Spanien als erstes EU-Land mit Deflation

Spanien in der Deflation
Spanien in der Deflation(c) AP (Fernando Bustamante)
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Die Verbraucherpreise in Spanien sind im März um 0,1 Prozent unter das Vorjahres-Niveau gefallen. Spanien ist tief in die Rezession abgerutscht.

Spanien ist das erste EU-Land, das im Jahresvergleich eine Deflation aufweist. Im März sind die Verbraucherpreise überraschend um 0,1 Prozent unter das Vorjahresniveau gefallen, wie aus den am Montag vorgelegten vorläufigen Daten des Statistikamtes INE hervorgeht.

Die Statistiker in Madrid berechnen die Daten nach dem für den europäischen Vergleich herangezogenen Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). In Deutschland hatten die Preise auf dieser Basis um 0,4 Prozent angezogen.

Spanien steckt tief in Rezession

Die spanische Wirtschaft wurde in den vergangenen Jahren von einem Immobilien-Boom befeuert. Immer neue Apartmentblocks wurden hochgezogen, die von immer weniger zahlungskräftigen Spaniern auf Kredit gekauft wurden. In Spanien sind im Februar so viele Menschen arbeitslos gemeldet gewesen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Die Erwerbslosenzahl stieg um 154.058 auf 3,48 Millionen.

Das Ausmaß der Krise in der nach dem Platzen einer Immobilienblase in die Rezession abgerutschten viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone macht der Vergleich mit Deutschland deutlich: Obwohl Spanien nur etwa halb so viele Einwohner wie Deutschland hat, ist die Zahl der Arbeitslosen um saisonale Effekte bereinigt höher.

Deflation

Fallende Preise auf breiter Front vernichten die Gewinne der Unternehmen mit der Folge von Massenschließungen und hoher Arbeitslosigkeit. Das wiederum führt zu einem weiteren Rückgang des Konsums.

Erst in der Vorwoche hatte die Ratingagentur Standard & Poor's eine Studie publiziert, wonach das Deflationsrisiko mit der Schwere der Rezession steige. Um eine Ausweitung der Deflation im Euroraum zu verhindern, wird die Europäische Zentralbank neben weiteren Leitzinssenkungen mittelfristig wohl auch zu "unorthodoxen Mitteln" in der Geldpolitik greifen.

Greift EZB zu Politik des billigen Geldes?

Experten rechnen damit, dass der EZB-Rat angesichts der gesunkenen Inflationsgefahren seinen geldpolitischen Spielraum diese Woche nutzen wird. Die Fachleute erwarten, dass der Schlüsselzins für die Euro-Zone am Donnerstag um einen halben Prozentpunkt auf ein Prozent gekappt wird. Mit einer Politik des billigen Geldes soll in der Krise die Kreditvergabe angekurbelt und der lahmenden Wirtschaft auf die Beine geholfen werden.

(Ag./Red.)

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