Bear Stearns-Rettung: Der frühe Fehler der Fed

Bear StearnsRettung Fruehe Fehler
Bear StearnsRettung Fruehe Fehler(c) EPA (Shawn Thew)
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Die US-Notenbank muss Details über Wertpapiere veröffentlichen, die sie kaufte, um 2008 Bear Stearns zu retten. Ein Experte bezeichnet die Rettung der Bank als "frühen Fehler" der Fed im Zuge der Finanzkrise.

Nach monatelangem politischen und juristischen Ringen hat die US-Notenbank Fed am späten Mittwochabend ihre Geheimhaltung bezüglich der Rettung der US-Bank Bear Stearns durch JP Morgan Chase im Frühjahr 2008 aufgegeben. Die Notenbank veröffentlichte Details über Wertpapiere, die sie kaufte, um die angeschlagene Bank Bear Stearns zu retten, berichtet die Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg". Bloomberg hatte die Fed geklagt, die Informationen freizugeben.

"Ruf der US-Notenbank wird geschädigt"

Kritik an der amerikanischen Zentralbank wird laut. "Die Fed nahm das Risiko in ihre Bilanz auf und hält nun Problempapiere", sagt Vincent Reinhart vom American Enterprise Institute in Washington. Er war Fed-Mitarbeiter von 2001 bis 2007. "Das zieht Abschreibungen nach sich und schädigt den Ruf", so Reinhart.

Marvin Goodfriend, ein ehemaliger Fed-Berater, äußert ebenfalls seinen Unmut. Bear Stearns sei der Wendepunkt für die Fed während der Finanzkrise gewesen. Indem die Fed die Steuerzahler ins Risiko nahm, um die Rettung zu finanzieren, habe sich die Zentralbank in der Fiskalpolitik betätigt. Diese unterliege normalerweise aber der Zuständigkeit des Kongresses und des US-Finanzministeriums. "Dieser Mangel an Klarheit der Grenzen zwischen den Verantwortlichkeiten der Fed und des Kongresses trug wie nichts anderes zur Panik im Herbst 2008 bei", ist sich Goodfriend sicher.

"Frühes Scheitern wäre bessere Wahl gewesen"

"Jemanden früh scheitern zu lassen, wäre die bessere Wahl gewesen", sagt David Kotok von Cumberland Advisors. Lehman Brothers, dessen Pleite im September 2008 das weltweite Finanzsystem kurzzeitig ins Wanken brachte, wäre dann nicht so gefährlich gewesen, meint Kotok.

Konkret werden Wertpapiere detailiert aufgelistet, die in den Zweckgesellschaften Maiden Lane I, II und III (Anm.:Die Maiden Lane ist eine Straße entlang der New Yorker Fed) enthalten sind. Erstmals werden tiefere Einblicke möglich. So finden sich in Maiden Lane I Wertpapiere im Wert von 27 Milliarden Dollar, die mit Hypotheken von Washington Mutual und Countrywide Financial besichert sind, berichtet "Financial Times Deutschland". Bloß: Beide Institute gibt es nicht mehr. Washington Mutual wurde von JP Morgan Chase übernommen, Countrywide ging an Bank of America Merrill Lynch.

"Jumbo-Hypotheken" und "Tropical CDOs"

Bloomberg legt offen, dass viele Schuldner nur geringe Nachweise über ihr Einkommen und Vermögen liefern mussten, um Hypotheken zu erhalten. Als Beispiel wird das Papier "WAMU 06-A13 2XPPP" genannt. 94 Prozent der Hypotheken, mit denen es besichert wurde, erforderten nur minimale Nachweise der Hauskäufer. Laut der Nachrichtenagentur wurde bereits bei zehn Prozent der Kreditnehmer zwangsvollstreckt und 25 Prozent sind mit den Zahlungen mehr als zwei Monate im Rückstand.

Darüber hinaus sitzt die Fed auf riskanten Kreditderivaten (CDS), Kreditportfolios (z.b. "Tropic CDOs", eine Stufe über Ausfall) und Jumbo-Hypotheken (mit geringster Investmengrade-Note bewertet) in Milliardenhöhe.

(phu)

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