Hedge-Fonds als große Gewinner der Finanzkrise

(c) EPA (Laurent Gillieron)
  • Drucken

John Paulson und George Soros freuen sich über hohe Gewinne. „Der enorme von den Hedge-Fonds geschaffene Reichtum kam während einer außerordentlichen Notzeit an den Finanzmärkten.“

New York. Die erfolgreichsten Hedge-Fonds-Manager haben im vergangenen Jahr Milliardensummen verdient. Die zehn erfolgreichsten Hedge-Fonds-Manager haben 2007 insgesamt 16,1 Mrd. Dollar (10,1 Mrd. Euro) eingeheimst. Dies geht aus der neuen Liste der Hedge-Fonds-Spitzenverdiener in der Onlineausgabe des „Alpha Magazine“ hervor. Spitzenreiter war nach den Schätzungen der Fachzeitschrift John Paulson, der Gründer von Paulson & Company, mit Einkünften von 3,7 Mrd. Dollar.

Rekordverdächtige Gewinne

Der aus dem Ruhestand zurückgekehrte Hedge-Fonds-Altmeister George Soros (77) brachte es mit seiner Firma Soros Fund Management auf einen Verdienst von 2,9 Mrd. Dollar. James Simon von der Renaissance Technologies verdiente 2,8 Mrd. Dollar. Philip Falcone von Harbinger Capital Partners brachte es auf 1,7 Mrd. Dollar und Kenneth Griffin von der Citadel Investment Group auf 1,5 Mrd. Dollar. Das „Alpha Magazine“ errechnet den Verdienst der Hedge-Fonds-Manager aus ihren jeweiligen Beteiligungen an den Hedge-Fonds-Gebühren und aus Gewinnen mit ihrem eigenen Kapital. Die 25 erfolgreichsten Hedge-Fonds-Manager verdienten im Schnitt 892 (Vorjahr: 532) Mio. Dollar.

Erfolgreicher Strategiewechsel

Dies könnte möglicherweise „die größte individuelle Vermögenswert-Schöpfung der Geschichte“ gewesen sein, schrieb das „Alpha Magazine“. „Der enorme von den Hedge-Fonds geschaffene Reichtum kam während einer außerordentlichen Notzeit an den Finanzmärkten.“ Millionen Hausbesitzer seien wegen der Immobilien- und Kreditkrise gleichzeitig von der Pfändung bedroht. Wenn auch nicht ganz unverschuldet. Immerhin nahmen viele die verlockenden Angebote der Banken, die Häuser mit immer neuen Krediten zu belasten, auch gerne an.

Nun stehen die USA vor einer Rezession. Dies werde zweifellos verstärkten Neid und Ärger im Hinblick auf die Riesengewinne der Hedge-Fonds auslösen.

Während viele Banken und andere Finanzdienstleister im Vorjahr wegen der Subprime-Hypotheken- und der daraus resultierenden globalen Finanzkrise beispiellose Milliarden-Verluste verbucht und -Abschreibungen vorgenommen hatten und heuer noch vornehmen werden, profitierten Paulson und andere erfolgreiche Hedge-Fonds von dem Debakel. Sie hatten rechtzeitig ihre Investment-Strategien umgestellt. Andere Hedge-Fonds profitierten unter anderem vom Höhenflug der Öl- und Rohstoffpreise, von Auslandsinvestments und sonstigen erfolgreichen Investmentstrategien. Weltweit gibt es rund 10.000 Hedge-Fonds mit verwalteten Vermögenswerten von rund zwei Billionen Dollar. In diesem Jahr sind allerdings viele unter Druck gekommen oder mussten sich mit geringen Gewinnen beziehungsweise hohen Verlusten abfinden.

Angesichts der weiter ausufernden Kreditkrise drängen viele Länder auf eine umfangreichere Offenlegung der Hedge-Fonds-Geschäfte, ein besseres Risiko-Managment sowie eine härtere Überwachung. Zuletzt waren derartige Maßnahmen auch bei Weltbanktagung in Washington diskutiert worden.

Die meisten Gelder, die von Hedge-Fonds verwaltet werden, stammen von institutionellen Anlegern wie Finanzdienstleistern, Pensionskassen, Stiftungen oder vermögenden Investoren. Hedge-Fonds kassieren in der Regel jährlich zwei Prozent der unter Verwaltung befindlichen Vermögenswerte als Gebühren und behalten als „Erfolgsbeteiligung“ 20 Prozent der erzielten Gewinne ein.

AUF EINEN BLICK

Supergewinne haben die erfolgreichsten Hedge-Fonds-Manager im Vorjahr eingefahren. Dank einer geänderten Strategie konnten die Hedge-Fonds von der Finanzkrise sogar profitieren. Unter den Spitzenreitern der Branche war einmal mehr George Soros zu finden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2008)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.