Banken sorgen für „Bank Run“ vor

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Raiffeisen International stockt Reserven auf, um für einen „Sturm auf die Bankschalter“ bei einem Griechenland-Exit „flüssig“ zu sein. Auch die Nationalbank fürchtet eine „massive Erschütterung“.

Wien/red. Wenn Griechenland ungeordnet aus dem Euro austritt, dann droht nicht nur im Land selbst ein Sturm auf die Bankkonten. Auch in anderen europäischen Ländern, speziell in Südosteuropa, fürchten die Geldinstitute für diesen Fall einen „Bank Run“. Und sie rechnen so sehr damit, dass sie bereits vorzusorgen beginnen.

Herbert Stepic, der Chef der börsenotierten Raiffeisen Bank International (RBI), sagt, sein Institut habe sich für diesen Fall einen „Liquiditätspuffer“ von 25 Mrd. Euro auf die Seite gelegt. Damit wolle man sich für den Fall einer Eskalation der Griechenland-Krise vor allem „gegen Kunden- und Marktunsicherheiten bei Osttöchtern“ wappnen. Diese Summe für den „Ernstfall“, die „einige Milliarden über normal“ liege, sei in den vergangenen Monaten aufgebaut worden.

Auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihre Risikorückstellungen erhöht. Die Aufstockung um 400 Mio. auf 7,2 Mrd. Euro wird allerdings nicht explizit mit der Griechenland-Krise begründet. Man habe die Dotierung „angesichts der hohen Unsicherheit der Märkte“ erhöht, sagt OeNB-Präsident Claus Raidl bei der Präsentation der Nationalbankbilanz.

Ob sich die Europäische Zentralbank (EZB) konkret schon auf einen Austritt Griechenlands vorbereitet, wollte Notenbank Gouverneur Ewald Nowotny, der Österreich im EZB-Rat vertritt, nicht konkretisieren: „Jede Notenbank der Welt hat die Verpflichtung, sich für alle Eventualitäten vorzubereiten“, sagte Nowotny. Aber sie habe ebenso die Verpflichtung, „nicht zu allen Fragen einen Kommentar abzugeben“.

Ein Austritt Griechenlands würde jedenfalls „große Erschütterungen“ auslösen, deren Folgewirkungen man nicht abschätzen könne, meinte der OeNB-Gouverneur.
Bei dieser Einschätzung trifft er sich mit RBI-Boss Stepic: Der sieht für diesen Fall einen „heißen Sommer“ auf Europa zukommen. Am schlimmsten werde die Situation natürlich in Griechenland selbst sein, wo auf Private wie auf Unternehmen existenzbedrohende Zahlungsschwierigkeiten zukämen. Aber auch im übrigen Europa müsse man sich Sorgen machen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es zu einer „großen Verunsicherung der Sparer“ kommen werde. Wenn die in größerem Stil ihre Einlagen abziehen, kämen extreme Belastungen auf das Bankensystem zu.

Und wie wahrscheinlich ist dieses Szenario? Für Stepic durchaus: Die Chancen, dass Griechenland im Euro verbleibt, stünden derzeit 50 zu 50. Die Banken selbst sehen dieses Szenario jetzt jedenfalls entspannter als noch vor zwei Jahren. Es stünden mit den beiden Rettungsschirmen und mit Maßnahmen zur Liquiditätsstützung durch die EZB effiziente Instrumente zur Verfügung. Dadurch sei die „Ansteckungsgefahr“ für andere Krisenländer wie Spanien oder Italien deutlich gesunken. Und die Banken selbst hätten auch vorgesorgt.

Staatsgold in Zürich und London

Das sieht auch Nowotny so: Griechenland sei nicht mit den anderen Eurostaaten zu vergleichen und es wäre geradezu fahrlässig, die griechischen Probleme „sofort auf andere Staaten zu übertragen“, meinte der OeNB-Gouverneur.

Wie hoch das Griechenland-Risiko der Nationalbank konkret ist, wollte der OeNB-Gouverneur nicht sagen. Die Notenbank hat, wie gesagt, ihren Risikopolster auf 7,2 Mrd. Euro aufgestockt. Die OeNB hat im Vorjahr ein „wirtschaftliches Ergebnis“ von 249 Mio. Euro (minus 14 Prozent) erwirtschaftet. Der Bund erhält von der Notenbank 231 Mio. Euro nach 269 Mio. Euro im Jahr davor.

Zur Diskussion um die Goldreserven versprach Nowotny „größtmögliche Transparenz“. Die 280 Tonnen Staatsgold seien in Wien, Zürich und London gelagert.

Auf einen Blick

Ein heißer Sommer droht den Banken, wenn Griechenland aus dem Euro austritt. Die Raiffeisen Bank International (RBI) fürchtet in diesem Fall einen „Bank Run“ in Osteuropa – und hat dafür 25 Mrd. Euro Liquidität auf die Seite gelegt. Die Chance für den Verbleib Griechenlands im Euro stünde nur 50 zu 50.

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