Mobilisierer der Massen: 150. Geburtstag von Henry Ford

Henry Ford im Alter von 37 Jahren
Henry Ford im Alter von 37 JahrenEPA
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Der Farmerssohn Henry Ford revolutionierte mit der Fließband-Arbeit den Autobau. Bis heute wachen seine Nachkommen über das Unternehmen.

Am 30. Juli 1863 kam in Wayne County, einer Kleinstadt westlich von Detroit, der Farmerssohn Henry Ford zur Welt. Dass er einmal Geschichte schreiben würde, hat bei der Geburt wohl niemand gedacht. Henry Ford revolutionierte mit seiner Fließband-Arbeit die Pkw-Branche und machte Autos für die breite Masse erschwinglich. Manche sagen, er habe damit die Welt so sehr verändert wie nur wenige andere Menschen. Seine Firma existiert bis heute, wenngleich sie so manche Krise überstehen musste.

Dabei sah es zunächst nicht danach aus, dass der begabte Erfinder und Techniker Ford auch als Geschäftsmann ein gutes Händchen haben würde. Zweimal fällt er bei Firmengründungen auf die Nase. Erst beim dritten Mal hat er mit seiner Ford Motor Company endlich Erfolg. Anders als seine elf Geldgeber und die Konkurrenz will Ford aber keine Wagen für die gut betuchte Kundschaft auf die Räder stellen. Er träumte davon, einen Wagen für den kleinen Mann zu bauen.

»Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.«

Henry Ford

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Mit dem legendären Model T gelingt es ihm. Der Wagen wird zum Verkaufsschlager, vor allem weil es Henry Ford später schafft, mit Fließband-Arbeit die Kosten massiv zu senken. Ein Mann, ein Handgriff lautet die Devise. Statt zwölf Stunden dauert es nun nur noch eineinhalb Stunden, bis ein Auto montiert ist. Der Preis purzelt von 825 auf 260 Dollar. Extras gab es keine. Angeblich hat Ford gesagt, der Kunde dürfe sich jede Farbe aussuchen - so lange sie schwarz sei.

Die "Tin Lizzie" oder "Blechliesel" verkauft sich zwischen 1908 und 1927 mehr als 15 Millionen Mal. Erst der VW Käfer sollte Jahrzehnte später mehr Fans finden. Das Model T verändert das Gesicht Amerikas, vor allem in den ländlichen Gebieten, die bis dahin vielfach abgehängt waren. Weil Ford seinen Mitarbeitern zudem überdurchschnittlich hohe Löhne zahlt, wächst die Mittelklasse und damit gibt es mehr Autokäufer. Die Firma expandiert parallel ins Ausland, 1925 auch nach Deutschland.

Werbung aus dem Jahr 1925
Werbung aus dem Jahr 1925Ford

"Rockstar des Autobaus"

Henry Ford ist zu jener Zeit so etwas wie der "Rockstar des Autobaus", gut bekannt mit vielen Prominenten und sogar Präsidenten. Mit dem gewieften Erfinder und Unternehmer Thomas Alva Edison verbindet ihn eine besonders lange Freundschaft. Ford hatte in einer von Edisons Elektrofirmen seine Karriere begonnen. Mit dem Einzug in den US-Senat scheitert Ford allerdings.

1919 übergibt Henry Ford die Firma offiziell an seinen einzigen Sohn Edsel. Er mischt jedoch weiterhin kräftig mit. Nachdem Edsel 1943 an Krebs stirbt mit nur 49 Jahren, übernimmt Henry Ford auch offiziell wieder das Steuer. Da ist er schon 80 Jahre alt. Die goldenen Zeiten scheinen jedoch erst einmal vorbei: Die schwere Rezession der 1930er-Jahre hat den Ford-Konzern gebeutelt. Im Krieg stellt das Unternehmen nun auch Bomber, Flugzeugmotoren und Militärfahrzeuge her.

1945 gibt Henry Ford den Chefposten zum zweiten Mal ab - an seinen ältesten Enkel Henry Ford II. Der führt Ford mit modernen Managementmethoden und frischen Modellen zu neuer Blüte. Die Pick-up-Trucks der F-Serie und später den Sportwagen-Klassiker Mustang erlebt Firmengründer Henry Ford jedoch nicht mehr: Er stirbt 1947 mit 83 Jahren in seinem Haus in Dearborn bei Detroit - bei Kerzenschein, weil schwere Überschwemmungen die Stromversorgung gekappt hatten, wie die Ford-Historiker anmerken.

Familie wacht bis heute über Ford

Bis heute wacht die Familie Ford über ihr Unternehmen, auch wenn es seit 1956 an der Börse notiert ist. Bill Ford, der Urenkel von Henry Ford, steht dem Verwaltungsrat vor. Die Geschäft führt jedoch Alan Mulally, ein ehemaliger Boeing-Manager. Er hat das Unternehmen wieder auf Vordermann gebracht, nachdem Qualitätsprobleme und die harte Konkurrenz aus Japan zu Milliardenverlusten geführt hatten.

Ford war letztlich sogar der einzige der drei US-Autokonzerne, der ohne staatliche Hilfe durch die Wirtschaftskrise 2009 kam, während General Motors und Chrysler nach ihrer Insolvenz vom Steuerzahler gerettet werden musste. Henry Ford dürfte stolz sein.

(APA/dpa)

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