gemüse gefunden werden.

Bei den grünen Paprika ist das bereits gelungen, erzählt der Institutsleiter Elazar Fallik. Drei Faktoren müssen dabei verändert werden. Erstens wird der Erntezeitpunkt optimiert. Zweitens wurde ein neues Verpackungsmaterial entwickelt und patentiert, das mikro-perforiert ist - es enthält also sehr feine Poren, die den CO2- und Wasser-Gehalt im Inneren der Packung beeinflussen. Und drittens müssten zusätzliche Behandlungsschritte nach der Ernte vorgenommen werden. Welche das sind, will Fallik noch nicht sagen - erst in der nächsten Anbauperiode wird das Verfahren angewandt. Eine große Wirkung habe etwa ein neuerliches Abschneiden des Stängels an einer definierten Stelle, nennt er ein Beispiel.

Für die Gesunderhaltung von Melonen steht bereits seit Jahren ein Verfahren bereit: Ähnlich wie in einer Autowaschanlage werden die Früchte kurze Zeit heiß gewaschen und dabei gebürstet - und dann sogleich getrocknet. So einfach diese Methode auch klingt: Mit ihr gelingt es, die Haltbarkeit dramatisch zu verlängern - und das alles ohne den Einsatz von Konservierungsmitteln. Diese Technologie - in Israel seit Jahren Pflicht für viele Bio-Produkte - soll nun weltweit vermarktet werden.

Die Anti-Ageing-Forschung macht auch vor Blumen nicht Halt: Bei ihnen gilt es, das Aufblühen solange zu verzögern, bis die Blumen im Geschäft bzw. in der Wohnung der Kunden stehen. Hier, so Fallik, gehe es freilich nicht ganz ohne Chemie: Dem Wasser werden Geheim-gehaltene Ingredienzien zugesetzt.

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