Die Rückkehr der finanziellen Massenvernichtungswaffe

 Symbolbild: Massenvernichtungswaffen
Symbolbild: Massenvernichtungswaffen(c) AP (Ahn Young-joon)
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Sie gelten als ein Auslöser der weltweiten Finanzkrise: Credit Default Swaps. Nun erleben sie eine unerwartete Wiederauferstehung. Mit ihrer Hilfe wird auf die Verschuldung von Staaten gewettet.

Weltweit verschulden sich die Staaten, um mit Konjunkturpaketen die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das hat unter Investoren auch die Nachfrage nach Instrumenten zur Absicherung gesteigert. Diese boomen regelrecht. "Das Interesse an Kreditausfallderivaten auf entwickelte Staaten ist seit der zweiten Hälfte 2008 dramatisch gestiegen", sagt Creditresearch-Experte Dave Klein laut "Financial Times Deutschland".

Credit Default Swaps (CDS) sind Kreditderivate zum Handeln von Ausfallsrisiken - z.B. von Krediten oder auch Anleihen. Eine Vertragspartei tätigt regelmäßig Zahlungen an die Gegenpartei. Dafür erhält sie von dieser das Versprechen einer Auszahlung, wenn eine Anleihe ausfällt. Der CDS ähnelt also einer Kreditversicherung.

Wetten auf Verschuldung von Staaten

Ein Credit Default Swap ist ein "Over-the-Counter"-Instrument. Das bedeutet, dass es nicht öffentlich an der Börse gehandelt wird wie etwa eine Aktie. Es ist also eine private Vereinbarung zwischen zwei beliebigen Personen. Doch die Kontrakte werden auch für gezielte Spekulationen verwendet. Dann wird aus der Absicherung eine Wette. Wenn also jemand im Verdacht steht, seinen Zahlungen nicht mehr nachzukommen, so kann mit Hilfe eines CDS darauf gewettet wird, dass genau das eintritt.

Bislang standen vor allem Unternehmen im Fokus der Spekulanten. Länder und Staaten machen mit 1,6 Billionen Dollar bislang nur einen relativ geringen Teil des 25 Billionen Dollar schweren CDS-Markts aus. Doch die Bedeutung der Länder-CDS wächst laut "Financial Times Deutschland" ständig. So kommen nun auch die ersten CDS-Indizes auf den Markt. Der Finanzservice-Anbieter Markit will vier Länder-CDS-Indizes anbieten. Mit den Indizes soll es Investoren ermöglicht werden, Risiken in bestimmten Regionen besser abzusichern, sagt Stephan Flagel, Indexentwickler bei Markit. Zudem könne die Kreditwürdigkeit von Regionen besser mit anderen Kreditrisiken verglichen werden.

"Instrumente der Zerstörung"

Doch es gibt auch prominente warnende Stimmen. Viele betrachten den nahezu unregulierten CDS-Markt als ein Risiko für das ganze Finanzsystem. Zudem müssen Investoren kaum Sicherheiten hinterlegen. US-Investor George Soros hat daher ein Verbot der Kreditderivate gefordert. Sie seien "Instrumente der Zerstörung", sagte der Multimilliardär vor zwei Wochen: "Je mehr ich über sie gehört habe, desto mehr bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass sie wahrhaft giftig sind. Der Handel mit ihnen sollte verboten werden." Und auch Investoren-Legende Warren Buffett hat Credit Default Swaps in einem jährlichen Bericht an die Aktionäre seiner Firma Berkshire Hathaway sogar als "finanzielle Massenvernichtungswaffen" bezeichnet.

(phu)

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