OECD: Bauern müssen produktiver werden

(c) Clemens Fabry
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Die Welt braucht in den kommenden Jahrzehnten 200 Millionen Tonnen Fleisch und eine Milliarde Tonnen Getreide zusätzlich, sagt die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Wien/Hie. 900 Millionen Menschen auf der Welt haben nach wie vor keinen Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln. Die anderen können sich immer mehr Lebensmittel leisten, und auch immer hochwertigere. In den nächsten 40 Jahren werden eine Milliarde Tonnen Getreide und 200 Millionen Tonnen Fleisch zusätzlich gebraucht. Das komme einer Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion um 60 Prozent gleich, haben die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Welternährungsorganisation FAO errechnet. „Kann die Versorgung mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten?“, fragen sie in ihrem aktuellen Agrarausblick.

Die Antwort lautet: Ja, aber dafür müssen sich die Bauern und Agrarkonzerne der Welt anstrengen. Vor allem jene in den Industrieländern. Während die Entwicklungsländer nämlich aufholen, wächst die Produktion in den reichen Staaten nämlich nur noch schwach. In den zurückliegenden Jahrzehnten produzierte die Landwirtschaft weltweit jedes Jahr über zwei Prozent mehr als im Jahr davor. In den kommenden zehn Jahren wird sich diese Rate auf 1,7 Prozent senken. Den größeren Anteil daran werden die heutigen Entwicklungsländer schultern.

Geflügel gefragter als Schwein

Und so wird auch der Anteil der Entwicklungsländer am Welthandel mit Agrarprodukten zunehmen. Im Jahr 2021 werden die Länder um Brasilien, China, Indonesien, Thailand, Russland und der Ukraine den überwiegenden Teil von Reis, Gemüse, Zucker, Fleisch und Fisch exportieren. Denn diese Länder hätten die entscheidenden Investitionen getätigt, um ihre Landwirtschaft zum Produzieren anzutreiben, so die Autoren.

Vor allem Asien und Lateinamerika werden wegen der stark wachsenden Einkommen den weltweiten Hunger nach Fleisch antreiben. Vor allem steigen werde der Bedarf an Geflügel, weil es günstig und leicht zu bekommen ist. In der nächsten Dekade werde die Nachfrage nach Geflügel jene nach Schweinefleisch überholen. Auch Milchprodukte werden beliebter: Die Entwicklungsländer verbrauchen bis zum Jahr 2021 um 30 Prozent mehr Käse, Joghurt und Co. China und Indien bauen die Erzeugung von Milchprodukten stark aus, sodass die Entwicklungsländer schon nächstes Jahr mehr davon produzieren werden als die Industriestaaten.

Nach den Rekordständen der Jahre 2007 und 2008 hätten sich die Preise für Agrarrohstoffe nun beruhigt, würden aber wegen der wachsenden Nachfrage und der gestiegenen Produktionskosten dauerhaft höher bleiben als in den Jahren davor. Das sei vor allem für jene Menschen problematisch, die ohnehin schon unter extremer Armut leiden, sagte FAO-Direktor José Graziano da Silva. Das müsse ein zusätzlicher Anreiz sein, produktiver zu werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2012)

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