Mauritius: Die Insel, von der Joseph Stiglitz schwärmt

Trauminsel Mauritius
Trauminsel Mauritius(c) AP
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Mauritius hat keine wertvollen Rohstoffe und liegt abgelegen vor der Ostküste Afrikas. Dennoch wächst das BIP jedes Jahr fünf Prozent - seit 30 Jahren.

Bislang war die Insel Mauritius vor der Ostküste Afrikas vor allem aus zwei Gründen bekannt: Wegen der weltberühmten Briefmarke "Die blaue Mauritius" und als beliebtes Ziel gut betuchter Reisehungriger. Doch nun hat niemand geringerer als Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz eine unerwartete Lobeshymne auf Mauritius gesungen. "Die Mauritier haben einen Weg gewählt, der zu mehr gesellschaftlichem Zusammenhalt führt, zu Wohlstand und Wirtschaftswachstum - und zu weniger Ungleichheit", schreibt er in einem "Financial Times Deutschland" -Kommentar. Doch was macht den Inselstaat so besonders, dass ein abgebrühter Ökonom wie Stiglitz derart ins Schwärmen gerät?

Die Weltbank kommt jedenfalls in einer Studie zur Wirtschaftsfreundlichkeit zu einem ähnlichen Schluss. Die 46 afrikanischen Staaten südlich der Sahara wurden diesbezüglich untersucht. Das Ergebnis: Mauritius wurde  auf den ersten Platz gewählt. Kaufkraftbereinigt beträgt das jährliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 7800 Dollar - das ist ein afrikanischer Spitzenwert.

Hoher Eigenheimanteil, hohes BIP-Wachstum

Es sind zwei Aspekte, die Stiglitz besonders beeindrucken: Einerseits der hohe Eigenheimanteil und andererseits das BIP-Wachstum der vergangenen 30 Jahre. "Amerikas Konservative machen den Versuch der Regierung, den Eigenheimanteil auf 70 Prozent der US-Bevölkerung auszuweiten, für die Finanzkrise verantwortlich. Dabei wohnen 87 Prozent der Mauritier in den eigenen vier Wänden, ohne dass dies eine Immobilienblase provozierte", schreibt der Ökonom.

Was ihn allerdings noch mehr beeindruckt: "Und jetzt eine Zahl, die richtig wehtut: Das Bruttoinlandsprodukt von Mauritius wächst seit fast 30 Jahren um mehr als fünf Prozent jährlich". Und das, obwohl es der Insel an Rohstoffen wie Diamanten oder Öl fehlt.

Mauritius

Einwohner: 1.284.000

Hauptstadt: Port Louis

Währung:Rupie

Amtssprache: Englisch

Religionen: 50 Prozent Hinduisten, 32,5 Prozent Christen, 17 Prozent Muslime

Zentrum der Textilindustrie

Ein Grund für den Erfolg von Mauritius liegt darin, dass das Land erst relativ spät, 1968, von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen wurde. "So konnten sie aus den Misserfolgen der Nachbarstaaten lernen", heißt es dazu in einem Beitrag von "Deutschlandradio". Und das schnell - denn auf Mauritius gab es außer Zuckerrohrplantagen damals nichts.

Doch Mauritius gelang es, profitable Zuckerquoten mit den Europäern auszuhandeln, was die Basis für den wirtschaftlichen Aufstieg legte. Zudem wurde die gesamte Insel zur Freihandelszone erklärt. Wer Jobs schuf, durfte Rohstoffe zollfrei importieren und dann die fertigen Produkte zollfrei exportieren. So wurde aus der abgelegenen Insel ein Zentrum der Textilindustrie. 

"Billige Arbeitskraft kein Faktor mehr"

Heute sind die Arbeitszeiten und -bedingungen zwar im Afrika-Vergleich gut, doch wenn es nach Billigarbeitskräften geht, haben mittlerweile andere Länder wie Madagaskar die Nase vorn. "Billige Arbeitskraft ist kein Faktor mehr, um Investoren in unser Land zu locken", sagt Dev Luchmun von mauritischen Gewerkschaftbund dem Radiobericht zufolge.

In der Folge wurde vermehrt auf den Ausbau des Tourismus gesetzt - aber nicht nur. Um sich von der Abhängigkeit der Zucker-Monokultur zu befreien, hat das Land "erkannt, dass mangels Rohstoffen die Bevölkerung sein einziger Aktivposten und Bildung für alle unverzichtbar ist", wie es Stiglitz formuliert. Auch die feste Verankerung einer demokratischen Ordnung hat entscheidend dazu beigetragen, dass Mauritius heute als afrikanischer Vorzeigestaat gefeiert wird.

Der Platz wird knapp

Heute ist Mauritius eine diversifizierte Volkswirtschaft, die auf viele kleine Industrien setzt - und auch weiter setzen muss. So wurde die Insel ein wichtiger Akteur als internationaler Bankdienstleister. Was den Tourismus betrifft, wird in Mauritius der Platz knapp: Alle Strände sind bereits touristisch erschlossen. Wachstum ist nur mehr über eine Steigerung der Qualität möglich. Über den Ausbau von Golfplätzen in Inselinneren wird nachgedacht. Auch im Bereich der Infrastruktur muss der Staat handeln: Staus in der Hauptstadt Port Louis stehen an der Tagesordnung und der Flughafen muss dringend modernisiert werden.

Und tatsächlich könnten die findigen Inselbewohner eine neue Nische gefunden haben. Noch bevor in Japan die AKW-Katastrophe passierte, verkündete das Land, im Bereich erneuerbarer Energie zum regionalen Vorreiter werden zu wollen. "Bei uns gibt es soviel Sonne", meint Andrea Gungadin, Rektorin des "Hindu Girls College", einer privaten Mädchenschule im Süden der Insel, wie das Internet-Portal "Schattenblick" berichtet. "Warum sollten wir in Zeiten, in denen fossile Brennstoffe teurer und rarer werden, nicht ausschöpfen, was in Mengen vorhanden ist?", fragt sie. Die Abhängigkeit von Energie-Importen soll gesenkt werden. "Wir werden Mauritius in einen nachhaltigen Inselstaat verwandeln, der anderen Ländern zum Beispiel gereicht", kündigt auch Energieminister Rashid Beebeejaun an.

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