Söldner, die ersten Lohnempfänger der Geschichte

Soeldner ersten Lohnempfaenger Geschichte
Soeldner ersten Lohnempfaenger Geschichte(c) AP (Jae C. Hong)
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Bei den Griechen der Antike wurden Söldner regelrecht zu Markenartikeln, profitiert haben von den "Handwerkern des Todes" aber zumeist andere.

Söldner sind von keinem aktuellen Kriegsschauplatz wegzudenken. Vor einem Jahr griffen sowohl Libyens Machthaber Gaddafi als auch die Rebellen auf bezahlte Kämpfer zurück. Und auch in Syrien weiß zwar niemand genau, wie viele Ausländer derzeit kämpfen - doch es dürften Tausende sein. Gleichzeitig hat die Militärgroßmacht USA die Ökonomisierung und Privatisierung der Gewalt vorangetrieben. Ein Trend, dem auch Länder wie Deutschland folgen (mehr dazu...). Der Hobbyökonom nimmt das als Anlass, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen: Seit wann gibt es Söldner und wer profitiert von den "Handwerkern des Todes"?

Es gilt als eines der ältesten Gewerbe der Welt: das Söldnertum. Das Wort Söldner leitet sich vom "Sold" (lat. "solidus", eine von Kaiser Severus Alexander eingeführte Goldmünze) ab, wie der Soldat selbst übrigens auch. Der Lohnempfänger basiert also "auf der Vorstellungswelt des Krieges und des Söldnerdienstes", schreibt Christina von Braun in ihrer Kulturgeschichte "Der Preis des Geldes". Folgerichtig war der Söldner "der erste monetäre Lohnempfänger" der Geschichte. Söldner traten von Braun zufolge erstmals kurz nach Erfindung des Geldes auf - irgendwann zwischen 700 und 500 vor Christus. Der Aufstieg des Geldes ist also eng verknüpft mit der Entstehung des Söldnertums.

Griechische Söldner als "Markenartikel"

Wie es dazu kam? In den griechischen Stadtstaaten hatte sich eine wohlhabende Schicht aus Bauern-, Handwerker- und Händlerfamilien herausgebildet, "die für ihre eigenen Interessen kämpfte und reich genug war, um sich aufwendige Kriegsausrüstungen zu leisten", schreibt Rolf Uesseler in seinem Buch "Krieg als Dienstleistung". "Zugleich konnte sich die Bevölkerung von den relativ dürftigen Böden nicht ausreichend ernähren, ohne ein 'Zubrot' in der Fremde zu verdienen - so boten sie (...) ihre Fähigkeiten nun Herrschern außerhalb Griechenlands an, auf Zeit und gegen Bezahlung."

Dieser neue Söldnertypus wurde "Hoplit" genannt. Und schon bald waren die griechischen Kämpfer begehrt. Sie konnten sich laut Uesseler vor Großaufträgen kaum retten. Persien und Ägypten führten immer wieder Kriege. "Die Hopliten waren zum Markenartikel geworden, den kleine Herrscher manchmal erfolgreich zu nutzen wussten, indem sie ihre eigenen Soldaten in griechische Uniformen steckten und dem Gegner vorgaukelten, sie würden das Original in die Schlacht schicken."

»Söldner und Hilfstruppen sind nutzlos und gefährlich.«

Niccoló Machiavelli, Der Fürst (1513)

Von Braun weist darauf hin, dass Kriege oft nur deshalb geführt wurden, um an das nötige Geld für die Söldner zu gelangen. Es sei ein Teufelskreis entstanden: "Die Bezahlung von Söldnern führte zu Kriegen, die ihrerseits nach dem Aufstocken von Söldnerheeren verlangten, für die man Geld brauchte."

Ein Teufelskreis

Auch beim "Kriegsunternehmertum" im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) standen Profitinteressen im Vordergrund. Privatgeschäfte mit den Heereslieferanten, veruntreuter Sold und Einsparungen bei der Verpflegung füllten die Kassen der Unternehmer und Offiziere, schreiben Claus von Wagner und Niclas Müller in "Der Söldner im Dreißigjährigen Krieg". Aber auch Händler spielten eine wichtige Rolle beim Söldnerwesen. "Sie spezialisierten sich auf die Bedürfnisse des Militärs und verkauften den Söldnern was diese für ihr Kriegshandwerk benötigten", schreiben die beiden Autoren. Denn nur selten stellten die Kriegsherren selbst Ausrüstung und Waffen zur Verfügung.

Viele Kriegsherren waren zudem in ständiger Geldnot. Die Bezahlung der Söldner blieb daher oft aus oder wurde auf den Entlassungstag verschoben. Für im Kampf gefallene Söldner musste dann nicht mehr gezahlt werden. Wurde der Sold nicht ausbezahlt, musste das oft die Bevölkerung büßen. Die Söldner hielten sich bei Bauern und Bürgern schadlos. Die Kriegsbeute war auch ein wesentlicher Anreiz zum Eintritt in ein Söldnerheer. "Das Beuterecht gehörte schon seit dem Mittelalter zum Selbstverständnis der Soldaten. Dörfer und Städte entlang der Kriegsrouten sowie fahrende Kaufleute und Händler waren daher besonders von Plünderungen betroffen", ist auf "habsburger.net" nachzulesen.

Exkurs: Der Schweizer Weg

Ein interessantes Kapitel im Buch des Söldnerwesens schrieben die Schweizer. Insgesamt 1,5 Millionen Schweizer Söldner führten im Lauf der Zeit Krieg für Fremde. So gelang es der Schweiz auch, sich aus kriegerischen Auseinandersetzungen herauszuhalten. "Der helvetische Söldner-Export sorgte indirekt dafür, dass das Land so lange unversehrt blieb", schrieb der Journalist Jost Auf der Maur, Autor des Buches "Söldner für Europa. Mehr als eine Schwyzer Familiengeschichte", in der "Zeit" über die Schweizer Söldner. Denn: "Die europäischen Höfe, die sich gerne mit Schweizertruppen eindeckten, sahen sich durch die Verträge mit der Eidgenossenschaft und den Kantonen gezwungen, die Eidgenossenschaft zu schonen. Das war ein sicherheitspolitisches System, das die Großmächte mit einer raffinierten Beißhemmung gegenüber der Schweiz versehen hatte."

Und auch die Schweizer Bankhäuser stiegen durch die Söldner auf. Die Banken stellten Gelder bereit, damit fremde Machthaber ihre Kriege führen konnten, so Auf der Maur. Das spülte den Söldnern Sold in den Beutel und wenn diese aus dem Krieg zurückkehrten, natürlich auch der Eidgenossenschaft, die zudem von dem angehäuften Wissen der Heimkehrer profitierte. Das Söldnerwesen ist also ein wichtiger Grund, warum die Schweiz über die Jahrhunderte in einer kriegerischen Nachbarschaft bestehen konnte. "Da die Militärunternehmerfamilien auch die politische Elite stellten, vermochten sie den Fortbestand ihres Kriegsgewerbes und die Oligarchie so lange zu sichern", erklärt Jost Auf der Maur.

Söldner als Spiegelbild der Gesellschaft

Frank Westenfelder lehnt es in seinem Buch "Eine kleine Geschichte der Söldner" ab, "Söldner als finstere Schergen zu präsentieren". Ihm liegt vielmehr daran, die historische Gestalt des Söldners zu verstehen. "Im historischen Kontext waren sie weit weniger Agierende, sondern notwendige Werkzeuge, aber eben auch Produkte auf dem Weg zu Gewaltmonopol und Nationalstaat, durch den sie schließlich obsolet wurden. Geformt von einer zunehmend arbeitsteiligen, am Geld orientierten Gesellschaft, sind sie zugleich Ausdruck und Spiegelbild derselben", schreibt er.

Und spätestens seit 9/11 erlebt das Söldnertum eine Renaissance. Manche Experten verwenden bereits den ökonomischen Begriff "Outsourcing". Eine "Privatisierung" der Kriege ist zu erkennen - "geführt von Soldaten, die keine Gesichter mehr haben, deren Namen niemand kennt und deren Angehörige im Todesfall auch keinen öffentlichen Anspruch auf Mitleid haben", wie Michael Rühle, stellvertretender Leiter der politischen Planungseinheit im Kabinett des Nato-Generalsekretärs, in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über die Ökonomisierung der Sicherheitspolitik schrieb.


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