Zum Wochenbeginn haben die Griechen 700 Mio. Euro von den Banken abgezogen. Gelassener reagierten die Börsen: Sie waren auf das Scheitern vorbereitet.
Wien/Red./Ag. Wegen der politischen Krise ihres Landes bekommen die Griechen offenbar Angst um ihr Geld. Am Montag zogen sie 700 Mio. Euro an Einlagen von den griechischen Banken ab, wie aus einer Erklärung des Präsidenten Karolos Papoulias hervorgeht. „Die Banken sind sehr schwach“, beurteilte der Präsident die Lage des heimischen Finanzsektors.
Seit der Verschärfung der Schuldenkrise im Jahr 2009 kämpfen die griechischen Geldhäuser mit einem steten Abfluss von Kapital in andere Länder. In den vergangenen zwei Jahren haben sie jeden Monat zwischen zwei und drei Mrd. Euro an Einlagen verloren.
Gelassener haben am Dienstag die Finanzmärkte reagiert. Offenbar haben sie nicht erwartet, dass Griechenland eine funktionsfähige Regierung auf die Beine stellt. Zwar stürzte der deutsche Leitindex DAX unmittelbar nach dem Platzen der Verhandlungen um 100 Punkte ab. Der Schock war aber schnell verdaut, nach Handelsschluss lag das Börsenbarometer noch ein knappes Prozent im Minus. Die US-Börsen eröffneten sogar leicht im Plus.
Schlimmer erwischte es die Wiener Börse. Sie war aber schon vor der schlechten Nachricht aus Athen schwer im Minus gelegen. Weniger gut konnte auch der Euro die Hiobsbotschaft wegstecken: Die Einheitswährung fiel am Nachmittag erstmals seit Langem wieder unter 1,28 Dollar, ein Minus von 0,6 Prozent. Der Goldpreis pendelte um die Nulllinie und lag am Ende 0,1 Prozent im Plus.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2012)